Aiden beantwortete wie zufällig ihre unausgesprochene Frage. Während Mi noch überlegte, wie sie ihm erklären sollte, dass sie keine Erdbeeren mochte, ohne ihre Fähigkeit erwähnen zu müssen, erledigte sich das Problem von selbst. Aiden begann eine Art Wasserschlacht mit Celia und das, obwohl er doch nach Eigenaussage gar kein Wasser mochte. Mi ordnete das Mädchen, das selbst ein Paar winzige Flügel besaß, in die Kategorie "Kichernd und oberflächlich" ein. Aber sie konnte sich auch irren.
"Du magst sie wirklich, was?", sagte sie leicht resigniert, obwohl gar niemand mehr in der Nähe war, der sie hören konnte.

(Oh nein! ich bin schon wieder böse... *sich auf die Finger hau*, nimm das nicht ernst, dana, mi irrt sich^^)

"Dann ist ja gut", meinte Aiden und ließ Celia wieder los, nicht ohne ihr durch die Haare zu strubbeln. Auf ihre empörten Laute hin, streckte er ihr nur die Zunge raus und turnte durch den Sand zurück zu Mira. Und turnte war dabei wörtlich zu nehmen. Gut gelaunt begab er sich von einer Rolle vorwärts in den Handstand und lief auf seinen Handflächen weiter. Es hatte durchaus Vorteile ein Gestaltwandler zu sein: Man lernte seinen Körper zu kontrollieren. Vor Mira blieb er stehen, musterte sie, während die Welt kopfstand.
"Kopfüber sieht die Erdbeere wie ein Trichter aus", meinte er nachdenklich. "Wie ein roter Trichter."
Das seine Aussage ziemlich konfus klang, merkte er erst im Nachhinein, revidierte sie aber nicht.

Celia lächelte ihn breit an und schlug nach ihn, jedoch sanft, als er durch ihre Haare wuschelte. "Du bist gemein." schmollte sie und schaute ihm nach als er sich mit einem Handstand weiter zu Mira fortbewegte. "Angeber!" rief sie ihm lachend nach und rannte dann wieder ins angenehm warme Wasser. Einmal tauchte sie unter, dann wieder auf. Hope war immer noch nicht da. Wo blieb er nur?

Als Aiden zu ihr zurückkehrte, legte Mi den Kopf schief und musterte ihn wie eine seltene Kuriosität. Eine Fleisch gewordene Sehenswürdigkeit. Sein Kommentar entlockte ihr ein schwaches Lächeln. "Und ich nehme an, ich sehe aus, als würde ich gerade im Kopfstand meditieren?"
War er schon fertig mit Celia? Mi wusste nicht, ob es seine Art war Menschen einfach so den Rücken zuzudrehen. Aiden sah sie immer noch an, seine Haare hingen nach unten und streiften den Sand. Alles an ihm wirkte verkehrt. Verkehrt herum, logischerweise.
Einen Moment lang verspürte Mi das Bedürfnis laut loszulachen. Aber sie tat es nicht. Natürlich nicht.
"Immer so ernst..." Kido lachte in ihren Gedanken. "Dabei ist das Leben dazu da, um Spaß zu haben."
Nein., entgegnete Mi müde. Das ist es nicht...
Das Leben war dazu da, enttäuscht zu werden.

Aiden musterte sie genauer und erwiderte damit ihrem forschenden Blick, mit dem sie ihn bedachte, als wäre er eine Seltenheit. Hatte sie noch nie jemand gesehen, der kopfüber "herumstand"? Er konterte ihr schwaches Lächeln mit einem strahlenden und nickte, was fast dazu geführt hätte, dass er umfiel. Gerade noch so fing er sich ab. "Wer sagt denn, dass du nicht gerade wirklich im Kopfstand meditierst?", fragte er sie. "Vielleicht ist die Welt so herum, wie wir sie kennen, verkehrt herum? Vielleicht ist das hier das "Richtig rum"?"
Diese verqueren Gedanken von sich gebend, bewegte er sich im Kreis um Mira herum, dabei alte Lieder seines Volkes vor sich hinsummend. Warum er das tat, wusste er nicht, er wusste nur, dass es ihm gerade gefiel.
Und das war es doch, was zählte.

"Das gefällt mir.", sagte Mi und ihr Lächeln wurde eine Spur breiter. Woher sollte man wissen, ob die Welt, die einen umgab, real war? Vielleicht war die Wirklichkeit eine vollkommen andere, unerforschte.
"Aber ich schätze mal, du solltest besser dein Mädchen im Auge behalten. Sonst ertrinkt sie noch." Wäre doch zu schade, fügte sie in Gedanken hinzu.

"Mein Mädchen?", wiederholte Aiden und runzelte die Stirn. Ihm ging auf, dass Mira Celia meinte, lächelnd schüttelte er den Kopf. "Also erstens ist sie nicht mein Mädchen- ich glaube, Hope hätte das was dagegen (), zweitens kann sie hoffentlich schwimmen, denn drittens wäre eine Rettungsaktion von meiner Seite peinlich für alle Beteiligten." Er ertrug Wasser nur in minimalen Mengen und die nasse Umarmung hatte ihm für heute gereicht. Und schwimmen...er konnte es zwar, doch das nicht besonders gut. Wahrscheinlich würde er bei dem Versuch jemanden zu retten selbst ertrinken.
Er nahm Mira genauer in Augenschein, denn ihr Tonfall und die Wortwahl irritierten ihn ein wenig. War da etwa jemand eifersüchtig? Aiden hütete sich, seine Gedanken laut auszusprechen, erfahrungsgemäß reagierten Mädchen da ganz schlecht drauf.

"Wer ist Hope?", fragte Mi neugierig. Hope, die Hoffnung, das klang so zuversichtlich. Wer verbarg sich hinter diesem Namen? Hieß einer der Schüler so? Sie glaubte, den Namen im Unterricht schon einmal gehört zu haben, aber sie hatte sich kein Gesicht dazu gemerkt. Es fiel ihr generell schwer sich die Namen ihrer Mitschüler zu merken, vor allem da sie bisher mit den wenigsten ein Wort geredet hatte. So viel zu ihren Vorsätzen...
"Du kannst nicht schwimmen?", fügte sie dann überrascht hinzu.

"Hope..." Aiden überlegte, wie er Mira erklären sollte, wer Hope war. "Der freche blonde Junge, der sich wie Celias Schatten benimmt? Ein Wunder, dass er noch nicht hier ist. Naja, jedenfalls, du hast ihn schon gesehen. Er war der 'Grillmeister' beim Essen und auf dem Parkplatz stand er ganz in meiner Nähe."
Auf ihre zweite Frage hin verog er ein wenig das Gesicht. "Ich kann schwimmen", sagte er, sein Tonfall machte aber klar, wie er zu dem Thema stand. "Ich tue es nur nicht besonders gerne. Katzengene."
Er zuckte die Schulter und lächelte ein wenig verlegen.

"Menschen können keine Schatten sein.", entgegnete Mi leise. Und noch leiser. "So sehr sie sich das auch wünschen." Schatten konnten einem überallhin folgen. Bis in die Unendlichkeit.
Was sollte das denn schon wieder? Unwirsch schüttelte Mira den Kopf, um die trüben Gedanken loszuwerden.
"Nun, dann hast du mir schon mal etwas vorraus:", sagte sie leichthin zu Aidens letzten Sätzen.

Aiden ließ sich hintenüber kippen, bis er in der Brücken-Haltung war und sah Mira so an. Ihre leisen Sätze stimmten ihn nachdenklich, hatte er sich doch schon oft gefragt, ob es eine Möglichkeit gäbe, jemanden für immer zu begleiten, ohne Grenzen. Er schüttelte die tristen Gedanken jedoch ab und konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt.
"Wenn du...wenn du möchtest, bringe ich es dir bei", bot er ihr an. Warum er das tat, wusste er nicht so genau, vermied er doch sonst das Wasser so gut es ging. Aber irgendwie erschreckte ihn die Vorstellung, dass Mira vielleicht einmal ohne schwimmen zu können in einem Gewässer landete.

Während Mi sich noch fragte, ob Aidens Knochen wohl aus Kautschuk bestanden, wandte sie den Blick ab und sah hinüber zum Meer. Dem großen, blauen, weiten unendlichen Meer.
"Das ist nicht der Punkt, wirklich.", entgegnete sie ausweichend, erklärte sich aber nicht. "Ich meine, das ist sehr freundlich von dir und alles..." Mi sah ihn nicht an.
Sie wusste nicht, ob sie wollte, dass er nachfragte, oder nicht. Warum zu verbergen suchen, was offensichtlich ist?

Kay hatte sich an einer der abgeschiedenen Ecken des Strandes niedergelassen. Erst der Streit mit Penny, dann der Usui, der fast eskaliert wäre, und schließlich hatte sogar Ayannah entnervt die Flucht ergriffen. Nun lag er bäuchlings auf dem Sand, den Kopf auf die Arme gebettet, und wollte nur noch seine Ruhe.
Er hatte Kopfschmerzen und ihm wurde schlecht, wenn er daran dachte, wie knapp er vorhin davor gewesen war Usui zu schlagen. Er war wohl wirklich gerade dabei den Verstand zu verlieren.

[Nach dem Zeitsprung]

Penny war wütend. Sehr wütend. Diese beiden Idioten! Sie konnte immer noch nicht fassen, was sie da vorhin auf dem Weg zum Lagerfeuer beobachtet hatte. Kay und Usui hatten sich gestritten und es nicht eine ihrer harmlosen Diskussionen gewesen, sie waren kurz davor gewesen einander an die Kehle zu springen.
Diese Neandertaler! Fassungslos schüttelte sie den Kopf, während sie den Strand entlang stapfte. Nun war sie auf der Suche nach den beiden Hitzköpfen, um ihnen die Leviten zu lesen. Dieser ewige Krieg zerrte an ihren Nerven, denn sie mochte beide sehr gerne. Nein, korrigierte sie sich gedanklich. Sie mochte Usui sehr gerne. Aber Kay...ihn liebte sie. Wenn er ihr es nur nicht so schwer machen würde!
Sie erinnerte sich an die Satzfetzen, die sie aufgeschnappt hatte: "Sie ist kein Objekt dass man gewinnen kann" "Wenn du ihr wehtust, dann tue ich dir weh"
Penny schloss die Augen und seufzte. Das war doch alles lächerlich und sie wusste nicht einmal, von wem die beiden denn jetzt sprachen. Natürlich hatte sie da so ihre Vermutungen, aber das wäre dann doch zu schön um wahr zu sein. So einfach war es gewiss nicht. Nichts war einfach, seit sie an diese Schule gekommen war und sie ertappte sich dabei, wie sie sich ihre Familie herwünschte. Das war ein soviel friedlicheres Chaos.
Als sie die Augen wieder öffnete, bemerkte sie überrascht, dass ihre Füße sie weiter getragen hatten, weit weg von den anderen. Und wenige Meter vor ihr lag jemand bäuchlings im Sand. Kay.
Penny kam näher, bis sie direkt neben ihm stand, verschränkte die Arme vor der Brust und räusperte sich ,um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.

Kay hob den Kopf nur minimal. Wer auch immer das war, er hatte keine Lust auf Gesellschaft. Wozu suchte man sich denn sonst den abgelegensten Fleck des Strandes?
Er schirmte mit der Hand seine Augen gegen die tiefstehende Sonne ab und erkannte Penny. Ausgerechnet!
War er denn noch nicht gestraft? Warum schienen die Leute, denen er aus dem Weg gehen wollte, ihn regelrecht zu verfolgen?
"Ja?" Missmutig hob er eine Augenbraue. Man konnte schließlich auch Hallo sagen, bevor man ihn belästigte.
Sein Kopf dröhnte nun noch heftiger.

Delayne kam wieder an den Strand. Die Sonne war gerade im Begriff unterzugehen und spiegelte sich in der Wasseroberfläche.
Das Mädchen ging langsam auf das Meer zu. Sie sah sich um, doch Hope war nich nicht hinter ihr. Tortzdem ging sie weiter. Schließlich war Celia schon im Wasser.
Delayne zog ihre Schuhe aus und krempelte ihre Hosebeine hoch. Dann ging sie einige Schritte durchs Wasser auf Celia zu.
"Es ist warm.", stelle sie überrascht fest.

Celia öffnete langsam die Augen als das Wasser anfing, um sie herum zu wabern. Es war Delayne, die das verursacht hatte. "Ja, es ist wirklich schön warm. Aber kein Wunder bei der heutigen Wärme." sagte sie lächelnd und schaute in die Sonne, nicht aber ohne ihre Augen leicht mit der Hand abzuschirmen.

Ruby und Hope kamen an den Strand. Die abendliche Sonne spiegelte sich auf dem Wasser und er entdeckte Delayne udn Celia. "Komm." Er lächelte freundlich, zog seine Schuhe aus und rannte fröhlich hüpfend über den heißen Sand zum Meer hin. Im Gehen zog er sein T-shirt über den Kopf ´- er hatte schon eine Badehose an- und rannte in das Wasser rein. Es spritzte als er sich in die Wellen fallen ließ. Er hörte wie Celia aufquietschte und sah aus dem Augenwinkel wie Delayne sich aus Reflex die Arme vors Gesicht hielt. Hope tauchte kurz unter und kam dann mit tropfnassen Haaren wieder an die Oberfläche. "Hey.", begrüßte er seine Freundinnen und grinste sie an.

"Hope.", sagte Delayne nur. "Das musste jetzt nicht sein, oder?"
Sie wischte sich die Wassertropfen aus dem Gesicht.
"War einer von euch schonmal am Meer?", fragte sie in die Runde

Layne nahm immer alles so ernst. Verstand sie keinen Spaß? Er ließ sich nach hinten fallen und auf dem Rücken treiben. "Schon öfters. Aber das letzte Mal vor einem Jahr.", antwortete er und sah in den blau-roten Himmel.

Celia wurde plötzlich nass gemacht. Sie quietschte auf, tauchte kurz unter, dann wieder auf. Genau wie vorhin bei Aiden. "Hope." beschwerrte sie sich, schwamm um ihn herum, tauchte ihn dann unter als er so über das Wasser trieb. "Du bist gemein. Mich einfach so zu .." Sie stöhnte genervt auf. "Du hast mich erschrcekt." Ja, Hope hatte sie erschreckt. Das,w as er die ganze Zeit gewollt hatte. Sie schaute zu Delayne. "Ich noch nie." meinte sie. In ihrer Gegend gab es immer nur einen See und ein oder zwei kleine Teiche.

Hope schnappte nach Luft als Celia ihn untertauchte. Prustend kam er wieder nach oben und grinste sie an. "Seid ihr alle wasserscheu oder was ist los?" Er sah die beiden mehr oder weniger vorwurfsvoll an und drehte sich um und tauchte wieder unter. Das Wasser hatte eine angenehme Temperatur.

"Nein." meinte Celia. "Aber ich wurde heute bereits erstens ins Wasser geschubst und zweitens hat man mich schon einmal erschrcekt, sodass ich unglücklicherweise untergetaucht bin." erklärte sie ihm und warf einen Blick zum Strand, wo sich Aiden und Mira befanden. Dann fiel ihr etwas ein. "Hat wer Lust auf ein kleines Wettschwimmen?" fragte sie begeistert in die Runde.

"Das letzte Mal als ich Wasser war, war nicht gerade ein Vergnügen.", antwortete Delayne, als Hope für einen Moment wieder auftauchte.
"Außerdem war ich noch nie am Meer.", fügte sie hinzu.

Hope starrte Delayne länger als einen Moment an. Sie musste wirklich schlimmes durch gemacht haben. Aber er würde nicht fragen.
Er drehte sich zu Celia und ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. "Ooookaaaaaaaay. Wenn du dich mit mir anlegen willst." Hope machte eine typisch lässige Jungen-Bewegung mit dem Kopf, so dass seine Haare jetzt wieder auf dem richtigen Platz lagen.