Aya grinste breit. "Lernen - mehr oder weniger." Das tut man für gewöhnlich auf einer Schule.
Auch wenn das längst nicht alles war. Wer nur auf diese Schule kam, um zu lernen, war zu bedauern. Freunde, gute Lehrer, Ausflüge und Feste... und Morde, aber Aya versuchte den Gedanken zu unterdrücken. Toichi war vermutlich neu, da sie ihn nicht kannte, und ihm als allererstes von verstorben Schülern zu erzählen, würde wohl nicht umbedingt dazu bringen, zu bleiben..
Weiterhin grinsend sah sie zu ihm hiinüber und konnte sich nicht verkneifen zu sagen: "Du etwa nicht?"

Toichi fühlte sich ein bisschen blamiert, sodass seine Augenfarbe in einen gelblichen Ton überging, er versuchte es zu verstecken indem er auf den Boden sah. Cryck stieß nun ab und zu mit seinem Kopf gegen den Arm von Ayahnna. "Eigentlich...eigentlich auch!", er könnte sich verfluchen, "A...aber ich war letztes Jahr nicht da. Musste weg, kurz. Es hat sich so vieles anscheinend geändert!" Er sah in den Himmel und er wünschte sich eine kleine Brise, die dann auch einsetzte und die restlichen Nebelschwaden mit sich nahm.

Aya zog ihre Hand zurück und runzelte kurz die Stirn. Sie war bereits zwei Jahre auf dieser Schule... Toichi sagte, er sei bereits zuvor hier gewesen? Sie konnte sich nicht an ihn erinnern....
Aber das musste sie ja nicht umbedingt laut sagen.
Sie gab ein zustimmendes "Hm" von sich. "Irgendwie scheint alles... ernster geworden zu sein." Mal aufzählen: Ein Lehrer war gestorben, ein Lehrer war - wenn man den Gerüchten traute - als Spion einer feindlichen Gruppe aufgefolgen und verschwunden; und ebendiese Gruppe hatte dann Levin ermordet... Aya schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Lächeln.
"Ich wünschte, ich hätte auch ein Haustier", sagte sie schließlich gedankenverloren.
Heute morgen hatte sie ähnliches zu Elias gesagt. Ich wünschte, ich könnte auch ein Instrument spielen. Vielleicht sollte sie aufhören zu wünschen, und anfangen zu handeln.

"Ja.....ernster!", die Brise hörte auf zu wehen, da sich Toichi sich nicht mehr um sie kümmerte.
Als Ayannah den Wunsch äußerte ein Haustier zu besitzen musste Toichi lächeln und seine Ängste schwanden dahin, ein wenig. Seine Augenfarbe wechselte in einen snaften und ruhigen Braunton.
"Dann besorg dir eines! Es ist zwar leichter gesagt als gemacht, aber... was ist das nicht!"
Er sah auf Cryck, ihn hatte er auch nur durch sienen Ziehvater bekommen und er war froh, dass er ihn hatte. "Erlauben dir deine Eltern keine Haustiere?"
Als er diese Frage aussprach kam ihn ein Gedanke, vielleicht war diese Schule nie der richtige Ort um über Eltern zu reden, schließlich musste er auch an seine denken.

"Ich glaube, meinen Eltern wäre das ziemlich egal", erwiderte sie langsam. "Ich treffe eigentlich seit Jahren meine eigenen Entscheidungen." Genau wie Yaleen... Es war Yaleens Entscheidung gewesen, die Inseln zu verlassen! Und ihre eigene, hier zur Schule zu gehen, ihre Fähigkeit zu trainieren... und manchmal fragte sie sich noch immer, ob es den Verlust wert gewesen war.
"Aber ich schätze, ich brauche kein Tier... Es ist meine Fähigkeit, mich in verschiedene Fabelwesen verwandeln zu können, weißt du? Aber ich schätze, es ist nett zu wissen, dass man nie allein ist..."

Als sie den letzten Satz aussprach, durchfuhr Toichi Kälte.
"Zu wissen, dass man nicht alleine ist!"
Er dachte oder er versuchte sich an seine Vergangenheit zu erinnern, aber er konnte nichts erkennen. Also ließ er es sein.
"Fabelwesen? Das hört sich cool an! Muss cool sein ein Fabelwesen sein zu können....", er sah auf seine andere Hand, die er in Nebel auflösen ließ, sodass aus seinem Arm nur noch Benschwaden zogen, die von einer leichten Brise davon getragen wurden, dann verfestigte er den Arm wieder und sah auf siene Hand, "Ich.. ich kann nur mit Rauch spielen!"

Ayas Augen wurden groß. "Das ist mehr, als nur mit Rauch spielen", murmelte sie und versuchte, nicht all die Begeisterung zu zeigen, die sie fühlte - sie war wie immer viel zu überschwänglich. Das also waren die Nebenschwaden gewesen, die sie zuvor gesehen hatte...
"Kannst du das auch mit deinem ganzen Körper machen?", fragte sie neugierig. War sie zu aufdringlich?

Toichi empfand keine Begeisterung für seine Fähigkeit, vielleicht auch nur dewegen, weil er sie lange genug auskosten konnte. Aber er freute sich, darüber, dass er mit jemanden sprechen konnte, auch wenn er vor kurzen noch gar nicht sprechen wollte.
"J..ja, könnte ich...a..aber jetzt nicht, wegen Cryck!", er wollte nicht, dass er wegflog, er brauchte ihn, mit ihm fühlte er sich sicherer.
"Wie...wie fühlt man sich...dannn so..als ...Fabelwesen?", er konnte sich das nicht vorstellen, würde man dann anders denken?

Saraya betrat den Rosengarten. Rosen waren ihre Lieblingsblumen. Sie liebte ihren Duft und die verschiedenen Farben. Vor einer besonders schönen, roten Rose ging Saraya in die Hocke und schnupperte an ihr. Ein Lächeln zog sich über ihr Gesicht. Sie stand wieder auf, strich ihr Kleid glatt und schaute sich um. Ein kleines Stück entfernt sah sie ein Mädchen und einen Jungen, die sich unterhielten. Was ist das für ein komisches Ding? Saraya starrte auf das greifvogelähnliche Wesen.

Aya zuckte mit den Schultern. "Das kommt auf das Fabelwesen an... Und so viel Erfahrung habe ich auch noch nicht..."
Sie bemerkte ein weiteres Mädchen, wenige Meter hinter ihnen. Es waren im Gegensatz zu sonst überraschend viele Personen im Rosengarten unterwegs wie es schien - und sie hatte gedacht, sie käme zu spät zur Beerdigung, wenn sie noch einen Abstecher durch die Blumen unternahm... schien, als wäre sie nicht die einzige.

Auch Toichi blieb die Anwesenheit eines weiteren Mädchen nicht verborgen. Während sich seine Augenfarbe in ein stark ausgepräges violett wandelte, flog der rote Milan davon und ließ Aya und Toichi zurück. Als das Mädchen zu ihnen sah, wurde seine Augenfarbe nur noch dunkler und intensiver. Er war misstrauisch, wie immer. Gehörten die Zwei zusammen? Hatten sie etwas mit den Vorfällen zu tun, die hier passiert waren?
Aber was waren das bloß für Vorfälle gewesen?
Er ging automatisch einen Schritt zurück.
"Au", Dornen druchbohrten seine Jeans und stachen ihn in seine Beine, zusätzlich noch in seinen Arm, der nun ein wenig blutete. Er holte sich ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und wischte sich das Blut ab. Dann sah er wieder in die Richtung von Aya und dem anderen Mädchen. Er fühlte sich wie ein Kater, der in die Enge getrieben wurde. Hätte er Katzenohren würde er sie wahrscheinlich anlegen. Er zog mit seiner linken Hand seine schwarze Krawatte enger und verschmierte aus Versehen ein bisschen Blut auf seinem sonst makellosen weißen Hemd.
Warum muss ich auch immer so misstrauisch sein?

Schüchtern senkte Saraya den Blick. Der Junge scheint irgendwie irritiert zu sein...egal wo ich hingehe, ich schließe mit allen Freundschaft... Sie seufzte und trat einen Schritt vor. Der Wind wehte ihr durch das rote Haar.

Etwas irritiert blickte Aya von Toichi zu dem fremden Mädchen. Kannten die beiden sich? Gab es da irgendein Problem? Oder war es irgendetwas Offensichtliches, dass sie übersah?
Das Schweigen streckte sich, der Vogel war fort, und Aya begann sich unwohl zu fühlen.
Sie wandte sich dem Mädchen zu. "Hey."
Toichi kam ihr irgendwie seltsam vor; sie beobachtete ihn aus den Augenwinkeln weiterhin. Was erwartete er? Dass sie herumwirbelte und ihn mit einem Messer attackierte?
"Und wer bist du?", fragte sie freundlich, und versuchte ihr Unverständnis für die Situation so weit wie möglich aus ihrem Tonfall herauszuhalten.

Wer bist du? Kennst sie sie nicht? Hab ich mal wieder überreagiert?
Toichi rieb sich seinen Arm und das Blut blieb an seiner Hand kleben. Er versuchte sich zu entspannen und ruhiger zu werden, was ihm nicht gelang.
Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Er musste wieder ruhiger werden, ihm würde schon nichts passieren und wenn ihn jemand angreifen sollte, könnte er noch immer abhauen! Er fühlte, dass sich seine Pigmente seiner Regenbogenhaut wieder verfärbten, diesmal mehr bewusst als emotional. Als er sie wieder öffnete waren sie eisblau, seine Naturaugenfarbe. Er beobachtete die beiden noch immer, während er sich am Arm kratzte.

Saraya blickte auf und sah das Mädchen, welches sie freundlich begrüßte. "Hey, ich bin Saraya, kannst mich aber auch Raya nennen.", antwortete sie. "Ich bin gerade erst angekommen und schaue mich ein bisschen um" Saraya fiel auf dass die Blicke des Mädchens immer wieder zu dem Jungen schwenkten. Sie sieht aus, als würde sie sich Sorgen machen... "Und wie heißt ihr beide?", fragte Saraya. Wird doch langsam...

Das Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht zurück, als sich die Stimmung wieder aufhellte.
"Aya", stellte sie sich vor. Sie sah zu Toichi hinüber; er schien etwas gefasster als zuvor, doch sie konnte sich auf sein Verhalten noch immer keinen Reim machen. "Und das ist Toichi - wir haben uns auch gerade erst hier getroffen."
Überraschend viele Neue, dachte Aya bei sich, nach all den Vorkommnissen in letzer Zeit. Vielleicht war davon noch nichts an die Öffentlichkeit gelangt... aber selbst wenn, es gab keine andere Schule wie Magic-Thoughts.

Toichi nickte nur leicht. Reden in größeren Gruppen, die bei ihm schon ab zwei begangen, konnte er irgendwie nicht so richtig. Er steckte beide Hände in seine Hosentaschen und scharrte mit den Füßen ein bisschen im Kies. Die eisblaue Rose, die er vorhin betrachtete hatte, war zugegangen und hatte nun ein dunkles blau.
Was sagst du jetzt am Besten?

"Hallo Toichi!" Er schien sich unsicher zu fühlen oder wusste nicht ganz was er tun sollte. Noch so jemand. "Wisst ihr, was heute noch so ansteht? Nicht, dass ich etwas verpasse" Aya schien ein freundliches Mädchen zu sein, während Saraya aber noch nicht so recht wusste, was sie von Toichi halten sollte. Er wirkte etwas abwesend.

"H...hallo Saraya...", begrüßte er sie leise. Noch immer voller Missmut überlegte er sich, ob er ihre Frage beantworten sollte.
"N..nachher i..ist..n..noch eine...ehm .. ein..", er traute sich nciht ''Beerdigung'' zu sagen. es ist auch zu absurd, dass eine Beerdigung in einer Schule stattfand. Er hoffte auf Hilfe, doch ob er sie bekommen würde, wusste er nicht.
Cryk, ich brauch dich wieder! Sonst fühl ich mich zu unsicher...

"Eine Beerdigung", half Aya aus, und der Gedanke schnürte ihr die Kehle zu. "Sie fängt wohl jetzt demnächst an..." Sie wollte auf keinen Fall fehlen, aber dennoch wünschte sie sich, nicht hingehen zu müssen... als würde "nicht hingehen" bedeuten, dass niemand gestorben war, dass Levin noch lebte.

"Entschuldigung ich habe dich nicht so ganz verstanden" Der Arme ist ja total unsicher. Seine Haltung zeigte Abwehr aber Saraya fand ihn trotzdem faszinierend. Sie schaute ihn direkt an. Seine Augen waren eisblau, Saraya wurde augenblicklich kalt. Es war aber keine unangenehme Kälte. "Oh, wenn ihr wollt können wir ja zusammen hin gehen", richtete sie sich an Aya.

Toichi überlegte ob er auch hingehen sollte. Einerseits würde er vielleicht die Schuldirektorin treffen, andererseits kannte er den Beerdigten nicht einmal.
"Ich...ich glaub ich geh auch mit!", sagte er an Aya gerichtet, aber noch immer unsicher. Er wartete auf Ayas Reaktion ab, wenn sie ein Anzeichen dafür geben sollte, dass es ihr nciht passt, würde er fern bleiben, schließlich wollte er keinem Umstände bereiten.

Ein wenig widerstrebend sah Aya in Richtung des Schulgebäudes - sie hatte gehofft, Kay zuvor noch abfangen zu können, um seine Strafe zu erfahren - nunja, spätestens auf der Beerdigung würde sie ihn ohnehin sehen. Ob Penny da sein würde...?
Schließlich nickte sie und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die anderen beiden. "Ja, warum nicht. Gehen wir zusammen hin."

Es war wie eine Bestätigung für ihn, als Aya zustimmte. Seine eisblaue Augenfarbe wich einem samten Braunton. Noch einmal sah er auf die dunkelblaue, geschlossene Blüte, es war einfach eine zu gute Metapher, fand er.

tbs: Der Schulfriedhof

Aya drehte sich zu Raya um, unterdrückte das dumpfe Gefühl in ihrem Magen und versuchte ein Lächeln. "Kommst du?"
Sie warf einen letzten Blick auf die Rosen, dann verließen die beiden den Garten.

Aya, Saraya ---> Friedhof