Hinati oeffnete die Eingangstuer und hoerte sofort, dass Leute anwesend waren. " Hey", rief sie in das Haus.
Dann suchte sie das letzte Zimmer und knallte alle ihre Koffer, Rucksaecke und Handtaschen auf den Boden. Waehrend sie auf all diese Sachen blickte, war es eigentlich unmoeglich, dass sie diese Sachen mitgeschleppt hatte. Die ganze Zeit lang.
Schliesslich fing sie an ihren ersten Koffer auszupacken und in einen der Schraenke zu sortieren. Hoffentlich ist da genug Platz, dachte sie besorgt.

"In den letzten Jahren ist vieles für mich zu nicht verständlichen Dingen geworden.", erklärte Leah und zuckte mit ihren Schultern. "Auch wenn man arm ist, oder aus schlechten Familien kommt, kann man nicht wie selbstverstädnlich erwarten, dass man etwas umsonst bekommt" Lucian hatte es wohl in seinem Leben nie so schwer gehabt, dass er soetwas begreifen konnte. Nein, denn sonst könnte er nicht mehr an das Gute im Menschen glauben.Während sie sprach, hörte sie, wie ein anderer Schüler das Wohnhaus betrat und in ein Zimmer ging.

Lucian war verwundert. Noch jemand neues. Aber anhand der Stimme erkannte er, dass es sich um ein Mädchen handelte. Somit war der Wohnblock voll und komplett. Würde sicherlich interessant werden. "Ja, das ist nur natürlich. Die Wesen werden immer machtsüchtiger und gieriger, sind egoistisch und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht." sagte er schlicht und leichte Verärgerung schwang in seiner tiefen Stimme mit.

"Nicht nur mit den Jahren.", entgegnete Leah leise. "Die waren schon immer so und werden es auch immer so bleiben." Sie starrte zur Decke, drehte immer noch die weiche Feder von Lucians Flügeln in ihren Händen. "Ich brauche Anziehsachen.", sagte sie dann plötztlich, hörte aber weder auf zur Decke zu starren, oder die Feder zu bewegen. "Eigentlich bräuchte ich alles, denn ich habe nichts. Vielleicht ist das doch keine so gute Idee, wenn ich hier zur Schule gehe. Es käme mir außerdem so falsch vor."

"Hmmm ..." brachte der Engel nur vor und beobachtete Leah dabei, wie sie eine seiner Federn zwischen ihren Fingern drehte. Die Feder war strahlend weiß und weich. Wie es sich für einen reinen Engel, einen Schutzengel, gehörte. "Ja, das ist allerdings war." sagte er schmunzelnd. "Wir ... könnten ja in die Stadt gehen. Da gibt es sicherlich Läden, wo du dir Klamotten kaufen kannst." schlug er ihr vor. Hatte sie überhaupt Geld dabei? Hatte er Geld dabei? Ein wenig. Aber nicht viel. "Doch, Leah. Es ist eine gute Idee. Es ist nicht falsch. Es ist richtig." sagte er beruhigend und widerstand dem Drang, eine Hand auf ihre zu legen, um ihr zu zeigen, dass es nur richtig sein kann.

"Tja.", Leah lachte spöttisch auf. "Leider ist ja das Problem, dass ich NICHTS bei mir habe." Langsam nahm sie ihren Blick von der Decke und schaute Lucian an. "Und ich bin auch nicht bereit Geld von irgendjemanden anzuehmen." Ihr Blick wurde mahnend, denn sie wusste, dass er schon daran gedacht hatte Geld auszugeben, schließlich war er ein Engel und würde sein letztes Hemd für den schlechtesten Menschen geben. "Ich sagte ja nicht, dass es falsch oder richtig ist. Überall wo man umsonst Unterschlupf oder Essen bekommt ist es Richtig. Aber ...", sie stockte un dachte an ihen Bruder, der irgendwo in einem Verließ saß und wahrscheinlich nichts zu essen bekam. "... es fühlt sich eben falsch an, wenn ich hier im trockenen sitze, während mein Bruder nichts zu essen bekommt. Ich sollte.." Ihr Stimme wurde immer verzweifelter. "Ich sollte doch irgendetwas tun, oder wenigstens mit ihm leiden, oder.." Sie verstummte und starrte wieder zur Decke, während sie die Feder immer schneller mit ihren Händen drehte.

Lucian öffnete gerade den Mund, um etwas zu erwidern. Doch Leah schnitt ihm das Wort ab. "Schade." murmelte er bedrückt. Dabei half er doch so gerne anderen. Eben typisch Schutzengel. "Leah, du kannst etwas tun, indem du stark bleibst und nicht leidest, indem du etwas isst und bei Kräften bleibst." erwiderte er. "Denn schwach und ausgehungert kannst du deinem Bruder nicht helfen." Sicherlich wusste Leah, dass seine Worte der absoluten Wahrheit entsprachen. Leah litt jedoch. Das sah er in ihren Augen. Auch wenn sie es nicht zeigte, die Tatsache dass ihr Bruder in Gefangenschaft genommen worden war, machte ihr sichtlich zu schaffen. Lucian strahlte eine gewisse Ruhe aus, setzte sich neben sie auf die Bettkante und legte ihr zaghaft einen Arm um die Schultern, zog sie ganz behutsam an sich. "Hey, es wird alles wieder gut." sagte er leise mit sanfter, tiefer Stimme.

Leah drückte Lucian nicht weg, als er seinen Arm um sie legte, denn sie wusste, dass es aussichtslos sein würde ihn davon abzubringen, sie irgendwann mal nicht in den Arm zu nehmen. Er war ein reiner Engel, was sollte man da machen? "Ich weiß, ich weiß", murmelte Leah bestätigend und legte ihren Kopf an seine Schulter, sodass sie zur Decke schaute. "Du bist so... Engel..", murmelte sie dann belustigt und musste unwillkürlich grinsen.

Lucian war nicht verwundert, dass sie seinen Arm nicht wegschüttelte. Er war nunmal sehr hartnäckig. Da hatte es keinen Sinn. Er würde es immer wieder versuchen. "Tja, ein Schutzengel wie er im Buche steht." sagte er grinsend und strich ihr beruhigend über das Haar, als sie ihren Kopf sachte an seine Schulter legte. "Oder wäre es dir lieber, wenn ich böse wäre?" fragte er sie neugierig. "Böse und egoistisch."

"Ja.", sagte Leah erst im Scherz, aber dann wiederholte sie es mit ernster Stimme. "Ja." Sie seufzte. "Es wäre viel realistischer. Und dann könnte ich mich endlich entscheiden, ob das alle hier ein Albtraum ist, oder nicht." Zaghaft lächelte sie. "So ein Engel wie du macht mir die Entscheidung nämlich ziemlich schwer..."

Verständnislos und sichtlich verwirrt schaute er sie an. "Ah, du glaubst, weil ich so nett und freundlich bin, scheint das alles nur deiner Fantasie zu entspringen?2 fragte er sie und fand es allerdings auch ein wenig amüsant. "Ob du es glaubst oder nicht, es gibt auch noch gute Wesen. So schwer diese Vorstellung auch sein mag." belehrte er sie.

"Frag mich nicht.", antwortete Leah. "Ich weiß nur, dass mir in letzter Zeit alles so unreal vorkommt und ich mir nicht wirklich sicher bin, ob ich nicht jeden Moment aufwache und alles ein schlimmer Traum gewesen ist. Das alles hier ist so..." Sie suchte nach dem richtigen Wort. "unwirklich."

Der junge Engel hörte dem Werwolfsmädchen aufmerksam zu. "Och, das kann man ganz einfach austesten, ob man träumt oder nicht." sagte er mit einem unschuldigen Lächeln und kniff sie behutsam in den Unterarm. "Hast du einen schmerz verspürt, träumst du nicht." erklärte er ihr sachlich und lächelte sie warm an.

Leah lächelte leicht zurück. "Danke, aber glaub mir, das habe ich schon oft versucht." Wenn nicht noch mit schlimmeren Schmerzen, dachte sie hinterher, doch ihr Lächeln verrutschte keineswegs. "Und.. was unternehmen wir jetzt in der Sache 'Ich habe kein Geld und überhaupt garnichts'?"

"Hmmm ... Was unternehmen wir jetzt? Wir gehen einkaufen." sagte er und zog Leah mit sich hoch, als er aufstand. "Keine Widerrede. Ich gebe gerne mein Geld für andere aus." sprach Luc sehr bestimmend und duldelte tatsächlich keine Widerrede.

"Nein.", murmelte Leah so verzweifelt, als würde man ihr etwas lebenswichtiges wegnehmen. "Das kannst du nicht machen... Ich würde dann das Gefühl haben mein Leben lang in deiner Schuld zu stehen." Gleichzeitig aber, und dazu ganz im Gegensatz zu ihren Worten, stand Leah auf, da sie wusste, dass es partou keine andere Lösung gab. Und dann lieber Geld von einem Engel annehmen, als von sonst jemandem.

Lucian rollte nur mit den augen. "Du solltest längst erkannt haben, dass ich ALLES uneigennützig mache. Ich verlange nichts von dir und fühl dich nicht so, als würdest du dein Leben lang in meiner Schuld stehen. Schon vergessen? Ich bin ein Engel. " Bei dem Wort 'Engel' betonte er jedes einzelne Wort deutlich.
Als Leah aufstand, wusste Luc bereits, dass er gewonnen hatte. "Soll ich uns hinfliegen? Das geht schneller." meinte er.

Wie sie es sich gedacht hatte, waren alle Schraenke voll und sie hatte immer noch Klamotten in Taschen und Rucksaecken. Genug um noch einen Schrank zu fuellen, dachte sie mit Kennerblick und Sah sich im Zimmer um. Kein weiterer schrank tauchte auf, doch stattdessen fand sie noch Platz fuer einen weiteren Schrank.
Ein Blick in ihre Geldboerse machte ihr klar, dass sie durchaus in der Lage war sich einen Schrank zu kaufen und noch weitere Kleidungsstuecke.

Mit einem Laecheln auf den Lippen machte sie sich auf in die Stadt. An Niamh's Warnung die Schule nicht zu verlassen dacte sie ueberhaupt ncht.

Hinati --> Eine Nebenstrasse

Leah tippte sich an die Schläfe. "Na klar. Fliegen.", sie schnaubte. "Nein danke. Da würde ich lieber laufen." Leah mochte die Höhe nicht sonderlich, sie mochte es nicht, wenn ihre Füße, bzw. Pfoten länger als eine Minute vom Boden entfernt waren. "Du kannst gerne fliegen. Fühl dich einfach frei. Aber mich nimmst du nicht heldenhaft auf den Arm und schwingst dich durch die Lüfte wie Superman."

Lucian räusperte sich kurz. Er musste wirklich mal was trinken. Wenn Leah wusste, dass er sie bereits auf Armen getragen hat und mit ihr durch die Lüfte geflogen ist ... Nein, das behielt er lieber für sich, so ehrlich und freundlich er auch war. "Willst du dich in deine Wolfsgestalt verwandeln oder wie wollen wir beziehungsweise du dann in die Stadt kommen?" fragte er sie neugierig.

Leah musterte Lucian misstrauisch, als er sich räusperte. Hatte er...?! Nein, das wollte Leah nicht in ihren Kopf lassen. Schon allein bei der Vorstellung, dass sie geflogen war, wurde ihr schlecht. "Ja. Ich laufe in meiner Wolfsgestalt.", antwortete sie dann und zog sich das Hemd über ihren Kopf. "Du hast nicht zufällig ein..." Sie schaute sich suchten um und entdeckte zufällig ein Band, welches auf der Kommode lag. "Oh, ist schon okay." Sie nahm es und legte es sich locker um den Knöcheln, faltete das Hemd und band es an ihrem Knöchel mit dem Band fest. "Meinetwegen können wir los." Sie wartete auf irgendwelche Einwände, doch Lucian blieb still und schaute mal wieder zur Decke. Leah grinste ungeniert und verwandelte sich in wenigen Sekunden.

[Ich konnte nicht wiederstehen xDD]

Sie würde also in ihrer Wolfsgestalt laufen. Okay, wie sie meinte. Er würde ihr nicht reinreden. Er öffnete den Mund um etwas zu erwidern als sie das Hemd über ihren Kopf zog, drehte sich dafür aber diskret um. Wie gemein sie doch zu ihm war. Aber es machte ihm nichts aus. Sollte sie doch. Lucian blieb ruhig. Sie band sich das Hemd um ihr Bein und verwandelte sich IN dem Zimmer. Erstaunt drehte er sich um, grinste dann aber. "So wie es aussieht kann es dann losgehen." Mit den Worten holte er seinen Geldbeutel aus seinem Koffer und ging gemächlichen Schrittes hinaus. Er atmete die frische Luft ein, breitete siene schneeweißen Flügel aus und erhob sich elegant in die Lüfte. Lächelnd flog er los.

tbc: Stadt

NACH DEM ZEITSPRUNG

Schliesslich war Hinati wieder in ihrem Zimmer. Sie hatte sich ihren Kleiderschrank ausgesucht, ihn aufgebaut UND alle ihre Kleidungsstuecke hineinsortiert. Jetzt war sie hungrig. Doch da sie den Weg nicht bis in den Essenssaal wusste, dachte sie daran, dass vielleicht vor den Wohnbloecken ein Plan haengen konnte.
Sie schloss die Tuer hinter sich und ging nach draussen.

tbc: Vor den Wohnbloecken

[Nach dem Zeitsprung]

Toichi saß auf der weißen Couch im Wohnzimmer und las ein Buch. Es war sieben Uhr morgens und da er noch keinen großen Hunger hatte, hatte er sich entschieden etwas zu lesen.
Aber anstatt richtig lesen zu können, schweiften seine Blicke und Gedanken immer wieder ab. Letzt endlich legte er sein Buch zur Seite. Er rieb sich die Augen und starrte an die Decke. Das weiß blendete ihn ein wenig, auch wenn es nicht sonderlich hell war. Aber die Farbe an sich war schon erschreckend hell.
Die letzten Tage hatte er unruhig geschlafen, immer wieder geplagt von Träumen. Manchmal sah er eine rothaarige Frau, die ihn anlächelte, ihn ansah, er nahm ihre Hand, zog sie jedoch im letzten Moment zurück als sie sich die Klippe binunterstürzte.
An anderen Tagen sah er wieder die Hand im Nebel, wie sie reglos da lag.
Was wohl die Anderen von mir denken müssen..., dachte sich Toichi, Sicher will niemand wirklich mit mir befreundet sein! Aber das macht ja nichts..... Schließlich hab ich es nicht anders verdient!
Er rieb sich seine Augen. Er musste wohl sehr müde aussehen. Aber das machte nichts. ALlerdings befürchtete er, dass dann viele Leute kommen und ihn fragen würden, wieso er denn so müde sei oder so krank aussehe.
Er nahm wieder das Buch und versuchte weiter zu lesen. Aber seine Augen starrten nur auf die schwarzen Buchstaben, seine Gedanken waren woanders. Bei der Frau, bei der Hand.....
Seine Augen färbten sich tiefschwarz, fast so als ob sie seelenlos wären.

Leah war schon fünf Minuten wach, aber blieb noch ein bisschen in ihrem warmen Bett liegen, dieses Gefühl von Ruhe genießend, bis sie schließlich aufstand, um dem immer lauter werdenden Hungergefühl nachzugeben. Nur mit einem Hemdchen und einer Unterhose bekleidet, verließ sie das Zimmer und marschierte schnurstracks auf die Küchenzeile zu, um die Schränke zu öffnen. Schnell hatte sie ein Laib Brot gefunden, den sie schulterzuckend nahm und sich ein Stück abbrach. Sie drehte sich um und merkte, dass sie nicht allein war. "Oh, morgen.", sagte sie mit vollem Mund und sah mit hochgezogenen Augenbrauen Toichi an.