"Da gibt es nichts zu entschuldigen.", sagte Al bestimmt. Niemand war durch Delayne verletzt worden, nichts war geschehen. In einer früheren Zeit ihres Lebens wäre es ihr wohl genauso gegangen.
Sie wusste nicht, ob sie Delayne danach fragen sollte, was sie meinte, wusste nicht, ob das Engelsmädchen darüber reden wollte.
"Geht es wieder?", fragte sie stattdessen. Sie hörte auf, mit Vivalie Blicke auszutauschen und konzentrierte sich nur noch auf Delayne.
"Wir können so lange hier draußen bleiben, wie du magst.", fügte sie noch hinzu. "Aber wenn es dir recht ist, können wir auch wieder nach drinnen gehen, uns Decken holen und uns schlafen legen." Sie hatte Darrens Ansage gehört.

Delayne war sehr wohl der Meinung, dass es etwas zu entschuldigen gab. Immerhin hatte sie Panik bekommen und Aly´shas und Vivalies Hilfe in anspruch genommen, dabei hatten vielleicht andere viel größere Probleme als sie, doch sie sagte nichts.
"Es geht wieder.", antwortete sie. Sie zitterte war noch ein wenig, doch fühlte sie sich wieder sicher.
"Nein, wir sollten reingehen.", antwortete Delayne. Sie bemerkte erst jetzt, dass es im sie herum nicht regnete. "Und außerdem ist es bestimmt anstrengend für dich.", mutmaßte sie, "und es ist ja nicht nötig, wenn wir statt dessen auch in die Höhle gehen können, wo es sowieso nicht regnet."
Sie lächelte Alysha nochmal zu um ihre Aussagen zu bestärken, dann ging sie in Richtung Höhle. Bei Vivalie blieb sie stehen und sagte: "Dankeschön!" Und sie empfand wirklich eine tiefe Dankbarkeit.
>>>Die unterhöhlten Klippen

Das Mädchen zeigte sich sichtlich genervt über Ilyas Verhalten, was er jedoch nur mit einem frechen Grinsen quittierte. Sollte sie ihn doch verabscheuen, dann würde sie ihm weniger auf den Geist gehen. Nichts war schlimmer also diese pseudo-freundlichen Gestalten, die mit einem plauderten, ein Gefühl von Wertschätzung vermittelten und deswegen dann eine Sonderbehandlung erwarteten.
„Sehr erfreut, Aurora“, erwiderte er und schaffte es diesen kurzen Satz so spöttisch klingen zu lassen, dass ohne jeden Zweifel klar wurde, wie er wirklich über diese Bekanntschaft dachte.
Gerade als er sich freuen wollte, dass Aurora ansonsten scheinbar nichts zu sagen hatte (ungewöhnlich für ein Mädchen), tippte ihn schon wieder dieser, mit einem Bein im Grab stehende, Hippie an.
Als er sich ungeduldig und genervt umdrehte, wurde er prompt mit einer umfangreichen Rede konfrontiert, die ihn perplex zurückließ.
Auf den ersten Teil ging er gar nicht erst ein, dass war sowieso zwecklos. Sollte er doch dankbar sein, wenn es ihm gefiel. Was kümmerte es Ilyas? Und nein, er würde garantiert nicht anfangen mit diesem Ganzen ‚versetz-dich-mal-in-meine-Lage‘-Kram.
‚Ich weiß, warum Du mir meinen letzten Wunsch erfüllst; ich habe deinen Blick gesehen‘
Beinahe wäre Ilyas ertappt zusammengezuckt, so zog er jedoch nur eine Augenbraue hoch und erwiderte in arrogantem Tonfall: „Wunschdenken, Honey. Wunschdenken.“
‚Was das angeht, so könnte es übrigens gut sein, dass wir beide von jetzt an einige Zeit mit einander verbringen...sofern ich richtig vermute...‘
Eine leichte Welle des Entsetzens überkam Ilyas. Einige Zeit mit dem Untoten verbringen?
Womit hatte er das nur verdient…nicht genug, dass er, kaum aus dieser grässlich riechenden Kaffeebüchse entkommen, nervige Wünsche (samt Regelbruch) hatte erfüllen müssen, nein jetzt sollte er auch noch Zeit mit diesen Sterblichen verbringen.
Wunderbar. Psycho-Obdachloser und eine rothaarige Hexe. Hatte das Leben ihn nicht lieb…
„Was auch immer du vermutest, vergiss es ganz schnell wieder. Und was die Zeit miteinander angeht…Tut mir Leid dir das sagen zu müssen, aber du bist nicht wirklich mein Typ“, gab Ilyas zurück und betrachtete scheinbar interessiert seine Nägel.

Aurora ließ die beiden einfach quatschen. Sie war müde und wollte nur noch in Ruhe einschlafen. Aber natürlich hatte das Schicksal mal wieder andere Pläne mit ihr vor. Dieser komische Typ mit der seltsam fahlen Haut und dem leeren Blick hatte sie angesprochen. Widerwillig drehte sich das Mädchen um. "Ja, du bist richtig hier." antwortete sie ihm wahrheitsgemäß. "Wir machen gerade einen Ausflug, der bedauerlicherweise, wie du siehst, ins Wasser gefallen ist und wir uns einen Unterschlupf suchen mussten." Weiter wollte sie nicht reden. "Die Direktorin müsste drinnen sein, wie ich auch gleich." Dann seufzte sie. "Sehr erfreut dich kennen zulernen, Janez. Meinen Namen hast du ja sicherlich bereits mitbekommen." fügte sie hinzu und wandte sich dann wieder ab. Doch noch einmal drehte sie sich um und lächelte gutmütig. "Wir sind alle anders." murmelte sie leise.
Ilyas schien nicht erfreut über ihre Anwesenheit zu sein. "Lügner." murmelte sie leise. Der Dschinn war ihr richtig unsympathisch. Langsam ging sie auf wackeligen Beinen. Aber sie war so erschöpft, dass sie sich einfach an der Steinwand nach unten gleiten ließ und die Augen schloss.

Janez betrachtete den Dschinn...
'Was auch immer Du vermutest, vergiss es ganz schnell wieder.' ...Wenn er wüßte, was ich weiß, Gefühle lesen kann ich immernoch. Aber da ist wohl nichts zu machen...entweder er akzeptiert es, oder eben nicht.
Eigendlich hatte Ilyas es wohl nicht verdient, dass Janez, seinen Grundsätzen folgend, versuchte, möglichsthöflich zu sein, jedoch kannte er nun keinen Ärger mehr, der ihn seine Grundsätze hätte vergessen lassen...Trotzdem...
Ich kann auch ganz ohne Ärger - und ohne unhäflich zu sein - recht unangenehm sein, möchte ich wetten. Etwas anderes hätte Ilyas wohl wirklich nicht verdient..."
"Habe ich", fragte Janez den Dschinn, "bei Dir etwa den Eindruck geweckt, ich warte auf eine Antwort? Wenn das so ist, hast Du dich wohl geirrt. Ich wollte Dir lediglich sagen, was ich zu sagen hatte. Akzeptiere es, oder eben nicht. Ach und...falls Du es nicht bemerkt haben solltes, Allmächtiger: Eigentlich war ich fertig, mich mit Dir zu unterhalten. Ich hatte nur noch auf die Antwort dieser netten, jungen Dame gewartet...Ich glaube, sie dürfte Dir nicht gefallen haben ...ich würde Dir ja mein Beileid aussprechen, aber...Du weiß ja..."
Während er das sagte, hatte Janez zwischenzeitlich das Gefühl - falls man es denn so nennen konnte - ganz kurz und wie endlos weit entfernt den Hauch einer Emotion wie Abneigung aufflammen und sofort wieder erlöschen zu spüren. Was war das? Emotion? War das Ilyas' Abneigung? Oder meine eigene? Ich bezweifle, dass der Dschinn einen Fehler gemacht hat....wahrscheinlich habe ich mir das nur eingebildet...eine Erinnerung, an etwas, das ich wohl nie wieder haben werde...
Drinnen...Sie meinte wohl die Höhle...
Unsicher, ob er Aurora so einfachier draußen schlafen lassen konnte, blieb Janez eine Weile einfach stehen.
Dann kam ihm der Gedanke, dass der Dschinn ja auch noch bei ihr war und sie - wenn er denn richtig informiert war - in seiner momentanen Lage nicht einfach so einer größeren Gefahr aussetzen durfte. Also ging er langsam in Richtung Höhle.
Ob ich dort drinnen jemanden finden kann, der mir traut?

(>>>Die unterhöhlten Klippen)

Die meisten gingen wieder in die Höhle, doch Helizia ging nicht. Sicher, es war dort wärmer und auch geschützter, doch ihre Fähigkeit konnte jederzeit wieder ausbrechen.
Außerdem machte es ihr nichts aus, mit total durchnässter Kleidung an der kalten Felswand zu sitzen. Außerdem hatte sie auch keine Wahl. Ihr Ausbruch hatte sie komplett erschöpft. Mit letzter Kraft zog sie einen Schutzkreis um sich herum, solange sie schlief, würde sie also sicher sein. Dann nickte sie weg.

cf: der zeltplatz

Zafina trat wieder auf den unwetterfreien Platz vor der Höhle. Sie sah, dass viele wieder in die Höhle gegangen waren. Sie sah Aurora, die wohl schon wieder aus ihrer Ohnmacht erwacht war - Mist, ich hätte kräftiger schlagen sollen - doch wirkte sie nicht, als würde sie gleich wieder ausrasten und andere mit ihrem Kummer belästigen. Sie unterhielt sich friedlich mit einem Dschinn? Meine Güte, was hat die denn angestellt?, sodass Zafina sie nicht weiter beachtete. Sie ging hinüber zu Helizia, die immernoch an der selben Stelle saß. Sie schlief.
Zafina war sich sicher, dass es das Beste war, wenn sie draußen blieb, anbgeschnitten von den aufgewühlten Gefühlen der anderen, doch würde die nacht kalt werden.
Das Mädchen legte den Stapeldecken und ihr Schwert, das immernoch in seiner Tasche in die unterste Decke eingewickelt war, ab. Sie nahm die obersten beiden Decken und breitete sie vorsichtig über Helizia aus, damit diese nicht geweckt wurde. Dann nahm sie den Stapel wieder auf und ging in die Höhle, ohne darauf zu achten, ob Usui überhaupt noch bei ihr war.

>>>die unterhöhlten Klippen

Aurora hatte nicht mehr reingehen wollen. Sie war einfach zu schwach gewesen. Müde hatte sie sich draußen zu einer Kugel zusammen gerollt und hatte sich einfach von der Müdigkeit übermahnen lassen. Schnell wars ie eingeschlafen und sie hatte nicht gut geschlafen. Albträume hatten sie geplagt und sie war ständig aufgewacht. Aber das Schlimmste war, sie hatte immer von Levin geträumt.
Kühler Wind weckte sie nun und sie erwachte langsam aus ihrem Schlaf. Erschöpft öffnete sie langsam die Augen und versuchte sich zu erinnern, was geschehen ist und vorallem, wo sie sich gerade befand. Es war recht kühl. Keine Sonne war zu sehen und die Landschaft wurde von einem dicken Schleier Nebel bedeckt. Und als sie ihren Kopf so drehte, sodass sie in den Himmel schauen konnte, hätte sie beinahe genervt aufgestöhnt. Wieder Wolken. Und das Unwetter hatte seine Spuren hinterlassen. Bäume waren umgeknickt und der ganze Strand war von Ästen und Zweigen und alles möglichem bedeckt. Die Halbhexe stützte sich auf und lehnte an der kühlen Felswand. Ihr Gesicht war leicht erhitzt und unter den Augen auf der blassen Haut zeichneten sich dunkle Augenringe ab. Fast wirkte sie wie ein ruheloser Geist. Und wo war dieser komische Dschinn? Vielleicht hatte er ja das Weite gesucht.

Als Janez aus der Höhle trat atmete er tief durch. Die frische Luft war gut.
Über all das, was in den letzten Tagen - und vorallem am gestrigen - passiert war, ging er gemütlich er an der Felswand entlang. Dieses Wetter sagte ihm zu: nicht wirklich unangenehm, aber kühl genug um schnell wach zu werden.
Mal sehen, ob Aurora noch lebt...ich traue diesem Dschinn immernoch nicht. Mich wollte er überlisten und hat mir dabei einen Gefallen getan...Die kleine hat vielleicht nicht so viel Glück.
Als er in Auroras Nähe kam, schien diese gerade aufzuwachen. Ilyas war nicht zu sehen.
Wo ist der hin? Ist er nicht an sie gebunden?
"Na", sagte Janez, als Aurorasich aufgerichtet hatte und er noch ein paar Meter weg war, laut genug, dass Aurora ihn hören konnte, wenn sie es denn wollte, "ausgeschlafen? Wo ist der Dschinn?"

Aurora positionierte ihre Sitzposition und saß nun im Schneidersitz. Sie ließ den kühlen Wind durch ihre wirren Haare wehen und schloss kurz die Augen um sich zu entspannen und die Ruhe zu genießen. So verweilte sie lange da bis sie eine männliche, ihre bekannte Stimme vernahm. Es war Janez. Das erkannte sie, als sie ihre Augen öffnete. "Guten Morgen." begrüßte sie den jungen Mann recht freundlich und gähnte. "Nein, nicht wirklich. Zumindest kann man das nicht schlafen bei mir nennen. Eher herumwälzen." versuchte sie zu scherzen. Doch es misslang kläglich. Auf seine letzte Frage hin zuckte sie nur mit den Schultern. "Keine Ahnung." Und sie hoffte, er war ganz weit weg und würde sie nicht weiter nerven.

"Du kannst Dir auch einfach wünschen, von jetzt an immer gut zu schlafen, weißt Du? Und dann kannst Du ihn immernoch fortwünschen.", sagte Janez und versuchte ihre Ironie zu kopieren...was ihm nicht wirklich gelang...geausowenig wie sein Lächeln. Also...ein paar Vorteile hatten diese Emotionen schon...
Er setzte sich neben Aurora und sah sie einen Moment lang an. dann meinte er nur - wieder vollkommen ernst - was natürlich so ernst wie auch schon zuvor bedeutete, aber diemal war es so gemeint: "Andererseits...so wie ich Ilyas kenne, wird er dich in ewigen Schlaf versetzen oder soetwas...er wirkt ziemlich verbittert, meinst Du nicht?"
Währen er das sagte, wartete janez geradezu darauf, dass Ilyas aus der Felswand hervorkam oder soetwas. Sieht ihm ähnlich.

Aurora schüttelte den Kopf. "Nein, sowas wünsche ich mir nicht. Ich möchte meine Wünsche nicht verschwenden. Einen Wunsch habe ich bereits verbraucht. Da ertrage ich Ilyas lieber." meinte Aurora lächelnd. "Er hat dir deine ganzen Emotionen genommen, nicht wahr? Ich habe deinen Wunsch mitbekommen gehabt. Und er hat dir deine ganzen Emotionen gestohlen." stellte sie fest und schaute zu ihm hoch. Der Riesarer hatte sich bereits neben sie gesetzt. Nun war sie wenigstens nicht mehr ganz so alleine. Denn Aurora hasste die Einsamkeit. Diese stetige Leere. Auf seine Frage hin zuckte sie nur ahnungslos die Schultern. "Keine Ahnung. Aber ich finde, er hat kein Benehmen." meinte sie ein wenig genervt.

Einen weiteren Moment lang, sah Janez sie nur an, vielleicht aus der reinen Gewohnheit heraus, sich auf die Emotionen seines Gegenübers einzulassen. Dann meinte er: "Ja. Hat er. Naja...ich kann mich schlecht darüber aufregen, was?", er zwinkerte ihr zu, ohne dabei wirklich ironisch wirken zu können. "Aber wenn ich darüber nachdenke, ist es garnich so schlecht...besser als vorher jedenfalls. Kannst Du Dir vorstellen wie es ist, alles zu spüren was die anderen fühlen und nichts dagegn tun zu können?"
Janez wandte sein Gesicht ab, legte den Kopf in den Nacken, schloß die Augen und Atmete tief durch. Solangsam war er wirklich wach. dann sprach er weiter: "Natürlich hat er kein Benehmen...aber irgendwo ist er ein guter Kerl...ich kann es in seinem Blick sehen...wie er Dich angesehen hat, gestern..."
Er sah wieder zu Aurora hinüber. Warum erzähle ich ihr das alles eigentlich? Sie hat doch selber genügend Probleme...diese Tiefe Trauer in ihr...
"Wenn ich...Dir auf die Nerven gehe, musst Du es mir sagen. Ich merke immernoch wie sich andere fühlen, aber ich bin nichtmehr so sesibel wie gestern.", sagte Janez...wie eigentlich?...Er sagte es einfach...

"Na ja, ich weiß nicht, ob es so schön ist, keine Emotionen zu haben." Aurora konnte es sich gar nicht vorstellen, wie es war, nicht traurig und nicht glücklich zu sein. Immer das Gleiche zu empfinden. Immer diese gleiche Monotonie. Einfach schlimm. "Aber wenn es dir besser geht, ist das doch gut." sagte sie etwas optimistischer und brachte ein schwaches Lächeln zustande. Dann schüttelte sie ihre dunkelroten Haare. "Nein, das weiß ich nicht. Aber ich weiß, wie es ist, wenn man seine Fähigkeit nicht kontrollieren kann." sagte sie mit Schmerz in den Augen und schaute nach vorne. Nur schwach sah man die Silouetten der Bäume und Büsche. Der dichte Nebel hüllte alles in seinen weißen, dunstigen Schleier ein.
Irritert schaute Aurora ihn an. "Ich verstehe nicht ganz ... " sagte sie irritiert. "Wie hat er mich denn angesehen?" Sie hatte da nur Genervtheit in seinen Augen gesehen, nicht mehr. Da war keine Zuneigung. Eher Abneigung, die auf Gegenseitigkeit beruhte.
Dann lächelte sie leicht. "Du würdest es doch spüren, wenn du mich nerven würdest, nicht wahr?" Janez nervte sie ganz und gar nicht. Ehrlich gesagt war sie sogar sehr froh über seine Anwesenheit. Zumal sie auch momentan niemanden mehr weh tun konnte. Denn Ilyas hatte erstmal ihre Fähigkeit weggezaubert oder wie auch immer.

"Naja schön ist es nicht.", bestätigte Janez, "Hast Du schon Recht. Aber besser..."
Besser...
"Hmm es ist nicht einfach das zu beschreiben, wenn Du die Gefühle der anderen nich nachempfinden kannst...Aber für einen Moment war es, als ob...entschuldige, ich finde kein anderes Wort...als ob er Mitleid mit Dir hatte....aber das wird der Sache nicht gerecht...er fühle deine Trauer...wie ich sie fühlen konnte."
Er sah Aurora in die Augen. "Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine...die ganze Abneigung, den Hass auf die ganze Welt hat er sich - zumindest in diesem Moment - scheinbar nur eingeredet...."
Wieder wandte Janez sein Gesicht ab und schloß die Augen. Für einen Moment konzentrierte er sich auf seine Empathie. Diese Trauer...so tief....
Noch einmal ersuchte er - die Agen immernoch geschloßen - zu lächeln...sein Gesicht blieb ernst.
"Hmm nein. Scheint nicht, als würde ich Dich nerven; ja, ich kann es spüren. Ich sage es Dir aus reiner Höflichkeit, weißt Du?"
Dann sah er Aurora wieder an.
"Willst Du darüber reden?...Was Dich so traurig macht, meine ich. ...Glaub mir, wenn ich sage, dass ich verstehen kann, wie es Dir geht. Und ich glaube, ich kann Dir helfen, wenn Du es denn willst."
Janez sagte das ganz ruhig, sogar für einen Emotionslosen ruhig. Er reichte ihr seine Hand. dann sprach er weiter: "Ich bin zu keinen Emotionen mehr fähig - in mir ist dieses Loch. Wenn Du es willst, kannst Du Deine Trauer in dieses Loch fließen lassen. Ich werde das einfach schlucken."
Oder zumindest glaube ich, dass ich das kann...wenn genau das gleiche passiert, wie in der Höhle, als das Mädchen mich berührt hat...

"Solange es besser ist, als vorher, ist es gut." meinte Aurora lächelnd und schaute noch immer nach vorne. Die Halbhexe wusste, dass Darren Levins Leiche hier irgendwo hingelegt hatte. Und irgendwie war es gut, wenn sie nicht wusste, wo diese sich genau befand. Denn dann würde sie erneut einen Nervenzusammenbruch bekommen.
Dann schnaubte Aurora verächtlich. "Ich möchte kein Mitleid. Von niemanden! Nicht mal von so einem mickrigen Dschinn." Sollte er es doch hören, wenn er wollte. Ihr war es egal. Vielleicht würde Ilyas dann endlich aus ihrem Leben verschwinden und sie hätte endlich ihre Ruhe vor dem Quälgeist, der bereits jetzt schon an ihre Nerven zerrte. "Keine Ahnung." erwiderte sie darauf nur Schulter zuckend.
Dann lächelte sie wieder ganz leicht. "Ich weiß." meinte sie nur dazu. Wie es wohl war, die Gefühle der anderen zu spüren? War es schlimmer, als ihre eigene Fähigkeit? SIe konnte nur verletzen. Anderen Schmerzen zufügen. Aber wie war es, wenn man Trauer, Verzweiflung und all die anderen Gefühle aufeinmal spürte? Es musste eine unerträgliche Last sein und in dem Moment war sie froh, dieses Los nicht gezogen zu haben.
Irritiert wandte Aurora nun ihren Kopf zu Janez. "Nein, ich möchte ehrlich gesagt niemand mit meinen Problemen nerven. Sicherlich würde es mir gut tun, darüber zu reden. Aber ich möchte nicht unbedingt wieder zusammen brechen. Ich habe heute noch einen langen Weg vor mir. Außer natürlich, du möchtest mich den Weg tragen." meinte sie scherzhaft. "Dann kann ich natürlich über all meine Probleme mit dir reden. Aber dazu muss ich sagen, kenne ich dich gar nicht. Und so Leid es mir tut, es geht dich nicht wirklich etwas an." sagte sie so freundlich wie möglich. "Und so wie du glaubst mir zu helfen, kannst du mir nicht helfen. Du kannst mir vielleicht meine Trauer nehmen. Aber nur für einen kurzen Moment, denn meine Trauer ist tief und groß. Und du würdest damit nicht fertig werden. da bin ich mir sicher. Aber trotzdem vielen Dank für das Angebot."

"Stimmt....eigentlich geht es mich überhauptnichts an...und ich könnte nichteinma wirklich sagen, ich sei um Dich besorgt, aber ich kann es einfach nicht haben, wenn es den Leuten um mich herum schlecht geht."
Mit diesen Worten nahm Janez seine Hand zurück und ließ sie auf seinem Knie ruhen.
"Hör zu.", sagte er dann nach einem Momet der Stille, "Ich kann und will Dich zu nichts zwingen und Dir diesbezüglich auch kein Versprechen abringen oder soetwas, aber mein Angebot gilt: Solltest Du Deine Meinung ändern und über irgendetwsa reden wollen, stehe ich zur Verfügung...und wenn es nur arum geht, einen Teil Deiner Last loszuwerden......Ich will nur helfen, mehr kann ich nicht ..und vielleicht nichteinmal das."
Überleg es Dir...Du kannst jede Hilfe brauchen.
Aurora hatte näturlich recht. Janez kannte sie nicht. Was er aber sicher wusste, war dass sie sich im Moment wohl von allen verlassen fühlte. Also blieb er einfach neben ihr sitzen, schloß die Augen und überließ sich seinen Gedanken.
Wenn sie reden wollte, dann würde sie das schon von alleine tun.

"Ich weiß, wie du das meinst. Mir geht es auch so." Und darum halte ich mich von ihnen fern, um sie nicht noch mehr zu verletzen. Aurora senkte ihren Blick und ihren Kopf. Schaute auf ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen. Sie versuchte an nichts zu denken. Die schlechten Gedanken auszublenden. "Danke." sagte Aurora plötzlich. "Du kennst mich gar nicht und bist so freundlich und nett zu mir." Fast erwartete die Halbhexe, dass dieser Dschinn herauskam und sich über die beiden lustig machen. Zu zutrauen wäre ihm das. "Und wahrscheinlich tust du das alles nur aus Mitleid. Aber trotzdem danke." sagte sie leise und presste leicht ihre Lippen aufeinander. Vielleicht sollte sie mit ihm darüber reden. Vielleicht würde dann eine große Last von ihr abfallen. Aber sie hatte Finja schon mit ihrer Trauer und ihrem Selbstmitleid belästigt. Nun konnte sie nicht auch noch Janez damit belästigen. Nein, das konnte sie nicht.
"Sie haben meinen Freund getötet." begann sie plötzlich. Die Worte platzten einfach aus ihr heraus. Ihre Hände waren in ihrem Schoß zu Fäusten geballt. "Eiskalt haben sie ihn in die Höhle geschmissen. Bestimmt haben sie ihn aufs Grausamste gefoltert." sagte sie leise und unterdrückte ihre aufsteigenen Tränen. "Tut mir Leid." meinte sie leise und wandte ihr Gesicht ab. "Eigentlich wollte ich dich damit nicht belästigen, aber ... Ich weiß auch nicht."

Aus Mitleid? Mitleid funktioniert nichtmehr...genausowenig wie ich Dir sagen kann, dass mir das mit Deinem Freund Leid tut, ohne zu lügen....
Janez rang nach Worten. Was sollte er darauf antworten, ohne Aurora anlügen zu müssen oder zu hart zu klingen?
"Das...", er zögerte, "...nein...ich will ehrlich sein: Ich kann Dir nicht sagen, dass Du mir Leid tust, oder das mit deinem Freund....ich müsste Dich anlügen und das will ich nun wirklich nicht. Aber glaube mir, wenn ich Dir sage, dass ich Dich gut verstehen kann...Ich merke, wie es Dich auffrisst. Mir würde es wohl nicht anders gehen..."
Janez legte dem Mädchen sanft eine Hand auf die Schulter. Und schon spürte er es: ihre Trauer. Diese tiefe Trauer.
...!Scheint als käme das, was in der Höhle passiert ist nicht von dem Mädchen...
Aurora hatte Recht gehabt: Diese Trauer war kaum zu ertragen. Ihm schossen die Tränen in die Augen, als er spürte, wie ihn dieses Gefühl und die damit verbundene Kälter immer weiter füllte, so viel davon war da.
"Ich...kann Dich verstehen.", brachte er erneut hervor und überlegte, ob es nicht besser sei, sich gegen diese Welle zu verschließen, Auroa einfach loszulassen. Aber jetzt fühlte er es - kein MITLeit, aber Leid und das machte es ihm nahezu unmöglich sie loszulassen.
Wenn es ihr hilft...dann ist das in Ordnung so...sobald ich sie loslasse wird es langsam verebben. Ich komme damit klar...sie auf längere Sicht wohl nicht...

Aurora wartete darauf, dass Janez etwas sagte. Sie war geduldig. Sagte nichts und blieb einfach stumm. Dann schien der Riesarer endlich die richtigen Worte gefunden zu haben. "Ja, vielleicht kannst du mich verstehen. Und ja, es frisst mich auf. Immer mehr und mehr. Irgendwann werde ich nur noch ein Frack sein. Aber hey, das Leben geht trotzdem weiter." sagte sie mit einem zittrigen Lachen und Tränen stiegen ihr in die Augen.
Plötzlich spürte sie eine kühle Hand auf ihrer Schulter. Sie zuckte zusammen und lehnte sich etwas weg. Sie wusste, würde Janez sie anfassen, würde er ihre ganze Trauer spüren. Diese Trauer würde sich auf ihn übertragen. Und nur weil er keine Emotionen mehr besaß, konnte er dennoch fühlen. Ihre Gefühle. "Fass mich lieber nicht an." warnte sie ihn und zog ihre Beine an, schlang ihre dünnen Arme darum und lehnte ihren Kopf auf ihre Knie. Aurora schloss die Augen und ihre roten, strubbeligen Haare bildeten einen Vorhang. Ihr Gesicht war nun nicht mehr erkennbar.

Als Aurora wegzuckte verebbte die Truer sofort und langsam versickerte sie in ihm. Janez schüttelte sich und wischte sich die Tränen aus den Augen.
Er blickte sie an, wie sie dasaß, zusammengekauert und nicht bereit ihr Leid zu teilen.
"Du hast Recht.", sagte er, während er langsam immer emotionsloser wurde, "Das Leben geht weiter. Aber nicht für Dich, wenn das so bleibt. Und das will ich nicht. Nicht wenn ich es irgendwie ändern kann..."
Mit diesen Worten schloss er Aurora in die Arme; ob sie es wollte oder nicht, so konnte es nicht weitergehen, mit dem armen Mädchen.
Er hielt sie fest und ließ es einfach über sich ergehen. Den Fall in diesen bodenlosen Abgrund.
Im Gegensatz zu ihr, kann ich nicht am Boden zerschmettert werden....

Aurora lachte leise und heiser. "Es ging mir schonmal weitaus schlimmer." Und das stimmte tatsächlich. Kurz bevor sie zu Babette ging, hatte sie fast ein ganzes Dorf ausgelöscht. Da war es ihr richtig schlecht ergangen. Sie war schwach, krfatlos und völlig übermüdet. Dazu kam die Verzweiflung und stetige Angst, ebenso der grenzenlose Hass gegen sich selbst.
Plötzlich wurde sie in starke Arme gezogen. Das gefiel ihr ganz und gar nicht und sie wehrte sich dagegen. "Lass mich los, oder ..." Oder was? Das wusste sie selbst nicht. Ihre Fähigkeit war sicher eingesperrt bis sie ihre Gefühle besser unter Kontrolle hatte. Hätte Ilyas das nicht getan, hätte Janez jetzt sehr leiden müssen. "Lass mich einfach los, okay?" fauchte sie ihn wie eine angriffslustige Wildkatze an und versuchte ihn von sich wegzudrücken. Niemand durfte sie anfassen. Keiner mehr. "Ich brauche euer verdammtes Mitleid nicht. Weder von dir, noch von Finja oder sonst wem."

Ilyas lauschte dem Gespräch der Beiden. Eigentlich hatte er geplant, zu Aurora zu gehen, aber dann war Janez aus der Hölle gekommen und nun beobachtete er bereits seit etlichen Minuten diese Soap. Schlimmer als jedes Nachmittagsprogramm, dachte er. Dennoch...irgendwo tief in ihm klang das Echo eines Gefühls nach. Trauer? Mitleid?
Naja, besser nicht letzteres, Aurora hat ja gerade klar mitgeteilt, was sie davon hält...
Der Dschinn hatte genug davon diesem Drama zuzusehen (auch wenn die Spekulationen über ihn doch recht interessant waren). In einem Wirbel aus Magie verwandelte sich das Eichhörnchen, das auf einem Baumstumpf in der Nähe gesessen hatte wieder in den jungen Mann, den er als häufigste Gestalt wählte.
Ilyas hob den Korb hoch, den er am Waldrand abgestellt hatte und schlenderte auf die Sterblichen zu. "Meine Güte, sie sollten dir einen Orden verleihen, Aurora. Soviel Dramatik in so kurzer Zeit, das schreit doch nach Würdigung. Und du", wandte er sich an Janez "behalte deine Spekulationen für dich."
Ein guter Kerl...wenn das jemand mitbekommt, ist mein Ruf ruiniert!
Seufzend wandte er sich wieder an Aurora, stellte den Korb vor ihr ab. Er war bis obenhin mit Beeren und allerlei anderen Früchten gefüllt, die er im Wald gefunden hatte.
Seine innere Stimme räusperte sich. Na gut. Er hatte sie teilweise hergezaubert.
Aber hey, Datteln und Feigen wuchsen hier nunmal nicht! Und auf dem Wochenmarkt in Persien würde die paar Früchte keiner vermissen.
"Frühstück. Tut mir Leid, der frisch gepresste Orangensaft und die Croissants sind mir leider ausgegangen." Mit diesen Worten wandte er sich um und machte Anstalten zu gehen, hielt aber noch einmal inne. "Und ich habe sie nicht vergiftet oder sonst etwas damit angestellt. Kodex der Dschinn."
Er entfernte sich ein paar Schritte von den Beiden und lehnte sich an die raue Felswand.
Weichei. Verdammtes Weichei. Frühstück im Bett- quasi- und was kommt als nächstes? Rosen und ein romantisches Abendessen?
Der Dschinn verzog das Gesicht. Bah.

Es behagte Aurora gar nicht, dass Janez sie umarmte. Ganz und gar nicht. Und dann tauchte noch der Dschinn auf. Natürlich nicht ohne einen dramatischen Aufgang hinzu legen. Unwillkürlich verdrehte sie die Augen und Ilyas wurde ihr immer unsympathischer. "Mein ganzes Leben ist ein einzigen Drama." erwiderte sie kalt. Ob Janez nicht mal vor hatte, sie loszulassen? So langsam wurde es peinlich, fand sie. Der Dschinn kam auf sie zu. Etwas hielt er in der Hand. Einen Korb und hätte Aurora ihren Kopf ein wenig gereckt, hätte sie sehen können, was sich darin befand. Aber das musste sie gar nicht. Denn Ilyas stellte den Korb direkt vor ihren Füßen ab. Darin waren allerlei Beeren. Beeren, die sie kannte. Und Beeren, die ihr fremd waren. Aurora beugte sich vor und betrachtete sie neugierig. Was das wohl für welche waren? Aber am meisten wunderte sie sich, warum Ilyas extra für sie Beeren gesammelt hatte. "Vielen Dank, Ilyas." meinte sie mit einem zarten Lächeln auf den Lippen. "Warum hast du das gemacht? Ich habe mir das doch gar nicht gewünscht." meinte sie ein wenig misstrauisch. Trotzdem war sie ihm dankbar und vielleicht versteckte sich hinter der harten Schale doch ein freundlicher, weicher Kern. "Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass du sie vergiftest." Der Dschinn machte Anstalten zu gehen. "Warte!" rief sie ihm hinterher und streckte einen Arm nach ihm aus. "Warum setzt du dich nicht zu uns?" fragte sie ihn.