"Warum bist du wieder hier?"

Eine leise Brise fegte über die Wiese und ließ die Blumen und Gräser tanzen. Vivalie fühlte sich ein wenig verloren. Es war seltsam Alysha nach so langer Zeit wiederzusehen... seltsam und schön.
"Ich weiß es nicht.", sagte sie schließlich. "Diese Schule hat mir gefehlt. Die Menschen haben mir gefehlt." Sie sah Alysha an und in ihrem Blick lag etwas trauriges, um Verzeihung bittendes. "Ich weiß, das ich nicht hätte kommen sollen."
Dann schwieg sie wieder. Sie bereute es, Alysha damals nicht in ihr Vorhaben eingeweit zu haben, und noch immer hatte sie Zweifel... tat sie das richtige?

Alysha fragte sich, ob es wohl angebracht war, Vivalie zu umarmen. Sie hätte es gerne getan. Doch sie war sich fast sicher, dass Viv sie wegstoßen würde. War es denn ein Wink des Schicksals, dass sie sich gerade hier wieder trafen, nach all den Jahren?
"Ich glaube kaum, dass einer von uns beiden hier noch erwünscht ist.", sagte Alysha und ihre Stimme klang spröde. Sie biss sich auf die Lippen. "Du bist nicht die einzige, die fortgegangen ist.", flüsterte sie und meinte damit doch etwas ganz anderes.

Überrascht sah Vivalie auf.
"Wie meinst du das?", flüsterte sie. "Du bist auch gegangen... Warum? Was ist passiert?"
Die Erinnerung an die letzten Stunden an dieser Schule vor 5 Jahren stieg in ihr auf, doch Viv drängte sie zurück. Verdrängung. In so etwas war sie immer gut gewesen. Sie hatte sich eingeredet, dass es das Richtige wäre, zurürck zu kehren, wo solle sie sonst auch Kontrolle erlernen, wenn nicht hier? Aber wie viele Leben würde das noch kosten?

Alysha schloss die Augen und spürte den Wind auf ihrem Gesicht. "Soll das eine Frage sein?" Der Wind verstärkte sich, nahm ab und zu, wie sie es wollte. Solche Momente waren selten geworden, in letzter Zeit. "Wenn du es genauer wissen willst, musst du dir die Gebäude des Westflügels ansehen(ka, wo der sein soll^^). Sie haben nicht alles repariert..."

(gilt deine sig auch für darren und alysha? )

"Oh.", murmelte Viv. "Du hast recht... es scheint tatsächlich so, als wären wir nicht gerade erwünscht." Sie ließ den Blick über die Wiese schweifen. Dann stellte sie eine Frage, die ihr schon länger auf der Zunge brannte.
"Haben sie... haben sie Sorrow gefunden?", fragte sie und fürchtete sich vor der Antwort.

(gerade für die beiden andere Freunde hat Viv ja eh nicht... XDD)

Alysha schluckte schwer, als sie an die Geschehnisse von damals dachte. Alles war plötzlich irgendwie schief gelaufen und hatte in einer Katastrophe geendet. Sie wusste, sie durfte sich keine Vorwürfe machen, aber...
Sie hatte es doch kommen sehen, sie hatte es gewusst! Wenn sie nur etwas früher gekommen wäre, damals... Hätte sie es verhindern können?
"Ja.", sagte sie heiser. "Darren wird sie wohl gefunden haben. Es gab eine Gedenkfeier und all das. Aber ich weiß nicht, was sie mit... mit ihrem Körper gemacht haben..." Sie brach ab, als die grauenvollen Bilder vor ihren Augen wieder aufstiegen.

Viv wandte den Blick ab.
"Es ist so.. unwirklich, wieder hier zu sein.", flüsterte sie. "Es ist irgendwie nicht richtig. Aber ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Wahrscheinlich werden sie mich sowieso der Schule verweisen. Sie werden zwei Morde nicht durchgehen lassen." vivalie sah zu Alysha hinüber, fast hoffte sie, das diese ihr sagen würde, was sie tun sollte...

Alysha schüttelte den Kopf. "Es war nie deine Schuld." Nein, das war es wirklich nicht... dieses Mal war es meine...Sie dachte an Sorrow, an ihre gute Laune und ihr Lächeln, daran dass sie einfach alle gemocht hatte, ohne sie jemals zu hinterfragen, und ihr wurde kalt ums Herz. Sie unterdrückte die Tränen, die ihr in die Augen stiegen.

(du weißt aber schon dass sie das nicht tun werden? xD)

Auch Vivalie kämpfte mit den Tränen.
"Doch.", sagte sie mit belegter Stimme. "Wenn ich in den letzten Fünf Jahren etwas gelernt habe, dann, das man nicht vor sich selbst fliehen kann. Ich habe akzeptiert, das diese Fähigkeit" - noch immer sprach aus diesem Wort so viel Bitterkeit - "zu mir gehört, wie alles andere auch. Allein dadurch, das ich existiere, bringe ich die Menschen um mich herum in Gefahr. Auch dich Alysha, und Darren, und das tut mir leid."
Viv fühlte sich schlecht. Jedes einzelne ihrer Worte erinnerte sie daran, das sie gar nicht erst hätte kommen sollen. Was tat sie jetzt schon wieder? Plötzlich wollte sie nichts anderes, als wieder gehen, aber irgendwie wollte sie Alysha nicht zurücklassen.
Wie dumm... dachte sie. Gerade dadurch könnte ich sie retten.

(Natürlich )

So spontan, wie sie es früher nie gewesen war, umarmte Alysha Vivalie. Was auch immer passiert ist - und es ist viel passiert - sie bleibt doch meine Freundin. Daran können auch fünf Jahre und die Grausamkeit des Schicksals nichts ändern...
"Weißt du, was ich gelernt habe?", sagte sie leise und hatte nun doch Tränen in den Augen. "Dass auch es auch für Menschen wie uns etwas anderes geben kann. Dass wir nicht zwingend die Bösen sein müssen, sondern auch etwas Gutes bewirken können. Ich hab erfahren, was Glück wirklich ist..." Sie brach ab und unterdrückte das Schluchzen, das in ihr aufstieg. ...und wie schnell es einem genommen werden kann. Du hast dich so verändert, Alysha. In den ersten Jahren nach deiner Flucht von hier... und jetzt schon wieder. Früher hätte man dich nie so leicht zum Weinen gebracht., dachte sie bitter.

Vivalie schloss kurz die Augen uns spürte, wie sehr sie Alysha vermisst hatte. Wie einsam sie gewesen war.
"Dann bist du ein ganzes Stück weiter als ich...", erwiderte sie, noch immer ohne die Augen zu öffnen.

"Nein.", sagte Alysha schnell mit einer so rauen Stimme, dass sie ihr fremd vorkam. Ihr ganzer Körper versteifte sich. "Das bin ich nicht." Das war ich vielleicht. Doch das ist das Tragische am Glück. Meistens existiert es nur in deiner Erinnerung...

Viv seufzte. "Auch wenn du jetzt nicht mehr glücklich bist, du hattest es zumindest, wenn vielleicht auch nur kurz."

Alysha ließ Vivalie los; sie wusste selbst nicht so genau, warum, denn eigentlich hatte ihr die Umarmung Trost gespendet. Vielleicht war es einfach das, dass man manche Dinge alleine durchstehen musste, weil sonst keiner verstehen konnte, was man fühlte. "Ist es nicht viel schlimmer, wenn man weiß, was man verliert?" Wenn man es genau weiß... aber ich kann nicht zurück. Und ich hab mir geschworen zu vergessen...

"Vielleicht.", murmelte Vivalie ausweichend. Trotzdem... sie konnte sich schon kaum mehr daran erinnern, wie Glück sich anfühlte... Glück war ein Gefühl, das ihr ferner schien, als alles andere.

Es war definitiv Zeit für einen Themenwechsel. Alysha hätte gedacht, dass sie sich freuen würde, Vivalie wiederzusehen und so war es ja auch, aber alles erschien ihr nun so seltsam und fremd, was vor fünf Jahren noch natürlich gewesen war. Einerseits scheint alles genauso wie damals zu sein, derselbe Ort, dieselben Personen, dieselbe Handlung... aber etwas hat sich verändert, WIR haben uns verändert...
"Und... hast du vor zu bleiben?", fragte Alysha zögerlich.

Erschrocken sah Vivalie Alysha an.
"Ich.. ich weiß nicht.", sagte sie leise. "Das hängt von der Reaktion der anderen ab, schätze ich... und du?"

Alysha zuckte mit den Achseln. "Es ist wie schon einmal. Wohin soll ich denn sonst gehen?" Die Schule erschien ihr wie eine Zuflucht, der Ort, an den man ging, wenn alles verloren schien. Aber sie hatte nicht gedacht, dass es dennoch so weh tun würde. Verheilten manche Wunden denn nie?

Vivalie seufzte. "Das ist ja die Frage. Es kommt mir so vor, als hätten Leute wie wir einfach keinen Platz..." Vivalie verstummte. Darüber wollte sie eigentlich nicht nachdenken... doch es stimmte: 5 Jahre war sie nun durch die verschiedensten Länder gezogen und nirgendwo hatte sie bleiben können..

Alysha zuckte zusammen. Doch! Ich hatte einen... aber ich kann nicht mehr zurück...
Doch dann fasste sie sich wieder und versuchte gelassen auszusehen. "Kann sein..." Sie lief weiter, immer ein Stück vor Vivalie, damit sie sie nicht ansehen musste.

Verblüfft und ein wenig traurig stellte Vivalie fest, das Alysha sich abwandte und weiterging. Rasch schloss sie auf.
Dann fiel ihr eine andere Frage ein, die hoffentlich ungefährlich war.
"Folgt dir dieser Engel eigentlich noch immer?"

Schon wieder die falsche Frage. Es gab zu viele von ihnen und zu viele unangenehme Antworten. "Nein.", sagte Alysha schnell. "Nein, ich glaube, er hat... aufgegeben."

"Ah." Vivalie verstummte. Sie wusste nicht, ob es durch die lange Trennung kam, oder schon immer so gewesen war, aber Alysha schien ihr auszuweichen... Ein wenig traurig schwieg Viv und schlenderte einfach nur neben ihrer Freundin her...

"Viv?" Alysha drehte sich um und sah ihre Freundin bittend an. "Ich glaub, ich brauch ein bisschen Zeit für mich... würde es dir was ausmachen..."