Nero sah sie gespielt überrascht an. Er machte keine Anstalten, sie fest zu halten. Wenn sie weglaufen wollte würde sie eh nicht weit kommen und wenn sie schrie würde sie keiner hören.
"Was!? Wir haben Levin doch überhaupt nichts getan. Er ist freiwillig zu unserer Organisation gekommen und er hat UNS verraten. Also haben WIR ihm gar nichts angetan. Außerdem hat er dich auch verraten. Was glaubst du, wie wir dich gefunden haben?" Das letzte stimmte natürlich nicht. Doch Nero liebte es, seine Opfer nicht nur körperlich sondern auch seelisch zu quälen. Darin war er sehr gut.

Aurora hörte ihm geduldig zu. Alles, was Nero sagte, stimmte. Aber sie war dennoch misstrauisch. "Warum bist du hier? Du bist doch nicht nur hier her gekommen um ein kleines Pläuschen mit mir zu halten." sagte sie und wich noch mehr Schritte zurück. Sie traute ihm nicht und seiner eigenartigen Freundlichkeit, die irgendetwas negatives mit sich brachte.

Nero grinste. "Du bist ja doch schlauer als Levin gesagt hat. Nein, ich bin nicht hier, um ein Pläuschen mit dir zu halten. Ich bin hier, weil Levin uns zu dir geschickt hat und gesagt hat, dass wir dich mit nehmen können."
Er sagte das in einem absolut überzeugenden Tonfall.

Aurora lauschte nicht sehr überzeugt Neros Worten. Aber es klang so verdammt glaubwürdig. Und nachdem, was im Musikzimmer passiert war, konnte sie es sich auch recht gut vorstellen. "Nur doof, dass ich mich nicht so einfach mitnehmen lasse." Aurora machte kehrt und lief. Nur war das nicht so einfach mit einem verstauchten Knöchel. Wenn sie doch nur ihre Fähigkeit einsetzen könnte ... Das würde ihr sehr helfen.

Jillian, die bisher alles ruhig aus dem Schatten beobachtet hatte, reagierte schnell, bewegte sich rasch durch den Wald und tauchte direkt vor Aurora auf, die in sie hinein stolperte.
Sie fing sie auf und hielt sie fest.
"Na, na, es ist unhöflich mitten im Gespräch abzuhauen", tadelte sie das junge Mädchen mit hochgezogener Augenbraue.

Aurora prallte hart gegen eine Frau und taumelte zurück. Diese Frau jedoch bewahrte sie vor einem Absturz und hielt sie grob fest. "Hey, fass mich gefälligst nicht an." schrie sie und schlug mit aller KRaft um sich. "Du hast mir nicht zu befehlen, was ich zu tun und zu lassen habe." Von unten nach oben schaute sie sie stur an. Ihre Augenbrauen waren wütend zusammengezogen.

"Uhh, das Kätzchen fährt seine Krallen aus. Ja, Levin sprach davon. Er nannte es...wie war das Wort...Kratzbürstig? Genau. Das war es." Sie lächelte Aurora liebenswürdig an, ohne ihren Griff zu lockern.
Stattdessen beobachtete sie amüsiert die Versuche Auroras sich zu befreien.
"Ach herrje. Du bist ja wirklich schwach. Ich dachte das wäre ein Scherz, aber er meinte es wohl ernst."

Aurora hörte geschockt Jillian zu. Hatte Levin das wirklich alles gesagt? Aber Moment ... Eigentlich entsprach es doch der Wahrheit. Sie war schwach und auch ziemlich temperamentvoll - nett ausgedrückt. "Lass mich doch einfach los! Ich habe niemanden von euch etwas getan!" jammerte sie und rüttelte an ihrem Arm um frei zu kommen.

"Deine Existenz reicht schon", bemerkte Jillian trocken, der Auroras Gezappel ihr langsam auf die Nerven ging. Sie sah zu Nero hinüber, der ein wenig entfernt dastand und winkte ihn zu sich herüber, sie verspürte nicht den Drang sich länger von der kleinen Göre nerven zu lassen.

Das traf Aurora wirklich. "Ich kann nichts dafür, dass ich das bin, was ich bin." wimmerte sie. und versuchte die Frau wegzudrücken. "Lass mich. Ich möchte zurück zur Schule." Sie war noch immer zu schwach um ihre Fähigkeit einzusetzen. Aber wollte sie das auch? Sie wusste es selbst nicht so genau.

"Ich möchte auch viel, bekomme jedoch nur wenig.", sagte Nero kalt. Er warf Jillian einen anzüglichen Blick zu, dann sah er wieder auf Auroras Rücken und ging ein paar Schritte in ihre Richtung, sodass er direkt hinter ihr stand. Er strich mit seiner Hand die Haare aus ihrem Nacken, sodass all ihre Locken über eine Schulter hingen und ihr linkes Ohr frei war. Er beugte sich zu ihr vor und flüsterte: "Und Levin möchte, dass wir dich zu ihm bringen und dann wollen wir ihm doch diesen Wunsch erfüllen...er ist der Meinung, dass er dich noch nicht genug gequält hat..."

Ein eiskalter Schauer lief Aurora über den Rücken. Sein Atem traf ihren Nacken und sie erschauderte ein zweites Mal. "Nein, das hat er niemals gesagt." sagte sie wie in Trance. Tränen bildeten sich in ihren Augen. Nein, das konnte er niemals gesagt haben. Aber etwas zweifelte in ihr. "Ich möchte zurück zur Schule. Lasst mich." fehlte sie und wimmerte leise. "Bitte."

"Was macht dich so sicher, dass er es nicht gesagt hat? Meinst du wirklich, du kennst ihn? Du hast ja auch nicht geahnt, dass er zu uns gehört.", wisperte Nero und seine Lippen berührten ganz leicht ihr Ohr.

Sie spürte seine Lippen hauchzart an ihrem linken Ohr und wieder erschauderte sie. "Das ... das hat damit nichts zu tun. Fass mich nicht an. Ich ... ich kann dir weh tun. Du weißt gar nicht,wie sehr."warnte sie ihn. Nur leider hatte sie keine Kraft, ihre Fähigkeit einzusetzen.

Jillian lachte höhnisch auf. "Du kannst ihm wehtun? Wieso hast du es denn dann noch nicht getan?" Sie ließ Auroras Hände los und trat einen Schritt zurück, wedelte mit ihren Händen vor dem Gesicht des Mädchens. "So, jetzt tu ihm mal weh. Ich bin gespannt", spottete sie.
Nichts geschah, wie Jillian es sich gedacht hatte. Sie trat an Aurora heran, umfasste mit ihren Fingern ihr Kinn und zwang sie so, sie anzusehen.
"Na los, kleine Aurora. Greif uns an. Töte uns. Ich will das Monster sehen, dass Levin uns beschrieben hat", hauchte sie.

Nein, nein, NEIN! Das konnte Levin nicht gesagt haben. Niemals! Er hatte sie bestimmt nicht als Monster bezeichnet. auf keinen Fall! Alles in ihr stritt sich danach, Jillians Worten zu glauben. Levin hätte sowas niemals gesagt. Aber irgendetwas sagte ihr, dass er es vielleicht doch gesagt haben könnte. Wenn sie an die letzte Begegnung dachte ... Er hatte sie niemals gemocht. Alles war nur Schein gewesen.
Auroras Augen wurden leer. Egal, wie schlecht diese beiden waren, sie wollte ihnen nicht weh tun. Und sie konnte es auch nicht. "Ich ... kann nicht." sagte sie leise und senkte ihren Blick.

[Zeitsprung]

Finja rannte durch den Wald, ihr Atem ging keuchend und in ihren blonden Haaren steckten Blätter und abgerissene Zweige. Ihr Kleid war von den Dornen teilweise zerfetzt worden, Blut lief an Armen und Beinen hinab und ein Kratzer zierte ihre Wange.
Dennoch hielt sie nicht an, rannte immer weiter, auf der verzweifelte Suche nach Levin.
Denn er war der Einzige, der ihr sagen konnte, wo sie Aurora finden würden. Er war ihre einzige Chance, die Schülerin zu finden, bevor ihr Schlimmeres angetan wurde, als man es bestimmt bereits getan hatte.
"Levin?", immer wieder hallte ihre Stimme durch den Wald, schleuderte verzweifelt den Klang des Namens in die Luft, wo er dennoch ungehört verklang.
"Levin!"
Ihre Lungen brannten und nach Atem ringend hielt sie an, blickte sich um.
Nichts als Bäume, Dornen und Gras. Niemand war zu sehen.

CF: Versteck

Caleb ging gemächlich durch den Wald. Wie ein Jäger war er hinter seiner Beute hinterher. Er hatte sie schon gesehen, kurz nachdem er aus dem Versteck gekommen war. Nur den Grund, warum sie so alleine durch den Wald lief, wusste er nicht. Erst als er den Namen Levin hörte, wusste er warum, und erneut wurde seine Wut entfacht. Er folgte ihr still und heimlich. Welch eine Schande. Durch ihre Unachtsamkeit war ihre zarte Haut zerkratzt,ebenso wie ihr hübsches Kleid. Sein herz schlug schneller und er hasste sich für diese Gefühle. Finjas Weg führte zu einer großen Lichtung. Ja, sie war schön, aber nichts im Vergleich zu der Frau, die in der Mitte stand und sich suchend umblickte. ein paar Minuten starrte er sie an. Sie hatte ihn noch immer nicht bemerkt. Dann trat er aus der Dunkelheit. "Seid gegrüßt, Finja." sprach er förmlich. "Leider bin ich nicht Levin, aber ich hoffe du kannst auch mit mir Vorlieb nehmen." sagte er leise und ging schleichend wie eine Raubkatze auf sie zu. Seine Augen funkelten gefährlich.

Finja zuckte heftig zusammen und fuhr herum, als sie plötzlich eine wohlbekannte Stimme hinter sich vernahm. Sie fand sich Auge in Auge mit Caleb wieder. Erschrocken keuchte sie auf und wich einen Schritt zurück.
Was-? Wo kam er denn her?
Caleb schlich auf sie, wie ein Raubtier auf seine Beute, die Augen funkelnd. Ihr erster Impuls war wegzurennen, doch dann straffte sie sich und zwang sich stehenzubleiben und ihren Atem zu beruhigen.
"Tut mir Leid, Caleb. Aber ich fürchte du kannst mir da nicht helfen", erwiderte sie, während sie sich unauffällig nach einer Möglichkeit zur Flucht umblickte.
Sie war sich nicht sicher, was er von ihr wollte, aber das Funkeln in den Augen, sagte ihr, dass es nichts Gutes war.

Caleb war ein perfekter Lügner und so erkannte man auch nicht, wann er log bzw. wann er die Wahrheit sagte. "tatsächlich? Zufälligerweise weiß ich ganz genau, wo Levin steckt." säuselte er und umkreiste sie wie ein Raubtier, das kurz davor war, anzugreifen. Plötzlich blieb er stehen, gerade wegs auf sie zu und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Na, was sagst du dazu? nimmst du meine Hilfe an?" Auch ohne seine Fähigkeit konnte er Frauen gefügig machen. [Wie sich das anhört -.-]

Finja drehte den Kopf zur Seite und wandte das Gesicht ab, als er ihr die Haarsträhne aus dem Gesicht strich. "Ich traue dir nicht mehr, Caleb. Also danke für dein Angebot, aber ich werde Levin selbst suchen gehen. Wenn du mich entschuldigst."
Sie wandte sich um und zwang sich nicht zu zittern, während sie auf den Wald zuging, im Begriff zu verschwinden. Wenn sie jetzt nicht ging, würde sie sich zu etwas hinreißen lassen, was sie später bereute.
[tja, hat wohl nicht so ganz funktioniert mit den "gefügig machen" xD]

Caleb wusste, dass sie nun gehen wollte. Aber das würde er zu verhindern wissen. Mit schnellen Schritten war er hinter ihr und legte seine Arme um ihren Bauch. "So eilig? Leiste mir doch ein wenig Gesellschaft." raunte er ihr ins Ohr, während seine Lippen beinahe ihren schmalen Hals berührten. Er wusste, wie er bei Frauen ankommen musste, damit sie ihm vertrauten und auf ihn hörten.

[oder damit sie ihm mit einer imaginären Handtasche eins überziehen xD]

Finja erstarrte, als sie seine Arme um sich spürte. Sie kämpfte gegen das warme Gefühl an, das sich in ihrem Inneren ausbreitete. Sein warmer Atem strich über die zarte Haut an ihrem Hals und ließ sie erschauern.
"Bitte. Lass mich gehen, Caleb", flüsterte sie beinahe.
Sie musste doch weiter suchen, nach Aurora. Wie könnte sie sie im Stich lassen?

Caleb rang mit sich. Er war kurz davor aufzugeben und sie ziehen zu lassen bis er all die Erinnerungen wieder hervorrufte und seine Wut und sein Hass wiederkehrten. "Nein, ich kann nicht." sagte er beinahe verzweifelt und hauchte ihr dann leise ins Ohr: "Verzeih mir, Finja." Mit diesen Worten löste er sich von ihr und schlug sie in den Nacken, sodass sie in Ohnmacht fiel. Kurz bevor sie auf den Boden aufprallte, nahm er sie in seine Arme und brachte sie in das Versteck.

tbc: Calebs Zimmer (]

Eine Person trat aus den Schatten der Bäume und betrat die Lichtung. Langes blondes Haar wehte im Wind, die blauen Augen blickten scheinbar ausdruckslos auf die Wiese vor sich.
Finja suchte ihn also. Wieso nur?
Die Erkenntnis durchzuckte ihn und ließ ihn frösteln. Es gab nur eine Person wegen der Finja eine solche Kamikaze Aktion vollbringen würde. Aurora.
Irgendetwas war mit Aurora. Sein Gesichtsausdruck wurde immer entsetzter, während er die Puzzleteile zusammensetzte und das Gesamtbild ließ ihn taumeln.
Die Mordo Fea mussten Aurora haben. Finja suchte nach ihr und glaubte, Levin könnte ihr helfen...Caleb wollte Rache an Finja und hatte sie mit sich genommen.
Das war absolut nicht gut. Und es war alles seine Schuld. Wütend ließ er die Faust gegen einen Baumstamm krachen. Blut färbte seine Knöchel rot und tropfte zu Boden, doch es kümmerte ihn nicht.
Es gab nichts womit er das wieder gut machen konnte, doch er konnte der 'guten' Seite zumindest einen Hinweis geben...
Kurz darauf flog ein Papier vom Wind getragen davon, in Richtung Schule.