Summend schlenderte Ayannah am Ufer entlang und strich währenddessen mit den Fingern über die Blätter der Bäume. Irgendwie war es ihr zu einer Angewohnheit geworden... Der Steg lag vor ihr, die Planken waren bereits unter ihren Füßen, als sie bemerkte, das dort schon jemand saß... Penny.
Oh-o. Hastig blieb Aya stehen und hoffte, dass das andere Mädchen sie noch nicht bemerkt hatte. Was jetzt?

Penny hörte Schritte hinter sich und drehte den Kopf. Auf dem Steg stand Ayannah und starrte sie an. Es schien als wäre sie ein wenig erschrocken, darüber Penny zu sehen.
Sie lächelte das andere Mädchen leicht an "Hi"
Wie kam es, dass gerade sie beide immer wieder alleine irgendwo endeten?

"Hallo.", erwiderte Ayannah schließlich, als sie den Schock überwunden hatte (xD). Nun war sie bereits hier, und wie sähe das aus, wenn sie jetzt einfach wieder gehen würde? Womöglich würde es Penny sogar verletzen.. und es war ja nicht so, das Aya sie nicht leiden konnte. Keineswegs. Ayannah dachte kurz nach, dann ging sie auf das andere Mädchen zu, und setzte sich neben sie auf den Steg. Sie hielt die Füße so, dass ihre Sandalen das Wasser nicht berührten.

Penny musterte kurz Ayannah und sah dann auf den See hinaus. Stille breitete sich aus.
"Wie geht es dir?", fragte sie, einfach nur um etwas zu sagen. Sie hasste es wenn es so still wurde, es war unangenehm. Sich anzuschweigen, dass hatte sie mit Kay oft genug erlebt.

Ein Lächeln breitete sich auf Ayannahs Gesicht aus. Mit solch einer Frage hatte sie ganz bestimmt nicht gerechnet.
"Mir geht es fast immer gut.", erwiderte sie und sah zum Himmel auf, der trotz der Frühe breits märchenhaft blau war.
"Es tut mir Leid.", sagte sie plötzlich und sah zu Penny hinüber. "Das mit Kay."

Penny sah überrascht zu ihr. Sie entschuldigte sich?
Leicht schüttelte sie den Kopf "Da gibt es nichts was dir Leid tun müsste" Was auch? Das sie mit Kay zum Ball gegangen war? Das war nichts was Penny ihr vorwerfen würde. Das es mit Kay so schlecht lief? Das war auch nichts was mit Ayannah zu tun hatte. Glaubte sie zumindest.

Yaleen sah Ayannah schon von weitem, sie saß zusammen mit einem anderen Mädchen auf dem alten Holzsteg. Leise schlich sie vorwärts. Eine große Eiche stand direkt neben dem Steg, war es das Risiko wert, dort hinaufzusteigen? Sie hatte dort eindeutig die beste Sicht... doch dort könnte man sie schnell entdecken. Yaleen beschloss, die Gefahr in kauf zu nehmen. Mit raschen Bewegungen kletterte sie in das Geäst hinauf. Durch die dichten Blätter würde man sie hoffentlich nicht sehen können... ihr ganzer Plan hing davon ab, das Ayannah sie jetzt nicht sah.

Nachdenklich sah Aya auf das Wasser hinaus. Sie wusste nicht, wie sie fortfahren sollte... wie sie es erklären sollte. Einerseits war sie sich nicht sicher, ob sie Kay weiterhin dabei "helfen" sollte, Penny fernzuhalten - wo sie doch auf dem Ball so viel zusammen gewesen waren. Penny wollte das nicht, und Kay eigentlich auch nicht. Und auch Ayannah wusste, dass es nicht richtig war. Doch andererseits... vielleicht sollte sie zuerst noch einmal mit Kay reden. Denn jetzt Penny zu erzählen, sie helfe ihm dabei, sie abzuschrecken, käme definitiv nicht gut.

Irgendetwas beschäftigte Ayannah, doch etwas sagte Penny, dass sie besser nicht nachfragte. Sie seufzte leise. In letzter Zeit war nachfragen sowieso stets eine schlechte Idee gewesen, wenn sie an die Gespräche mit Kay dachte. Ihre merkwürdigen Gespräche, die immer schwankten zwischen nahezu einem Streit und zärtlichen Worten, Empfindungen. Was war das nur für ein Chaos in dass sie, Kay und auch Ayannah reingeraten waren?

Mira streifte gerade ziellos auf dem Schulgelände herum, als sie eine vertraute Gestalt entdeckte. Ayannah saß mit einem anderen Mädchen zusammen auf dem Bootssteg. Da sie sonst so gut wie niemanden kannte, beschloss Mira die Gelegenheit zu nutzen und ihre "Bekanntschaft" zu vertiefen. Sie hatte so eine Ahnung, dass sie ohnehin nicht besonders viele Freunde hier finden würde...
"Hey, Aya!" Sie lief über die knarzenden Planken auf die beiden zu. "Na, gut geschlafen?", fragte Mi, als sie vor ihnen stehen blieb und hasste sich dafür, dass sie schon wieder so schüchtern klang.

Aya drehte sich um, als eine ihr unbekannte Stimme, ihren Namen rief. Huh? Diese Mädchen kannte sie sicherlich nicht... hatte sie nie gesehen. Sie runzelte die Stirn.
"Entschuldigung?", fragte sie verwundert. Woher wusste dieses Mädchen ihren Namen?

"Aya?" Mira war verwirrt. "Du bist doch Aya, oder?" Hatte sie sich geirrt? Nein, das war das Mädchen, das sie gestern im Wald getroffen hatte. Hatte sie sie so schnell vergessen? Irgendwie würde es sie nicht wundern. "Ich bin Mira.", versuchte sie ihr auf die Sprünge zu helfen. "Wir haben uns gestern kennen gelernt..." Ihre Stimme wurde immer leiser und sie konnte nicht besonders gut verbergen, dass sie enttäuscht und verletzt war. War sie so unwichtig?

Verwirrt und besorgt, betrachtete Aya das fremde Mädchen, sie war inzwischen aufgestanden und stand ihr gegenüber - Mira. Es war offensichtlich, dass Ayas Worte ihr wehtaten, sie aus irgendeinem Grund enttäuschten... doch Ayannah war sich sicher: Sie kannte dieses Mädchen nicht.
"Da... da muss ein Missverständnis sein...", murmelte sie. Sie konnte doch nicht vergessen haben....? Nein, sie konnte doch nicht vergessen, wen sie kennengelernt hatte?

Innerlich prallte Mi zurück. "Wenn du es sagst.", erwiderte sie kühl, so als ob es sie überhaupt nicht stören würde. Sie wusste, dass sie mit diesem Mädchen gestern im Wald gesprochen hatte. Aber sie würde nicht darauf bestehen, wenn Ayannah es lieber vergessen wollte. Es war schon vielen Menschen unangenehm gewesen sie zu kennen.
Genau genommen nur einem nicht...

Kido lächelte, wie nur er lächeln konnte: Mit Augen, die gleichzeitig ernst und vergnügt blickten. "Das bist nicht du.", sagte er sanft. "Es sind die anderen, die seltsam sind."

Damals hatte sie ihm geglaubt... "Dann geh ich jetzt wohl besser mal wieder.", sagte sie. Panzer waren etwas Praktisches. Wenn man sie um sich errichtete, konnte nichts einen erreichen.

"Warte!", rief Aya und biss sich auf die Unterlippe. Obwohl sie sich sicher war, dieses Mädchen nicht zu kennen... fühlte sie sich doch schuldig, auf eine Art, die sie sich nicht erklären konnte. "Wann sagst du, haben wir uns getroffen?"

Gebannt saß Yaleen im Baum und starrte auf das Geschehen auf dem Steg. Wie knapp das doch alles war! Riskant... doch ihr gefiel es irgendwie... Zwar stand ihr Plan auf Messers Scheide, doch zu sehen, dass Ayannah sich überhaupt nicht veränder hatte, dass sie noch immer versuchte, es jedem recht zu machen, amüsierte sie ungemein. Manche Menschen lernten einfach nichts dazu. Vielleicht hätte sie dennoch nicht mit Mira reden sollen, im Wald... es war klar gewesen, dass Aya und Mira sich begegnen würden. Jetzt blieb ihr nichts anderes zu tun, als abzuwarten und zuzusehen.
Reglos verharrte sie in ihrem Versteck.

"Nein, schon gut.", sagte Mi leise und lief unbeirrt weiter. "Vermutlich hab ich's mir eingebildet..." Ihre Augen glichen Tunneln, schwarzen Löchern, die alles verschlingen konnten. Wenn sie es gewusst hätte, wäre sie froh gewesen, dass es niemand sehen konnte.

Verblüfft und seltsamerweise ein wenig verletzt starrte Ayannah Miranda nach. Was war das gewesen? Was war passiert? Dieses Mädchen schien wirklich überzeugt davon, sie zu kennen... Aya begriff nicht.

Dabei lag die lösung auf der Hand...

Penny verfolgte verwirrt die seltsame Szene. Sie wandte sich an Ayannah, die ebenfalls verblüfft wirkte.
Nachdenklich blickte sie zu Mira und wieder zu dem Mädchen neben ihr. Dann setzte sie sich in Bewegung und lief Mira nach. "Warte, bitte", bat sie sie. "Es gibt bestimmt eine Erklärung dafür, wir müssen sie nur finden. Weder ist Ayannah geistig verwirrt, sodass sie dich vergessen würde noch denke ich dass du dir die Begegnung eingebildet hast, aber: wer war es, wenn nicht Aya?" Sie wandte sich dieser zu. "Gibt es vielleicht jemanden der dir ähnlich sieht?", fragte sie. Das erschien ihr am plausibelsten. "Eine Cousine oder so etwas."

Mi blieb stehen und drehte sich um, doch sie schüttelte nur den Kopf. "Mach dir keine Umstände wegen mir.", sagte sie unberührt. "Es lohnt sich nicht." Dennoch blieb sie stehen, warum wusste sie nicht genau. Vielleicht weil es sie eben doch berührte.

(mensch Ayannah soll da doch noch gar nicht drauf kommen^^)

Aya runzelte die Stirn. "Es gibt jemanden.", sagte sie schließlich. Yaleen. Aber das konnte nicht sein! Sie hatte gehört, dass jemand Yaleen in Amanta gesehen hatte - das war viel zu weit weg, als dass sie hier sein könnte. Doch allein der gedanke an Yala, die sie so lange nicht gesehen hatte - so lange! - ließ ihr Herz schneller schlagen. Dennoch... würde ihre Zwillingsschwester tatsächlich hier sein, ohne ihr bescheid gesagt zu haben? Früher hätte sie das nicht geglaubt.. doch sie hatten sich Jahre nicht gesehen und waren nicht im Guten auseinander gegangen...
"Das kann nicht sein.", wiederholte sie.

(ätsch naja so blöde ist penny auch wieder nicht, dass sie denkt: ach, zufall xD)

Penny sah kurz zu Mira. Noch so eine die sagte es würde sich nicht lohnen. Hier war irgendwo ein Nest.
"Wenn Mira diesen Jemand gesehen hat und dieser deinen Namen angegeben hat, kann es wohl leider doch sein. Wie wahrscheinlich ist es dass jemand der aussieht wie du auch noch rein zufällig deinen Namen benutzt?" , fragte Penny.

Yaleens Hand schloss sich fest um einen der Äste und die Blätter raschelten. Für einen Augenblick war Wut auf ihrem Gesicht zu lesen und hätte sie jemand sehen können, wäre er wohl erschrocken über diesen geballten Ausdruck des Hasses, der auf ihren Zügen zu sehen war, die eigentlich sanft und fröhlich wirken konnten, wenn sie lächelte. Wie bei ihrer Zwillingsschwester...
Gut. Es war ein Fehler gewesen, sich mit Mira zu unterhalten. Sie hätte vielleicht einfach tatsächlich gemein zu dem Mädchen sein sollen. Was für ein Spaß wäre es doch gewesen, sie in die falsche Richtung zu schicken, auf dass sie umhergeirrt wäre, im dunklen Wald... wäre sie unsympatisch gewesen, hätte Mira Aya wohl kaum angesprochen. Was nun? Auf Ayannahs Gesicht konnte Yaleen lesen, dass diese an sie dachte und sie schien sich dabei auch noch zu freuen. Freude? Freude?! Oh, diese falsche Schlange, wie Yaleen sie hasste.

Doch Ayannah war überzeugt.
"Nein, es kann nicht sein.", erklärte sie. "Als ich das letzte mal etwas von ihr gehört habe, war sie nicht einmal in diesem Land. ich habe Freunde von mir gebeten, nach ihr ausschau zu halten. Sie sei in einer Stadt weit jenseits der Berge, haben sie mir gesagt." Ich wollte in den Ferien gehen, um sie zu sehen... Wieder schüttelte Aya den Kopf. "Es muss eine andere Lösung da sein." Es muss einfach...

Penny streckte die Hand aus und legte sie sanft auf Ayannahs Schulter. "Welche?", fragte sie behutsam.
"Wieviele Menschen sehen aus wie du? Städte kann man verlassen, Ayannah. Wenn du nicht noch eine Doppelgängerin hast, kann es nur sie sein."