Aurora drehte sich zu Alysha.
Ihr fiel ein, dass sie eine möglichkeit gefunden hatte. eine Möglichkeit, Gabriel los zuwerden.
Aber jetzt... Jetzt würde sie nichts sagen. Noch nicht. Später.
Sie drehte sich um. Viel zu viele Menschen. Was machen sie hier? Kann man nirgends für ein oaar Minuten seine Ruhe haben?

Finja lächelte den Neuankömmling an.
"Ja habe ich, es war hoffentlich nicht allzu schlimm"
Sie blickte kurz zu Aurora, der die Anwesenheit einer weiteren Person nicht zu behagen schien.

"Es war schön. Es war nur traurig." murmelte Aurora.
"warum machst du nicht noch Musikunterricht?" fragte sie Finja.

"Es war wunderschön.", flüsterte Alysha. Das Lied hatte Erinnerungen geweckt, Erinnerungen an die schönste Zeit ihres Lebens. Und doch machte es sie traurig daran zu denken, denn sie wusste, dass diese Zeit nun vorbei war. Für immer.

Aurora wandte ihren Blick ab.
Schön war es sicherlich gewesen. Aber traurig, sehr traurig. Erinnerungen wurden in ihr wach. Sie wollte den Abschied von Betty verdrängen. Und wo wir wieder beim Thema Wahrheit werden.
"Alysha? Betty.. ist mit.... Trystan weg gegangen." meinte sie leise und schaute bedrückt zu Boden. Ihr einziger Halt war veerschwunden. Wem würde sie noch vertrauen können?

Erst jetzt bemerkte Alysha überhaupt, dass die zweite Person Aurora war, Babettes "Schützling". Sie offenbarte ihr, dass Betty und Trystan offenbar gemeinsam die Schule verlassen hatten.
"Ah.", sagte sie tonlos und verarbeitete den Sinn der Worte doch nicht ganz.

Aurora war verwirrt. "Ich... wollte es dir nur sagen. Denn ihr beide, ihr schient befreundet oder so gewesen zu sein. Aber wahrscheinlich habe ich mich geirrt. Deine Reaktion verwirrt mich." Aber wahrscheinlich zeigt sie genauso wenig Gefühle wie ich.

Unter dem Lob der beiden wurde Finja leicht rot.
Sie hörte die Traurigkeit in beiden Stimmen und fragte sich, was die beiden wohl mit dem Lied verbanden.
Auf die Frage Auroras hin, blickte sie sie überrascht an.
"Musikunterricht? Nun...ich würde schon gerne"
Als Aurora dem Mädchen das wohl Alysha hieß, sagte das Babette gegangen war, breitete sich eine leichte
Traurigkeit in ihr aus.
Sie mochte Babette, sie war freundlich und sie hatten sich am See vorhin so gut verstanden.
Finja seufzte. Anscheinend standen die zwei Mädchen Babette in irgendeiner Form nahe.
Dann sagte sie leise.
"Jetzt beginnt Babettes und Trystans Geschichte. Und eure geht weiter"

Aurora konnte die Traurigkeit nicht länger ertragen.
Sie verbarg ihr Gesicht hinter ihren Händen und fing an zu weinen.
Ihr Schluchzen war laut und sie sank langsam zu Boden.
Auroras körper bebte unter dem Schluchzen.
Sie hat mich alleine gelassen... Nie wieder werde ich einer Person so vertrauen können, wie ihr..

Alysha nahm Aurora kaum wahr. Noch immer war sie in ihrem Traum gefangen. Als sie hörte, dass die blonde Frau möglicherweise Musik unterrichten würde, wusste sie nicht, ob sie sich freuen oder traurig sein sollte.
Doch bei ihren nächsten Worten schüttelte sie energisch den Kopf. "Nein." Sie senkte den Blick. "Nein. Meine Geschichte ist schon längst vorbei."

Bestürzt blickte Finja Aurora an.
Sie kniete sich neben sie und legte zaghaft die Hand auf ihre Schulter.
"Weine nur Aurora...es tut dir gut glaube mir. Der Schmerz vergeht"
Wer die Tränen aufstaut und sich hinter einer Maske verbirgt, dessen Schmerz wird nie vergehen.
Das hatte sie selbst erfahren müssen.
Bei den Worten Alyshas sah sie zu ihr.
"Eine Geschichte ist nie vorbei. Ein Leben mag enden, doch der Tote lebt in den Herzen derer weiter, die ihn liebten.
Genauso ist es mit einer Geschichte. Sie endet erst, wenn niemand mehr da ist der sie erzählen kann"

Aurora weinte weiter.
Ihr war alles zu viel. Erst die Geschichte mit Gabriel, dann Bettys Gehen.
Sie hielt es einfach nicht mehr aus.
In regelmäßigen Abständen versuchte sie ruhig ein- und auszuatmen.
Doch der Schmerz und die Trauer blieb. Es wollte einfach nicht vergehen.

Ein Wesen vermag nur ein bestimmtes Maß an Leid zu ertragen, irgendwann zerbricht es daran.
Die Worte ihrer 'Mutter' schossen ihr durch den Kopf.
Was Aurora wohl erlebt hatte, dass sie so weinte?
Finja legte den Arm leicht um Aurora und wiegte sie ein wenig.

Aurora fiel Finja in die Arme.
Vielleicht war es falsch dies zu tun. Doch ihre Trauer war zu groß als nachzudenken, was sie tat.
Tränen liefen über ihre Wange.
"Sie ist... weg... Für immer...." schluchzte sie. "Wieder... wieder bin ich..." Ihre Worte brachen ab.
Auroras Stimme versagte an dieser Stellte. Alleine.... wollte sie sagen. Aber sie schaffte es nicht, das Wort über ihre Lippen zu bringen.

Alysha trat an Finja vorbei an die Klippe und sah hinab auf den funkelnden See. Sie hatte mitbekommen, dass Aurora weinte, doch sie wusste keine Worte um sie zu trösten. Ich kann ihren Schmerz nicht verstehen...
"Vielleicht ist bereits niemand mehr da, der sie erzählen könnte?", sagte sie leise. Alle, die sie wirklich und wahrhaftig kennen, sind nicht hier...

"Dann erzähle deine Geschichte selbst. Du selbst kennst sie besser als jeder andere", sagte Finja leise zu Alysha.
Als Aurora in ihre Arme fiel , legte sie die Arme um sie.
Sie lauschte ihr und wusste was sie sagen wollte aber nicht konnte "Du bist nicht allein", flüsterte sie.
"Ihr werdet euch wiedersehen, eines Tages. Und bis dahin behalte sie in guter Erinnerung."

Aurora hob ihren Kopf leicht an.
"Woher... woher willst du das wissen? Niemand weiß, was in dieser Zeit passiert. Menschen können das Dorf überfallen und sie töten. Sie könnte gefangen genommen werden können, oder ... oder schlimmeres." weinte sie. "Und doch, ich bin alleine. Wie immer. Es gibt niemanden an dieser Schule dem ich vertrauen kann. Sie haben doch bestimmt alle Angst vor mir und verachten mich, solange ich mich nicht... unter Kontrolle habe."

Alysha schüttelte den Kopf. Langsam überlegte sie doch wieder zu gehen. Das hier schmerzte viel zu sehr. All die Floskeln, Lügen und schönen Worte, die doch nur die Hilflosigkeit der Menschheit verstecken sollten. Davon wurde nichts besser.
"Meine Geschichte ist es nicht wert, erzählt zu werden.", sagte sie hart.

Nun schaute Aurora zu Alysha.
"Warum nicht?" flüsterte sie leise.
"Wäre dann auch meine nicht wert erzählt zu werden?" murmelte sie eher zu sich als zu irgend jemand anderen.

"Vergleich dich nicht mit mir.", entgegnete Alysha. "Das macht dich nur unglücklich." Ihre Augen, die vorhin einen Moment lang beim Klang der Musik feucht geschimmert hatten, wurden nun wieder verschlossen und undurchdringlich.

"Das sind Befürchtungen, die sich nicht bewahrheiten müssen und auch nicht werden. Babette ist nicht schwach, Trystan auch nicht.
Sie werden sich wehren können. Was dich betrifft: Ich habe weder Angst vor dir, noch verachte ich dich."
Ich könnte nie jemanden verachten, nur aus so einem Grund.
Als sie die Worte der beiden hörte schüttelte sie den Kopf.
"Hört auf ihr zwei. Jede Geschichte ist es wert erzählt zu werden, die schönen, die traurigen,
die der Reichen die der Armen, jede."

Aurora löste sich von Finja und schaute zu Boden.
"Egal, wie schrecklich sie ist? Schlimme Geschichten möchte doch keiner hören. Sie machen einen entweder traurig oder ängstigen einen."

"Sie erinnern einen daran, wie gut man es hat, oder zeigen einem das man nicht allein ist mit dem Leid das einem widerfahren ist",
widersprach Finja.

"Schön, dass dir deine Illusionen erhalten geblieben sind.", sagte Alysha spöttisch. "Aber diese Welt ist nicht so." Und es gibt weitaus schönere... Sie drehte sich um und lief den Weg die Klippe hinunter, vielleicht wartete Vivalie dort unten immer noch und fragte sich, wohin sie so schnell gegangen war. Vivalie verstand...
"Danke für die Musik.", fügte sie noch leise hinzu, doch das war kaum zu hören.

"Aber ich war alleine, als ich Menschen getötet habe..." flüsterte sie so leise, dass es kaum möglich war ihre Worte zu hören.
"So viele und niemand hat mich aufgehalten, oder zumindest es nicht geschafft."