Kurz nach dem Zeltplatz erstreckt sich der gewaltige Strand. Besonders schön ist es hier, wenn die Sonne auf oder unter geht. Das ganze Wasser ist in ein sanftes Rot getaucht und die Sonne spiegelt sich darin.

"Aiden?" Suchend ließ Mi ihren Blick über die Umgebung gleiten. Der Sand gab leicht unter ihren Schuhen nach und fühlte sich selbst durch die Sohlen heiß an. Hier wuchs nicht viel, nur ein paar dürre Sträucher, doch überall lagen zerbrochene Muschelschalen herum. "Wo bist du?"

Aiden schlich auf leisen Pfoten hinter Mi her, die sich suchend umblickte. Der Spieltrieb der Raubkatze war geweckt und so kam er langsam näher, bevor er rasant beschleunigte und mit einem gestreckten Satz über Mi hinwegsetzte. Vor ihr drehte er sich zu ihr um und blickte sie erwartungsvoll aus goldgesprenkelten grünen Augen an.

Wenn Mi sich erschreckt hatte, so zeigte sie es nicht. "Da bist du.", sagte sie leise. "Wäre ja eine Schande, wenn ich dich auch noch verlieren würde." Doch so unachtsam konnte man gar nicht sein, oder?
"Willst du schwimmen gehen?", fragte sie.

Helizia saß am Strand und sah auf die weite blaue Fläche hinaus. Gelegentlich kam eine Welle bis zu ihren nackten Füßen und spülte das Salzwasser um sie herum. Vollkommen in Gedanken beachtete sie die beiden Mitschüler nicht, sondern starrte ins kühle Nass. Sie ließ den Sand durch ihre Hand rieseln.

Das kalte Wasser um floss Delaynes Füße, sie spürte den weichen Satnd unter den Zehen.
Sie schenkte Alysha ein kleines Lächeln. "Ich hoffe ich kann dich beruhigen, dass ich mich gerade besser fühle, als ich mich in meinem Leben bis vor kurzem Gefühlt habe.", sagte das Mädchen. Und es stimmte, trotz ihrer Schmerzen im Rücken, hatte sie sich bis vor kurzem noch nie so gut gefühlt, und Schmerzen hatte sie schon früher gehabt.

Aya lief ebenfalls auf das Wasser zu, seitlich von Mi und Aiden und kniete sich kurz vor dem Wasser hin, sodass ihre Füße noch auf trockenem Grund standen, aber der Saum ihres Kleides die Oberfläche durchbrach. Vorsichtig tauchte sie die Fingerspitzen ins Wasser.

Alysha lächelte schief. "'Besser' muss nicht unbedingt gut heißen, oder?" Sie fühlte die Brandung um ihre nackten Knöchel. Das Meer lockte sie, doch schwimmen wollte sie nicht. Sie wollte bei Delayne bleiben. Nicht allein sein.

Aiden legte den Kopf leicht schief, ging einige Schritte auf Mira zu und stupste sie mit der Schnauze an, als wolle er sagen: 'Hey, du verlierst mich schon nicht.'
Ihre Frage ließ ihn das Fell sträuben, ein Fauchen entwich seiner Kehle. Manche Gestaltwandler mochten das Wasser, aber Aiden hatte es schon immer gehasst.

"Das heißt jetzt entweder 'Nein, ich will nicht schwimmen' oder 'Ich habe Hunger und ich fresse dich jetzt'.", stellte Mira nüchtern fest. "Aber warum solltest du zum Meer gehen, wenn du nicht schwimmen willst?" Sie selbst konnte nicht schwimmen. Ihre großen, weißen Flügel würden sie unweigerlich in die Tiefe ziehen.

Aiden gab einen rauen Laut von sich, der beinahe wíe ein Lachen klang- wenn Großkatzen lachen könnten.
Nein, er wollte Mira nicht fressen und Hunger hatte er eigentlich auch keinen. Zumindest im Moment nicht.
Warum er zum Meer gehen sollte, wenn er nicht schwimmen wollte? Weil er den weichen Sand unter seinen Pfoten liebte, weil er das Glitzern des Wassers wunderschön fand, auch wenn er nicht darin schwimmen wollte.
Er drehte sich im Kreis, seine Pfoten wirbelten Sand auf, hinterließen Spuren im weichen Boden, die gleich wieder zerflossen. Seine Hinterbeine sanken ein und er legte sich hin, genoss die Wärme an seinem Fell.
Schnurrend schloss er die grünen Augen.

"Und das heißt jetzt..." Mira brach ab und gab auf. Sie strich ihren Umhang glatt und setzte sich dann im Schneidersitz in den Sand, gegenüber von Aiden. "Ich verstehe euch Großkatzen einfach nicht." Seltsam dass er ihr als Tier sympathischer war als als Mensch. "Bist du eigentlich ein Tier, das sich in einen Menschen verwandeln kann, oder ein Mensch, der sich in ein Tier verwandeln kann?"

Hätte er es gekonnt, hätte er gekichert. Aber erstens war er ein Leopard und Leoparden kicherten nicht und zweitens war kichern unmännlich. Man schmunzelte. Oder lachte. Aber kichern?
Nun, jedenfalls verwunderte es ihn nicht weiter, dass sie ihn und damit Großkatzen nicht verstand. Sie war schließlich ein Mensch. Oder zu welcher Rasse auch immer man Engel zählte.
Aiden öffnete träge ein Auge und fixierte Mira damit, während er über ihre Frage nachdachte. War er ein Tier, das sich in einen Menschen verwandelte, oder ein Mensch, der sich in ein Tier verwandelte?
Gestaltwandler wurden als Tiere geboren, wuchsen als Tiere auf und starben als Tiere. Sie lebten in Rudeln, oder einzeln, je nach ihrer Rasse, übernahmen die meisten Verhaltensweisen ihrer Rasse...
In seiner menschlichen Form verspürte Aiden immer schnell den Drang sich in einen Leopard zu verwandeln, als Leopard störte ihn einzig und allein seine Unfähigkeit zu reden.
Er tendierte mehr dazu, die erste Möglichkeit zu wählen. Ein Tier zu sein, dass sich in einen Menschen verwandeln konnte. Aber um zu antworten, musste er sich wohl oder übel verwandeln. Ein lautloser Seufzer, aufkommender Wind, Wirbel um ihn herum und Aiden saß- oder besser lag- Mira gegenüber.
"Ich denke ich bin ein Tier, das sich in einen Menschen verwandeln kann", beantwortete er ihre Frage.
"Ich wurde als Tier geboren, wuchs als eines auf und werde als eines sterben", wiederholte er seine Gedankengänge laut. "Wäre es andersherum, sollte ich mich als Mensch wohlfühlen, oder? Das tue ich aber nicht."

Mira erschrak nur ein bisschen, als plötzlich wieder ein Mensch vor ihr saß. Sie zuckte mit den Achseln. "Ich fühle mich als Mensch auch nicht wohl." Die unausgesprochene Wahrheit, dass sie gar kein Mensch war, spielte keine Rolle. Man konnte sie auch nicht Engel nennen.
Sie fragte sich, ob Aiden log. Er wirkte so menschlich. Wenn er denn als Mensch herumlief. Vielleicht wusste er gar nicht, was er war. So wie sie. Irgendwann in all den Jahren hatte sie vergessen, wie sie wirklich einst ausgesehen hatte.

"Da ich mich noch nie besser gefühlt habe, heißt das in diesem Fall eigentlich schon 'gut'", antwortete Delayne.
"Wie fühlst du dich denn?", fragte sie dann, nicht nur um Konversation zu machen.

Haluzki setzte sich auf einen Stein nahe am Wasser. Von dort aus hatte sie alle Schüler im Blick und konnte im Notfall eingreifen.
Das Meer rauschte und lockte, doch die Sicherheit der Schüler war wichtiger.

"Seltsam.", entgegnete Alysha nachdenklich. Sie fand derzeit nicht die Worte, um ihr Innerstes zu beschreiben. Sehnsüchtig. Verliebt. Traurig. Allein. Erfüllt und gleichzeitig nicht komplett. Irgendwie hohl. So als wäre sie zur falschen Zeit am richtigen Ort. Nicht genug Worte.
Sie seufzte. Schon bald würde diese seltsame Gelassenheit wieder verschwinden und dann musste sie sich all den Fragen stellen, die sie jetzt noch verdrängte. Was kommt nach dem, was eigentlich das Ende sein sollte? Wohin geht man, wenn man nicht zurückkann? Gibt es ein Leben nach Eleyn?
Bei der letzten Frage musste sie schmunzeln. Es klang alles so melodramatisch. Warum konnte sie nicht einfach darüber hinwegkommen? Aber Al hatte in der Vergangenheit vom Glück gekostet und nun musste sie feststellen, dass es süchtig machte. Zu dumm, dachte sie. Das hätte man ihr besser vorher mitteilen sollen. Und doch, hätte es irgendetwas geändert, wenn sie gewusst hätte, was auf sie zukam?
"Wünschst du dir manchmal, du könntest die Zeit zurückdrehen, nur um ein paar Jahre? Um eine einzige Sache zu ändern?"
Ihre Gedanken schweiften ab zum Hier und Jetzt. Zelten. Die Mordo Fea, die irgendwo dort draußen lauerten. Die Gefahr und die Angst. Wie schon einmal... Schon bald würde die Welt wieder im Chaos versinken. Mit Al mittendrin.

Erst zehn Minuten später wurde Mira klar, dass sie wohl keine Antwort zu erwarten hatte. "Und jetzt?", fuhr sie fort. "Lassen wir uns einfach den ganzen Tag die Sonne auf den Bauch scheinen?" Irgendwie war die Vorstellung verlockend. Aber das konnte sie nicht. "Und Ayannah wird alleine im Wasser herumtollen müssen.", stellte sie leicht spöttisch fest. Sie mochte die Mitschülerin seltsamerweise nicht.

Aiden warf ihr einen langen Blick zu und streckte sich dann genüsslich im warmen Sand aus, die Hände am Hinterkopf verschlungen. "Mhm, die Vorstellung hat was", meinte er, die grünen Augen schlossen sich.
"Aber vermutlich sollten wir uns eine Beschäftigung suchen...Im Wasser herumtollen fällt in der Tat weg."
Sein Tonfall war im Gegensatz zu Miras nicht im Geringsten spöttisch, es tat ihm Leid, Ayannah so alleine zu lassen. Aber er konnte Wasser nun einmal nicht ausstehen, daran war nicht zu rütteln.

Plötzlich schnupperte Mi, als hätte sie und nicht Aiden die Raubtiernase. "Es riecht nach Essen.", stellte sie fest. Sie drehte sich um und legte die Hand über die Augen, um nicht von der Sonne geblendet zu werden. Sie sah Darren mit mehreren Schülern, die an einem Lagerfeuer zugange waren. "Sieht so aus, als würden die gerade Mittagessen machen.", sagte sie. "Hast du Hunger?"

(ayaaaaa du lebst^^)

(*lach* jap und ich hab sogar mit penny gepostet^^)

Aiden stützte sich auf den Ellenbogen auf und drehte den Kopf, ebenfalls schnuppernd. Seine feinen Sinne trugen ihm den Geruch von Essen zu und das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Er wollte Mira antworten, wurde aber vom leisen Grummeln seines Magens unterbrochen. Schmunzelnd sah er sie an. "Ich schätze schon."
In einer flüssigen Bewegung erhob er sich vom Boden und klopfte sich den Sand von der Kleidung.
"Sollen wir nachsehen gehen, ob sie uns etwa abgeben?", fragte er und hielt Mira die Hand hin, um sie hochzuziehen.

(ich freeeeeeu mich^^)

"Das werden sie.", sagte Mira nachdenklich. "Ich glaube, Darren ist recht großzügig." Sie musste Aidens Hand lange anstarren, um überhaupt zu verstehen, was er damit wollte, und noch länger um diese eigentlich einfache Entscheidung zu treffen. Dann stützte sie sich mit den Händen auf dem weichen Sand ab und stand ohne seine Hilfe auf. Sie wusste, dass sie ihn damit auf eine Art vor den Kopf stieß, aber sie konnte nicht anders.
Es ist nur eine Geste, redete Mi sich ein. Sie hat keinerlei Bedeutung.

Aya hatte der Unterhaltung der beiden gelauscht und konnte nicht anders... konnte nicht umhin...
Was war los mit ihr? Woher kam dieses Gefühl, das sie nicht richtig zuordnen konnte, das Gefühl der Einsamkeit? Obwohl sie hier mit zwei anderen saß... Sie fühlte sich ausgeschlossen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich ausgeschlossen gefühlt! Es war etwas völlig neues und Aya konnte nicht sagen, dass es ihr gefiel.
Wenn sie mich nicht einbeziehen... ich zwinge sie ganz bestimmt nicht. Aya blieb sitzen, den Blick aufs Meer gerichtet. Vielleicht konnte sie die Zeit zum Nachdenken nutzen.

"Hey Aya." Kay verharrte zwei Schritte hinter dem Mädchen, in sicherer Entfernung zur Brandung. Das Meer rief ihn mit rauschenden Wellen und schaumgekrönten Wogen. Doch er würde dem nicht nachgeben. Er konnte gar nicht. Trotz all seiner Liebe zum Wasser und besonders zum Ozean, der doch ein Stück Heimat für ihn darstellte, hatte er ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Er wusste nicht genau, wie weit sie von den Unterwasservierteln seiner Heimatstadt entfernt waren.

Aya zuckte zusammen und schob sich fahrig eine Haarsträhne hinters Ohr.
"Hey Kay." Sie lächelte und wies auf den Boden neben sich, eine Aufforderung an Kay, sich zu setzen. Vielleicht fühlte sie sich von Mira und Aiden ein wenig ausgegrenzt, aber sie hatte trotzdem Freunde. Kay und Penny... aber auch das tat weh.