Alysha fragte nicht, wo Vivalie hinwollte, denn sie nahm an, dass es ihr egal war. Auch für sie selbst spielte es keine große Rolle, Hauptsache, niemand sonst wohnte dort. Aus einem plötzlichen Anflug von Nostalgie wählte sie Wohnblock 8, erstens war er noch frei und zweitens hatte sie dort auch gewohnt, als sie das erste Mal diese Schule besuchte. Seltsamerweise machte ihr diese Erinnerung überhaupt nichts aus, obwohl sie noch gar nicht so lange zurücklag, nur fünf Jahre. Vielleicht war es, weil dennoch die meisten Schüler hier sich bereits nicht mehr daran erinnern konnten, weil kaum noch jemand sie schief ansah deswegen. Vielleicht auch weil die Spuren ihrer Zerstörung schon größtenteils repariert waren, die Gebäude wieder aufgebaut, die Wunden verheilt.
Und möglicherweise lag es auch einfach daran, dass sie mittlerweile andere Erinnerungen hatte, Erinnerungen, die kürzer zurücklagen. Erinnerungen, die umso schmerzhafter waren.
Sie fragte sich, was Vivalie zu ihrer Geschichte sagen würde. Ob sie ihr überhaupt glaubte. Ob Alysha überhaupt dazu in der Lage war, davon zu erzählen.
Schweigend öffnete sie die Tür, legte den winzigen Koffer, den sie mitgebracht hatte, in einem der Zimmer aufs Bett und setzte sich dazu.

Bedacht und zögernd - so wie sie sich fast ständig bewegte - ließ Viv sich auf eines der anderen Betten sinken. Ihre Augen irrten zu Alysha hinüber und blieben kurz an dem kleinen Koffer hängen. Nun... sie hatte nicht mal einen Koffer. Bei diesem Gedanken presste sie ihren mittlerweile schrecklich abgewetzten Lederbeutel fester an sich. Sie schluckte, ihr Hals war merkwürdig trocken.
"Du.. du wolltest mir etwas sagen?"

Alysha nickte, dann schüttelte sie den Kopf. Ja, was jetzt eigentlich? Sie biss sich auf die Lippen.
"Ich... weiß noch nicht, ob ich darüber sprechen kann. Ich weiß nur, dass ich darüber sprechen sollte." Sie zuckte mit den Achseln - eine Geste der Hilflosigkeit. "Es ist nicht so einfach.", murmelte sie, obwohl sie wusste, dass das keine ausreichende Entschuldigung war.

"Wenig im Leben ist einfach.", meinte Vivalie - aufmunternd wie immer - und setzte sich ein wenig aufrechter hin. Leise Neugier stieg in ihr auf, etwas, das nicht mehr allzuhäufig geschah. Sie wollte Alysha nicht drängen, sondern wartete geduldig, bis diese anfing zu erzählen.

Alysha lächelte schwach - wenigstens auf Vivalies Pessimismus konnte man sich immer noch verlassen. Sie legte sich nun auf den Bauch, stützte den Kopf auf die Arme und sah aus dem Fenster, weil sie die leise Hoffnung hatte, dass es vielleicht einfacher war zu erzählen, wenn sie Vivalie dabei nicht ansehen musste.
Sie fing ziemlich weit vorne an. So würde sie länger brauchen, bis sie zum wirklich wichtigen Teil kam.
"Als du... nachdem du gegangen bist, ist alles irgendwie immer schwieriger geworden. Und ich hab, glaub ich eine Menge Mist gebaut." So konnte man es auch sagen. "Nach dem... großen Sturm habe ich die Schule verlassen, auch weil der Engel... mich nicht in Ruhe gelassen hat. Doch er hat mich weiter verfolgt."

"Oh.", murmelte Viv. Der Engel. Nun, jetzt zumindest war er nicht hier... vielleicht hatte sich doch etwas verändert....
Viv hoffte für ihre Freundin.
Auch ihre Aufmerksamkeit war geweckt - was würde Alysha ihr erzählen?

(FROHE WEIHNACHTEN, ANJA )

Traurig schüttelte Al den Kopf. "So lange bin ich fortgelaufen. Und dachte, es gäbe kein Entkommen. Nun, wie ich jetzt sehe, gibt es das wohl wirklich nicht." Sie klang spöttisch - und verbarg damit, wie groß ihre Angst war.
"Damals war ich nahe dran aufzugeben. Aber dann geschah etwas, das ich nicht erwartet hatte."

Viv nickte. Das kannte sie nur zu gut. Warum war das Leben nur so...
Sie rutschte näher zu Alysha hinüber und fragte sanft nach: "Was ist geschehen?"

Darren wusste, wo Vivalie war - dank seines guten Geruchsinns konnte er sie riechen. Er war schnell darauf gekommen, bei den Wohnblöcken nachzusehen und der Rest erübrigte sich. Es verwunderte ihn nicht, dass sie und Alysha einen Wohnblock so weit abseits gewählt hatten, aber es machte ihn ein wenig traurig. Als ob sie Ausgestoßene wären, nicht zugehörig zur Gemeinschaft.
Er trat ohne zu klopfen durch die Eingangstür, aber dafür klopfte er an die Zimmertür, hinter der er Vivalie und Alysha vermutete.

Verblüfft sah Viv auf. Wer mochte das sein? Einen Augenblick glaubte sie, hoffte sie das es Darren war, doch dann seufzte sie und schüttelte den Kopf. Solche Zufälle gab es nicht.
Dann kam ihr ein entsetzlicher Gedanke: Was wenn es Cylantha war? "Du bist hier nicht erwünscht..."
Sie warf Alysha einen hastigen Blick zu, dann holte sie tief luft.
"Herein?"

Alysha schwieg und ließ Viv reden. Irgendwie zweifelte sie schon jetzt nicht daran, dass der Besuch nur für Vivie sein konnte. Wer wollte sie schon besuchen? Und Vivalie hatte immerhin Darren, der bestimmt einiges aufzuholen hatte, nachdem sie sich so lange nicht gesehen hatten. Nun würde Al wohl nicht weiter erzählen. Und sie zog sich zurück, in ihr Schneckenhaus.

Kaum einen Moment später betrat tatsächlich Darren das Zimmer. Er nickte Alysha freundlich zu und wandte sich dann an Vivalie. "Hey. Kann ich mit dir reden?"

Seltsamerweise machte Vivalies Herz einen kleinen Hüpfer, als sie überrumpelt bemerkte, dass es tatsächlich Darren gewesen war, der geklopft hatte.
"ja, schon." Sie warf Al einen bedrückten Blick zu. Ob ihre Freundin es ihr übelnahm? Dieses Gespräch schien so wichtig für sie zu sein.

"Geht schon.", sagte Alysha ohne aufzuschauen. Plötzlich hatte sie das Gefühl unbedingt allein sein zu müssen. Vielleicht hätte sie niemals so weit gehen dürfen. Alles erzählen zu wollen... Die Erinnerungen kamen nun wieder hoch und waren genau schön wie schmerzhaft. Und sie wollte nicht, dass jemand bei ihr war, wenn sie zu weinen anfing.

Darren nickte erneut und hielt Vivalie die Tür auf. Nur einen winzigen Moment lang hatte er Angst gehabt, sie würde Nein sagen.

Viv erhob sich und lief zu Darren hinüber. Noch einmal irrten ihre Augen zu Alysha und Schlechtes Gewissen meldete sich bei ihr. Diese Unterhaltung war wichtig, dass spürte sie... und sie ließ Al einfach hier zurück! Ihr Gewissen protestierte immer mehr, als sie Darren fragte: "Wohin?"

"Mal sehen.", sagte Darren schlicht, denn er wusste es selbst nicht so genau. Da Vivalie keine Anstalten machte durch die Tür zu gehen, ging er voraus, drehte sich aber halb um, wie um zu sehen, ob sie ihm auch wirklich folgte.
(--> Der Waldweg)

Alysha hatte sich zu einer kleinen Kugel zusammen gerollt und schluchzte tonlos in ihr Kissen. Keine einzige Träne rollte über ihre Wangen, so als wären sie schon längst alle aufgebraucht, in unzähligen Nächten der Einsamkeit.
Irgendwann hielt sie es einfach nicht mehr aus, sie fühlte sich so bedrängt in dem kleinen Zimmer, dass sie glaubte zu sehen, wie die Wände auf sie zurückten und sie einengten.
In einer ungelenken Bewegung sprang sie auf und lief hinaus. Sie brauchte frische Luft. (-->Die Schulgärten)

Celia tart ihn den Wohnblock.
Hier war nur ein Zimmer besetzt. Sie ging in ein leeres und ließ sich einfach auf die Matraze fallen und schlief sofort ein.

Die ersten Sonnenstrahlen kündigten den neuen Tag an und fielen durch das Fenster in Celias Zimmer.
Sie drehte sich zur Seite, doch auch dort störte sie die Wärme. Leise seufzte sie und setzte sich auf. Sie fuhr sich durch ihre langen blonden Haare, die ein wenig wirr abstanden, und stand dann langsam auf. Gestern abend hatte sie sich noch im Halbschlaf ausgezogen und ein langes weißes Nachthemd angezogen.
Verschlafen stand sie auf und rieb sich leicht die Augen. Celia öffnete den große Kleiderschrank und zog eine Jeansshorts und ein dunkelgrünes Top heraus, was sie auch sogleich anzog. Schnell kämmte sie ihre Haare und flechtete sie zu zwei Zöpfen. Sie machte eine kurze Katzenwäsche und machte sich auf zum Essenssaal.

Hope öffnete die Tür und trat in den hellen Raum ein. Er trat lässig auf das eine Ende seines Skateboards und fasste es mit einer Hand, als es nach oben sprang. Hope nahm seine Mütze ab und drehte sie zwischen seinen Fingern, während er den Gang hianuf wanderte, den Blick auf die Zimmer gerichtet. Schließlich fand er ein freies Zimmer, mit dem er auch gleich zufrieden war. Er stellte sein Skateboard an sein Bett, schlüpfte aus seinen Sneakers und warf sich auf sein weiches Bett. Um 18 Uhr ein Ball? Das wird lustig... Er seufzte und verkreuzte die Hände hinter seinen Hinterkopf und starrte an die Decke.

Hope war langweilig. Er stand auf, zog seine Schuhe wieder an und ging gemütlich ins Wohnzimmer.
Dort angekommen breitete er sich auf dem Sofa aus und zappte ein wenig durch die Kanäle.
"Alles nur Schrott." Er gähnte ausgiebig und legte seine Füße hoch auf einen Hocker. So gammelte er vor sich hin. Hope dachte erst mal nicht an den Ball. Wer brauchte schon eine Stunde zum umziehen?

Celia hechtete in ihr Zimmer, nachdem sie sich schnell ein Kleid, ein weißes, rausgesucht hatte. Schnell ging sie duschen und zog sich dann schon das Kleid über. Die passenden Schuhe hatte sie auch und schlüpfte gleich rein. Zwar hatte sie keinen Tanzpartner. Aber auch ohne konnte man eine Menge Spaß haben.
Vor dem Spiegel überlegte sie, welche Frisur sie sich machte. Eine hochsteckfrisur. ( http://www.friseur-cannstatt.de/images/hochsteckfrisur1.jpg) Es dauerte lange, bis sie fertig war. Noch ein paar Blumen und... fertig. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk und nahm eine Kette um. Hübsch...

Hope zog eine Augenbraue, als er sah wie ein blondes Mädchen durchs Zimmer hechtete. Die hat es ja eilig. Er verdrehte die Augen, während er grinste. Typisch Mädchen. Hope schnappte sich die Fehrnsehbedienung und schaltete auf den Sportkanal. Lautes Gegröle kam hin aus den Lautsprechern entgegen, während der Stadionsprecher irgendetwas über den Spielstand laberte. Genervt schaltete er weiter... Fußball war nie sein Sport gewesen.

Celia war geschafft und setzte sich auf. Noch eine Viertelstunde bis zum Ball.
Mit langsam Schritten - sie wollte sich ein wenig Zeit lassen - ging sie durch das Wohnzimmer und summte leise vor sich hin. Bis sie plötzlich verstummte. Ein Junge saß dort auf der Couch. "Oh, hallo." begrüßte sie ihn und stand nicht vor dem Fernseher Sie wusste nicht einmal, dass es Fernseher gab, solange hatte sie im Wald, abgeschottet von der Zivilisation gelebt.

Hope verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Sein Blick wanderte zu der Uhr. Er hockte nun schon eine dreiviertel Stunde hier. Im Moment lief irgendeine Kochshow, die ihn wenig interessierte oder gar nicht. Aber es wäre ihm schon peinlich, wenn ihn jetzt jemand sehen würde. Genau indem Moment, wo er wieder weiterschlaten wollte, kam das eine Mädchen ins Zimmer. " Hey!" Hope machte keine Anstalten seine Füße weg zunehem, oder sich gar richtig hinzusetzten.

Celia sah keine Möglichkeit sich hinzusetzen, da Hope sich fett machte xD
Daher zog sie sich einen Stuhl neben das Sofa und setzte sich drauf. Zum Sitzen war das weiße Kleid doch ziemlich unbequem. "Möchtest du dich nicht für den Ball umziehen, der genau in einer Viertelstunde beginnen wird. Oder ist das schon dein Balloutfit?" fragte sie ihn neugierig.