Darren roch, dass sich in Cyls Büro noch mehrere Personen aufhielten, und beschloss erst einmal zu warten. Er lehnte sich gemütlich an die Wand neben der Bürotür.

Kälte umklammerte Delayne wie eine eisige Hand, doch sie kam nicht von ihrer Fähigkeit, sie kam von der Angst und dem Schmerz, der über sie herein brach, sobald sie das Büro verlassen hatte. Delayne stetzte sich auf den Boden, sie schlang die Arme um ihre Knie und legte den Kopf darauf. Sie wiegte sich vor und zurück. Tränen liefen ihr über die bleichen Wangen. Delayne bemerkte gar nicht, das noch jemand im Flur war.

Als die Bürotür plötzlich aufging und ein Mädchen herauskam, richtete sich Darren auf. Doch das Mädchen schien ihn gar nicht zu bemerken, stattdessen setzte sie sich auf den Boden und begann sich vor und zurückzuwiegen, so als würde sie sich damit beruhigen. Problemfall Nr... ich hab aufgehört zu zählen...
"Alles in Ordnung?", fragte er halblaut in ruhigem Tonfall, obwohl er sich die Frage eigentlich sparen konnte. Ansonsten vermied er unnötige Bewegungen um das Mädchen nicht in Panik zu versetzen. Was hat Cyl denn jetzt schon wieder angestellt?... keine voreiligen Schlüsse ziehen, Darren... vielleicht ist ja auch Vain im Büro...

Mit schreckgeweiteten Augen sah Delayne auf, als sie eine Stimme hörte. Panisch rappelte sie sich auf und stolperte zurück.
Eine Wand aus Kälte bildete sich erneut um sie herum.

Cylantha kam aus der Tür und sah Delayne an der Wand stehen, als ob sie Schutz suchen würde.
"Hallo", meinte sie beruhigend, und wartete ab, wie das Mädchen handeln würde

Darren spürte die Kälte fast augenblicklich und fröstelte. Je nachdem, wie stark sie ist, könnte das noch sehr problematisch werden... Er bedeutete Cyl, dem Mädchen bloß nicht näher zu kommen.
Langsam und in einer friedlichen Geste kehrte er die Handflächen nach außen. "Hab vor uns keine Angst. Ich verspreche dir, dass wir dich nicht anrühren werden." Was hatte sie nur so in Panik versetzt?

Der Mann schüchterte Delayne durch sein wildes Aussehen noch mehr ein, als Aaron es getan hatte.
Doch er kam ihr nicht näher, ebenso wie Cylantha, die aus dem Büro gekommen war.
"Das wirst du auch nicht schaffen.", sagte Delayne. In ihrer Stimme war ein leises Beben zu hören.
"Vorher würdest du erfrieren..."

Darren überlegte kurz. "Vermutlich.", sagte er dann. Ihrer aller Atem bildete bereits Wolken in der Luft. "Ich schätze mal, du kannst ganz gut auf dich selbst aufpassen.", attestierte er dem Mädchen. "Aber warum fürchtest du uns dann so sehr? Was können wir schon anrichten?"

Cylantha hielt sich lieber im Hintergrund, und ließ Darren machen.
Sie hatte keine Ahnung, was sie tun konnte, um das Mädchen zu beruhigen.
Hmh.... was macht ihr wohl so Angst?

"Ich fürchte nicht euch, ich fürchte das was in euch steckt.", flüsterte Delayne. Ihre Augen waren geweitet. ( )
Sie fürchtete Darren.

"Und was steckt in uns?", fragte Cylantha wachsam.
was haben ihr die menschen wohl angetan, dass sie so voller angst is??

"Gewalt, Hass... alles Böse dieser Welt.", antwortete Delayne ohne zu zögern. Sie stand immer noch mit dem Rücken zur Wand.

Cylantha sah Delayne traurig an.
Dieser Anblick, diese Worte, sie weckten Erinnerungen.
"Das stimmt nicht", meinte Cylantha traurig. "Zumindest nicht bei allen."

"Zumindest nicht nur.", ergänzte Darren zustimmend. "Ich bin nicht perfekt, das gebe ich zu. Aber ich bin auch nicht von Grund auf böse. Und Cyl und ich wollen dir nichts Böses. Wir wollen nur helfen."

"Ich glaube, mir wurde schon genug geholfen.", sagte Delayne, nun abweisend.
"Die im Irrenhaus wollten mir auch 'nur helfen'. Doch ich habe bis zu diesem Zeitpunkt nie Hilfe gebraucht. Ich war nicht verrückt, doch vielleicht bin ich es jetzt." So viel hatte Delayne noch nie geredet, nicht mal mit Kylaila.
Vielleicht muss ich erst wütend, ängstlich und müde zu gleich sein, um zu reden...

"Wir sind aber kein Irrenhaus", meinte Cylantha leise. Was dieses Mädchen sagte, traf sie.
"Wir sind eine Schule, und wir wollen Leuten mit besonderen Fähigkeiten helfen. Wie sie ihre Fähigkeiten unter Kontrolle halten. Wie sie lernen, anderen nicht wehzutun, wenn sie sich nicht unter Kontrolle haben. Wir wollen hier niemandem etwas böses. Und wenn du nicht hierbleiben willst, kannst du gehen. Aber wir wollen dir nur helfen!"

Ich-ich weiß...Kylaila hätte mich niemals irgendwo hin geschickt, wo
mir jemand etwas antun will. Aber dieser Junge..." Delaynes Stärke war
nur eine Fassade gewesen. In Wirklichkeit war sie schwach und diese
Schwäche brach nun über sie herein. Sie ließ sich an der Wand entlang
zu Boden gleiten. Die Mauer aus Kälte brach in sich zusammen, wie die
Fassade, die Delayne aufrecht erhalten hatte.
"Es-es tut mir leid. Ich habe Angst...", gestand sie.

Cylantha blieb weiterhin respektvoll auf Abstand.
"Verstehe ich, aber brauchst du nicht zu haben. Welcher Junge?", fragte sie und sah Delayne aufmerksam an.

"Der im Büro.", sagte Delayne. "Er hat meine Gefühle manipuliert, obwohl ich gesagt habe, dass ich das nicht will. Er kann das selbe wie Zelika." Sie schloss die Augen, als wäre sie unendlich müde.

"Du kennst Zelika?" Darren horchte überrascht auf. Doch dann fiel ihm auf, dass das jetzt eigentlich nicht so wichtig war. "Vielleicht hat dieser Junge sich auch noch nicht unter Kontrolle.", sagte er. "Es ist der erste Tag des neuen Schuljahres und vermutlich hat er nicht viel Erfahrung mit seiner Gabe. Oder aber, er hat sie gegen deinen Willen mit Absicht gegen dich eingesetzt und dann werden wir ihm das in Zukunft untersagen.
Ich verspreche dir hiermit jedenfalls, dass ich niemals meine Fähigkeit gegen dich einsetzen werde, es sei denn, du greifst mich zuerst an." Er klang so ehrlich, dass man eigentlich gar nicht an seinen Worten zweifeln konnte.

Delayne dachte einen Moment über sein Versprechen nach. "Okay.", sagte sie dann.
"Von kennen kann keine Rede sein. Ich habe Zelika nur einmal getroffen und da hat sie mich hier her gebracht. Sie hat sich nicht beschwert, aber ich habe gemerkt, dass es ihr schwer fiel, in meiner Nähe zu sein, deshalb hat sie mich auch nur bis vor das Dorf gebracht."

Cylantha nickte nachdenklich.
"Ich verspreche dir auch, meine Fähigkeit nie gegen dich zu verwenden.", meinte Cylantha ehrlich, mehr fiel ihr nicht ein.
So weit ich es verhindern kann.... aber ich werde mich zusammenreißen

Darren nickte ebenfalls. Zelika war immer ein bisschen 'schwierig' gewesen, daran hatte auch ihre Zeit an der Schule nicht viel ändern können.
"Also...", sagte er dann nachdenklich. "Wirst du bleiben?" Kannst du deine Angst überwinden?

"Ich werde es versuchen.", sagte Delayne mit leiser Stimme.
Sie lächelte kaum merklich, auch wenn aus ihren dunklen Augen immer noch die Angst sprach.

Cylantha nickte nachdenklich.
Ihr Problem ist, ihre Fähigkeit setzt ein wenn sie Angst hat, und sie muss ihre Angst erst lernen zu bekämpfen. Aber die Fähigkeiten der anderen setzten auch ein, wenn sie sich unsicher fühlen. Und dann wird Delaynes Fähigkeit schlimmer und so weiter. Na das wird lustig