"Wenn ich es dir erzähle, bringe ich dich in Gefahr. Möchtest du das?"
Eindringlich sah sie Finja an.

"Gefahr ist für mich kein Fremdwort. Und sie ist etwas das man in Kauf nehmen muss,
wenn jemand in Schwierigkeiten ist", erwiderte Finja.

"Ich glaube es wäre keine gute Idee. Er würde dich vielleicht umbringen."
Ihre Stimme war leise, kaum hörbar. Sie schaute zu Boden.

Er? Also eine greifbare Person...
"Glaub mir, ich bin nicht leicht zu töten", sagte Finja leise.
Sie war eine Víla, ein Naturgeist, sie einfach so umzubringen, hätte Folgen.
Ihre Schwestern würden sich rächen...und diese Rache wäre fürchterlich.

"Wie bist du dir da so sicher?" meinte sie spöttisch.
"Ich habe schon alles versucht, um von ihm loszukommen. Ich wollte sogar Selbstmord begehen. Doch alles war erfolglos. Es hat nicht geklappt." Ihre Augenbrauen zogen sich zu einer Linie zusammen. "Es gibt nur eine Möglichkeit." Und die bedeutet meinen Tod.

Ein seltsames Lächeln glitt über Finjas Gesicht.
"Unterschätze mich nicht, kleine Aurora. Ich bin niemals allein."
Ihre Stimme klang seltsam, sie hallte, als würden mehrere Personen aus ihr sprechen.
Dann blickte sie zu ihr. Selbstmord? Das war sicherlich keine in Frage kommende Option.
"Wenn diese Möglichkeit deinen Tod beinhaltet, ist sie nichts wert"

Aurora zögerte. Sollte sie es wirklich Finja erzählen?
"Wie würdest du mir helfen wollen... können, wenn es keine andere Möglichkeit als den Tod gibt?" fragte er sie tonlos.
Es war wirklich eine verzwickte Situation.

"Dann... dann weißt du, was ich fühle.", sagte Alysha mit rauer Stimme. Sie spürte, wie Vivalies Körper sich anspannte, und sie konnte sich denken, warum. Sie hatten nie über Vergangenes gesprochen, hatten beide das Thema instinktiv vermieden, weil sie wussten, dass die jeweils andere es hasste. Doch vielleicht war es mittlerweile einfach zu spät dafür?
"Ich weiß, ich rühre jetzt wohl an Dinge, an die du niemals wieder denken wolltest. Ich weiß, dass wir früher nie darüber geredet haben. Aber vielleicht muss ich reden. Ich glaube,..." Sie zögerte. "Es könnte mich zerstören, wenn ich jetzt nicht rede."

"Bist du dir denn sicher, dass es keine andere Möglichkeit als deinen Tod gibt? Ich kenne den Vertrag nicht, den du geschlossen hast, also kenne ich auch die Lücken nicht. Aber es gibt immer Lücken und wenn nicht, schafft man sich welche. Aufgeben kommt für mich nicht in Frage"
Nur wer aufgibt, hat schon verloren..

"Das ist ja die Lücke. Nun gut, ich erkläre es dir. Aber zu niemanden ein Wort." Sie ging wieder zurück zu Finja. "Es ist einfach. Ich.. bin heute jemandem begegnet, den leider nur ich sehen kann, außer er möchte es und dann zeigt er sich auch anderen. Sein Name ist Gabriel. Er ist... ein Erzengel. Ich habe mit. ihm ein Packt geschlossen. Er achtet darauf, dass ich niemanden durch meine Fähigkeit verletze. Im Gegenzug gebe ich ihm von meiner Lebensenergue etwas ab. Es ist verzwickt. Ich hab mit meinem Blut unterschrieben. Im wahrsten Sinne des Wortes." meinte sie leise und schaute bedrückt die Klippe runter.
"Nur wenn mir etwas zustieße, würde der Vertrag gebrochen sein, oder es gibt eine Möglichkeit ihn umzubringen."

Viv nickte und konnte nicht verhindern, das es ein wenig ruckartig wirkte.
"Okay.", sagte sie leise. "Hier? Oder wollen wir uns doch einen Wohnblock suchen?" Sie wusste, das auch Alysha noch keine Räumlichkeiten besaß - es lohnte sich nicht, einen Block auszusuchen, wenn man fürchtete wieder fortgeschickt zu werden.

(hoffe, ich hab nix verpasst, anja )

"Da ich nicht unbedingt jedem davon erzählen möchte..." Alysha blickte hinauf zu Finja und Aurora. Sie hatte nichts gegen die beiden. Aber sie glaubte nicht, dass sie verstehen würden. "...würde ich sagen, suchen wir uns einen Wohnblock." Aber einen abgelegenen, einen, in dem sonst niemand wohnte. Denn Alysha konnte sich nicht vorstellen, dass es dem Betreffenden gut tun würde.

(ka, xD)

"Gut.", murmelte Viv - auch ihr war es so lieber - und gemeinsam gingen sie zu dem Wohnblöcken.

"Danke für Ihre Freundlichkeit." sagte sie zu Finja und ging zurück zum Gebäude.

>>> Schulgänge

Finja sah ihr nach, in Gedanken versunken. Es musste eine Möglichkeit geben diesen Vertrag zu brechen.
Was für ein Tag...ihre Arbeit fing ja gut an. Heute Nacht würde sie nachdenken müssen.
Sie wandte sich um und ging die Klippen hinab zu den Gebäuden zurück.
>>>Finjas Büro

Sobald sie das Gebäude verlassen hatte, war Penny losgerannt und stand nun auf den Klippen.
Sie holte tief Luft und machte ihrem Unmut mit einem Schrei Luft. Über ihr zogen dunkle Wolken auf, Regen setzte ein
und prasselte auf sie nieder. In wenigen Sekunden war sie vollkommen durchnässt, aber es störte sie nicht.
Sie starrte auf den See, der unter der Klippe lag. Was war das gewesen? Warum war sie so wütend? Normalerweise
war sie nicht leicht wütend zu machen, aber die Worte Kays hatten sie getroffen. Spielte sie nur? Machte sie es sich
einfach?

Der Boden war nass, als hätte es soeben geregnet. Seltsam. Hätte Kay das nicht bemerken müssen, obgleich er unter einem Dach gewesen war?
Er ging ein paar Schritte, hatte vor auf den höchsten Punkt der Klippe zu steigen und von dort aus den See zu betrachten, das Wasser, das so nahe erschien und doch unerreichbar für ihn war. Doch dann sah er, dass dort schon jemand war, und hielt inne. Penny. Ausgerechnet!
Ein Teil von ihm wollte zu ihr gehen, um Verzeihung bitten, doch er blieb in den Schatten stehen und achtete darauf kein Geräusch zu verursachen, damit sie ihn nicht bemerkte.

Penny griff nach einer ihrer nassen Strähnen, die ihr über die Brust fiel und beobachtete stumm wie ein Tropfen Wasser sich daraus löste
und zu Boden fiel, gleich einer Träne. Sie hob den Kopf und sah zum Himmel. In ihren Augen glitzerte es leicht, aber sie wollte und konnte nicht weinen. "Mutter...wer bin ich?", flüsterte sie. Ihre Beine gaben nach und sie fiel auf die Knie, das Gesicht zum Himmel gerichtet,
die Tropfen ihres nassen Haares liefen ihr Gesicht herab. War es denn so falsch zu versuchen niemanden zu verletzen, das Richtige zu tun?
Was war das Richtige? War sie eine Heuchlerin?

Kay sog scharf die Luft ein. Weinte Penny etwa? Der Teil in ihm, der zu ihr rennen und sie trösten wollte, wurde immer stärker. Doch er tat es nicht. Wenn er sich nicht so sicher wäre, dass sie ihn ganz bestimmt nicht sehen wollte, wäre er schon längst dort, an ihrer Seite. Und dann? Was hätte er dann getan? Er konnte ihr doch nicht einmal die Tränen wegwischen!
Monster...
Vermutlich lag Penny, so unglaublich das erschien, wirklich etwas an ihm. Aber das war nicht gut für sie. Die Menschen, die Zuneigung für für ihn empfanden, konnte er am leichtesten und am härtesten verletzen. Er wusste es, er hatte es am eigenen Leib erfahren. Und er hatte es Penny bereits angetan und würde es immer wieder tun. Es war wirklich besser für sie, wenn sie ihn hasste. Dann wäre sie nicht so verletzlich.
Er sollte nicht länger egoistisch denken. Was für ihn das Beste wäre, zählte nicht.

Penny vernahm ein Geräusch und drehte den Kopf. Ihre Augen weiteten sich, als sie Kay in den Schatten stehen sah.
"Kay...?", flüsterte sie. In ihrer Stimme lag Hoffnung. Hoffnung darauf, dass er sie ein wenig mochte, wenigstens nicht hasste.
Hoffnung darauf, dass er da war, vielleicht sogar gewillt war zu ihr zu kommen.
Ihr Herz pochte schnell, aufgeregt wie die Flügel eines kleinen Vogels. Sie konnte es nicht verleugnen, sie empfand Glück bei seinem Anblick.

SIe hatte ihn bemerkt. Kay war sich ziemlich sicher, dass das nicht gut war. Plötzlich war er überrumpelt, wusste nicht mehr, was er sagen sollte, als er ihr in die Augen sah. Er zwang sich stehen zu bleiben, nicht zu ihr zu gehen. Er gehörte nun mal nicht zu ihr. Es war nicht fair, dass sie ihn so ansah. Das machte es nur noch schwerer.
"Du solltest nicht weinen.", murmelte er. Nicht wegen mir...

Ein schwaches Lächeln trat auf ihr Gesicht. "Nicht wegen dir, meinst du?" Ihr Blick wanderte über den See während sie sprach.
Dann wandte sie sich wieder ihm zu. "Es ist schon gut. Ich bin nur durcheinander...verwirrt"
Aber zugleich unendlich glücklich, dass du hier bist...fügte sie in Gedanken hinzu.

Wie sie ihn durchschaute, obwohl er doch nicht einmal die Hälfte von dem sagte, was er dachte! Es war unglaublich und zugleich verunsicherte es Kay zutiefst. Wozu hatte er all die Mauern um sein Selbst errichtet, wenn sie sie mit nur einem Blick niederreißen konnte?
Er konnte nicht leugnen, dass ihn das verletzlich machte. Und das wollte er nicht. Die Entscheidung, die er getroffen hatte, war schon so schwer genug umzusetzen.
"Nein.", sagte er leise und schüttelte den Kopf. "Nein.", wiederholte er und seine Stimme klang nun fester. "Ich meinte damit, dass du nicht wegen eines belanglosen Streites gleich heulen musst wie ein Baby. Ich hätte nicht gedacht, dass du so... empfindlich bist."

Ihre Augen weiteten sich schockiert, bevor sie begriff was er versuchte.
Er wollte sie verletzen. Wollte dass sie ihn hasste.
"Nicht jeder hat Mauern um sich errichtet", erwiderte sie ruhig.
"Es wird nicht funktionieren", fügte sie hinzu, scheinbar ohne Zusammenhang, aber sie war sich sicher, er wusste was sie meinte.

Es würde nicht so einfach werden, wie er gedacht hatte. Kay fluchte innerlich, doch seine Miene blieb ungerührt.
"Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht.", sagte er mit einem spöttisch Unterton. "Egal, was ich sage, du würdest mir sowieso kein Wort glauben, Penelope. Und in diesem Fall kommt noch dazu, dass du es auch nicht wahrhaben willst."