Finja legte leicht den Kopf schief.
"Weil du so hoffnungslos blickst. Und ich mache mir Sorgen"
Was war nur los?

Aurora lächelte falsch. "Glauben Sie wirklich ich würde springen? Ich könnte es eh nicht, selbst wenn ich wollte."
Sie wandte ihr Gesicht ab. "Es ist zu spät zum sterben."
Langsam ging Aurora auf die Frau zu, die sich als Lehrerin entpuppte.
"WAs führt sie zur Klippe?"

So jung und schon solche Gedanken..
"Ich habe nach einem schönen Ort gesucht um zu träumen
und um ihn vielleicht auch zu malen. Ich bin übrigens Finja,
du brauchst mich nicht zu siezen, da komm ich mir so alt vor"

"Okey, dann duze ich dich." meinte sie nur und seufzte leise.
"Du zeichnest. Das lässt darauf folgen, dass du uns Zeichenunterricht dann wohl gibts." Toll -.-
Aurora blieb dort wo sie war und rührte sich nicht. Misstrauisch beobachtete sie die Lehrerin.
Ob sie auch so eine ist, die denkt, sie wüsste wie es mir geht?

"Ja ich werde euch im Zeichnen unterrichten...wenn denn jemand erscheint"
Sie lächelte leicht.
"Was ist mit dir? Zeichnest du?"

Aurora schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht zeichnen."
Sie wollte nicht zuviel von sich Preis geben. Nicht Finja... Schließlich kannte sie sie nicht.
"Ich werde wohl kommen..." ... müssen. Schließlich möchte ich kein Ärger haben.
"Weißt du, wer Musik unterrichtet?"

Sie klingt als wäre es eine Pflicht...dabei ist zeichnen ein Vergnügen..nun jedem das seine
Finja dachte kurz nach. "Hmm soweit ich weiß hat sich noch kein Lehrer dafür gemeldet"
Schade, sie mochte Musik. Sie spielte dann und wann Geige und nutzte Musik zur Inspiration.
"Mal sehen wer sich dafür melden wird, ich würde dann nur zu gerne vorbeischauen...es kann
nicht schaden meine Kenntnisse aufzufrischen und mal wieder ein wenig Geige zu üben"

Auroras Augen leuchteten plötzlich.
"Du spielst ein Instrument? Das ist... klasse." sagte sie nun etwas freundlicher.

Scheint als würde sie Musik mögen...
"Ja ich kann Geige spielen, ich habe es aber eine Weile nicht mehr getan. Was ist mit dir?
Spielst du auch ein Instrument?"

"Ja, ich spiele sehr gerne Klavier. Eine Freundin hat es mir beigebracht und seitdem spiele ich nur."
meinte sie leise. "Und sonst singe ich ein wenig."

Finja lächelte erfreut.
"Ich liebe Musik..alles was dazu gehört, auch Gesang"
Sie zwinkerte Aurora zu.
"Vielleicht könnten wir ja irgendwann einmal etwas zusammen spielen"
Eine Freundin? Was wohl mit der passiert ist? Sie klingt nicht sehr fröhlich.

Aurora nickte.
"Ja, vielleicht können wir das machen." sagte sie leise und schaute runter.
Es war wirklich schön heute. Doch Aurora fühlte sich nicht so. Sie wollte Regen, Regen und Gewitter. Sturm, Hagel, aber aufkeinen fall schönes Wetter.

Finja seufzte innerlich.
Dem Mädchen schien es wirklich nicht gut zu gehen...Vielleicht sollte sie versuchen sie aufzumuntern.
"Warte bitte einen Moment, ich bin gleich wieder da"
Mit diesen Worten lief sie los.
>>Finja's Büro

Aurora seufzte.
Warum sollte sie warten? Sie war nicht mit ihr befreundet, weder das noch irgendwas anderes.
Aber ihr Gefühl sagte ihr, dass sie doch lieber warten sollte.
Geschmeidig setzte sie sich im Schneidersitz auf den Boden und ließ ihre Beine über den Rand der Klippe baumeln.
Nachdenklich schaute sie gen Horizont.

Leicht außer Atem kam Finja wieder bei der Klippe an.
Aurora saß noch da und blickte zum Himmel.
Stumm betrachtete Finja sie einen Moment, dann griff sie leise in
ihren Geigenkoffer, nahm das Instrument heraus und begann zu spielen.
Eine wunderschöne aber auch traurige Melodie erfüllte die Luft.
(https://www.youtube.com/watch?v=ls_IVx-q3Qo&feature=related 'Over the fields')
Es war eines der Abschiedslieder, das Finja mit ihrer Familie spielte wann immer jemand davon ging.

Aurora drehte sich langsam um. Sie kannte das Lied nur zu gut. Denn man konnte es auch auf Klavier spielen.
"Bitte .. Hör auf zu spielen..." flehte sie leise. Sie konnte es nicht ertragen. Zwar passte es perfekt zu ihrer momentanen Stimmung.
Doch sie wollte nicht weinen. Nicht vor ihr.
Aurora schaute sie flehend an.

Sofort legte Finja die Geige beseite und blickte sie traurig an.
"Tut mir Leid" Sie wandte sich halb ab.
"Ich weiß nicht was mit dir ist, mich geht es auch nichts an, aber ich kann es nicht ertragen wenn
es jemandem schlecht geht. Das Lied...es wird bei uns immer gespielt wenn jemand Abschied nimmt.
Ich dachte, vielleicht hilft es. Aber es war dumm von mir, es sorgt nicht gerade für gute Laune"
Sie mühte sich ein Lächeln ab.
Am besten gehe ich...

"Es tut mir Leid. Aber du hast Recht. Mir geht es nicht sonderlich gut. Und das Lied... Es war so passend. Aber es förderte nicht gerade meine positive Stimmung. Es tut mir Leid. Ich bin nicht der perfekte Partner für ein belangloses Gespräch." Es gibt genügend naive Mädchen und Jungen auf dieser Schule. Ich bin halt misstrauisch.
Ihr Blick schweifte über die See.
Dieses freie Gefühl...

"Es muss dir nicht Leid tun. Belanglose Gespräche sind nicht in meinem Interesse, ich bin eine Person
die die Ehrlichkeit und Einmaligkeit jedes Augenblickes genießt und schätzt. Und noch etwas: Niemand ist
perfekt, weder ich, noch du noch irgendjemand anderes."
Finja blickte in die Ferne und versank einen Moment lang in dem schönen Anblick.

"Stimmt." sagte sie leise und senkte ihren Blick.
"Ich weiß nicht, ob ich immer erlich zu jemanden sein kann, den ich nicht kenne. Manchmal lüge ich auch um andere nicht zu verletzen." sagte sie leise.
"Ist es besser, wenn man den anderen durch eine Lüge nicht verletzt, als durch die wahrheit?"

Finja blickte zu ihr.
"Zum ersten: Versuch es einfach mal. Und zu den Lügen...es ist eine gute Frage.
Wenn die Wahrheit zu schmerzhaft ist, wenn man glaubt dass der andere dadurch
zutiefst verletzt wird, dann ist eine kleine Lüge vielleicht in Ordnung. Aber bedenke
immer die Folgen. Denn es kann immer sein, dass derjenige die Wahrheit doch erfährt.
Dann mag er verletzt sein, aber nicht nur wegen der Wahrheit, sondern auch wegen
der Lüge die man ihm erzählt hat. Stell dir vor, dein Kind bekommt eine tödliche Krankheit,
es könnte sterben. Wirst du es ihm sagen? Oder lässt du es in dem Glauben es sei alles in
Ordnung?"

"Nein, ich würde es meinem Kind sagen. Auch wenn es schmerzhaft ist. Und ich würde ihm eine schöne Zeit schenken."
meinte sie leise.
"Aber ich möchte keine Kinder, aus ANgst sie könnten mit der gleichen Fähigkeit wie ich gestraft sein."

Als sie das Gebäude verlassen hatten und Alysha wieder den Wind in ihren Haaren spüren konnte, atmete sie erst einmal tief durch. Frei...
Zunächst wusste sie nicht, wohin - Vivalie hatte auch keinen Vorschlag gemacht - doch dann hörte sie etwas. Etwas, das sie in einen Traum zurückzuversetzen schien, den sie vor Ewigkeiten, einem Menschenleben - so kam es ihr vor - geträumt hatte. Das Lied einer Geige...
Wie in Trance bewegte sie sich auf die Quelle der Musik zu. Es war die Klippe, die auf den See hinausragte - ein Ort, an dem so vieles begonnen hatte -, doch das bemerkte sie gar nicht. Zwei Gestalten standen dort oben, und die eine davon, die, die spielte, hatte so helle Haare, dass sie im Sonnenlicht beinahe weiß erschienen.
Geige..., rief sie sich in Erinnerung. Geige, nicht Flöte... Es konnte nicht sein, das sagte ihr ihr klarer Menschenverstand. Aber ihr Herz... ihr Herz hoffte noch immer.

Die Frau hörte auf zu spielen und Alysha blieb ein paar Schritte entfernt stehen.

"Deine Entscheidung wäre die Richtige was die Wahrheit betrifft. Was die Kinder betrifft...das ist allein deine Entscheidung,
wer weiß vielleicht denkst du darüber irgendwann einmal anders. Diese Schule hier ist dazu da zu lernen mit den
Fähigkeiten umzugehen. Selbst wenn sie deine Fähigkeit hätten, so würdest du ihnen eine schöne Zeit schenken, da bin ich mir sicher"
Sie seufzte leicht.
"Ich wünschte ich hätte Kinder, aber das ist mir nicht vergönnt"
Finja hörte Schritte und drehte sich um.
Ein Mädchen stand am Fuße der Klippe.
Was sie wohl hierhergelockt hat?

Zögernd kam Alysha noch einen Schritt näher. "Hast du geradeeben gespielt?", fragte sie die Frau mit der Geige zögernd. Die Musik hallte noch immer in ihren Ohren nach; sie konnte die traurige Melodie nicht vergessen.