Leah hob nur kurz den Kopf, als sie Lucians 'Guten Morgen' vernahm und wandte sich dann wieder der Trockenfleischtüte zu. Schnell hatte sie alles aufgegessen, ihre Wolfform konnte um vieles schneller essen, als sie in Menschenform und rappelte sich erneut auf. Ausgiebig streckte sie erst ihre Vorderläufe und dann ihre Hinterläufe. Dann schaute sie sich ein bisschen in der Küche um, auf der suche nach etwas zu trinken, doch als Wolf konnte Leah die Wasserhähne nicht bedienen.

Lucian erhob sich nun ganz, streckte siene Flügel kurz und zog sie wieder an. Dies machte er auch mit seinen Armen. Es tat gut, sich zu strecken. Denn der Boden war ziemlich hart gewesen. Nicht, dass es ihm etwas ausgemacht hätte. Doch der harte Boden hatte seine Nachwirkungen hinterlassen. Lucians Rücken tat weh.
Leah bewegte sich und trottete durch die Küche. Anscheinend auf der Suche nach etwas. Er sah, wie ihre Augen zum Wasserhahn gingen. Natürlich. Sie hatte Durst. Der Engel ging zum Schrank, holte einen Suppenteller heraus und füllte ihn mit Wasser. Dann stellte er ihn auf den Boden, damit sie davon trinken konnte.

Leah fühlte sich wie ein Hund, als der Engel tatsächlich, sie konnte ihren Augen nicht trauen, hatte sie Lucian nicht eingeschärft sie nicht wie einen Hund zu behandeln?, ihr in eine Suppenschüssel Wasser goss. Kurz knurrte sie und beschloss dann sich zum trinken wieder zu verwandeln, denn ihr Stolz ließ es nicht zu, sich wie ein Hund zu benehmen. Außerdem amüsierte Leah es, dass Lucian ihr nackter Körper so peinlich war. Langsam konzentrierte sie sich wieder auf ihre menschliche Gestalt und wenige Sekunden später stand eine hochgewachsene, nackte, schlanke Frau mit schulterlangen braunen Haaren vor Lucian und sah diesen mit hochgezogenen Augenbrauen an, bevor sie sich ein Glas aus einem Regal nahm und sich dorthinein Wasser füllte.

Lucian schreckte zurück, als Leah in Wolfsgestalt ihn anknurrte. "Oh, verzeih mir. Ich hatte nicht mehr dran gedacht." meinte er mit einem verlegenden Lächeln, nahm die Schüssel und kippte das Wasser in das Waschbecken, welches in den Abfluss lief.
Und natürlich verwandelte sich Leah. Direkt vor seinen Augen. Und natürlich. Sie war splittetrfasernackt. Ihm war es sichtlich unangenehm und er drehte sich gentlemanlike einfach weg. Als wäre es das natürlichste der Welt - war es ja eigentlich auch, wenn man es genau betrachtete - lief sie so rum. "Möchtest du dir nichts drüber ziehen? Nicht, dass du krank wirst?" Lucian wusste ja nicht, dass ihre Körpertemperatur unmenschlich hoch war und sie gar nicht krank werden konnte.

"Sicher?", fragte Leah, nachdem sie das Glas mit einem Zug geleert hatte. "Oder ist es nur die Tatsache, dass es dir furchtbar unangenehm ist, dass ich hier ganz nackt herumlaufe?" Sie lachte. "Keine Sorge, ich bin ein Wolfsmädchen. Meine Körpertemperatur beträgt 42°C, ich werde nicht so bald krank. Wenn du dich traust, darfst du sogar mal meine Temperatur fühlen.", fügte sie keck hinzu.

Lucian räusperte sich kurz. Da hatte Leah leider recht. Es war ihm einfach furchtbar unangenehm, dass das Wolfsmädchen nackt durch die Gegend lief. "Ich bin nicht unbedingt an soetwas ... gewöhnt." Im Himmel war alles ganz anders. Niemand lief nackt rum. JEder trug ordentliche Kleidung. Aber ihre Aussage machte ihn neugierig. Der Engel sammelte sich und drehte sich um, seinen Blick gegen ihre Augen gerichtet und er zwang sich dazu, ihn nicht abschweifen zu lassen. Luc schluckte schwer und ging mit langsamen Schritten auf sie zu. Für ein Mädchen war Leah erstaunlich gro´. Aber trotzdem noch kleiner wie er. Dann streckte er seine Hand aus und berührte ihre Schulter. Erstaunt weiteten sich seine Augen. "Tatsächlich. Deine Haut ist total warm. Wärmer als die eines Menschen."

"Siehst du..", sagte Leah. "Ist doch garnicht so schlimm gewesen." Sie dachte über seine Aussage zum Himmel nach. "Ich dachte immer dort oben sitzen kleine pummelige, nackte Engel mit Harfen.", bemerkte sie trocken. "Aber du scheinst ziemlich verklemmt zu sein, also vermute ich, dass es ziemlich korrekt zuläuft." Sie schüttelte sich. "Das könnte ich nicht aushalten."

Lucian schnaubte. Es war schlimm genug, dass eine nackte Frau vor ihm stand. Ob sie überhaupt wusste, was er mit ihr anstellen konnte? Sie war schwach. Schwächer als er und er könnte sie so einfach überwältigen. Aber er war ein guter Engel. Keiner dieser gefallenen Engel. Er würde sowas niemals tun.
Und dann lachte er. "Das ist alles Mytos. Da oben sitzen keine nackten, pummligen Engel. Aber Harfen können einige von uns durchaus spielen. Das ist wahr. Die meisten Engel sind Schutzengel." Wie ich ... Dann verdrehte er die Augen. "Ich bin gar nicht so verklemmt, wie es jetzt vielleicht aussehen mag. Ich bin es einfach nur nicht gewohnt." erwiderte er lächelnd.

"Natürlich.", brachte Leah mit einem Hauch von Ironie hervor. "Das ich das nicht sofort erkannt habe... eine Schande." Sie sah sich in der Küche um und lauschte auf ihre Umgebung. "Sieht nicht so aus, als wären wieder Leute hier...", gab sie dann nach einiger Zeit von sich. ".. Sie Frage ist jetzt was wir machen sollen." Leah fühlte sich eindeutig wohler, wenn sie ein Wolf war, doch es wäre ziemlich kontraproduktiv, wenn sie sich verwandeln und nicht sprechen könnte. "Hast du noch dein Hemd?", fragte sie dann widerwillig. "Dann würde ich es nämlich gerne anziehen um dich nicht zu überstrapazieren."

Lucian verdrehte nur leicht die Augen. Leah strapazierte wirklich seine Nerven über. Aber er war geduldig und freundlich wie eh und je. Nichts und niemand konnte und würde ihn aus der Ruhe bringen. Auf ihre Frage hin zuckte er nur mit den Schultern. "Keine Ahnung. Schlag doch was vor." Ihm war es egal, was sie machten. Meinetwegen konnten sie auch noch gerne eine Runde schlafen. Denn er war noch immer etwas müde.
"ja, klar." sagte er kurz gebunden und ging zu seinem Koffer. Wenn das so weiter ging, hatte er bald keine Hemden mehr und dann musste er oben ohne rumlaufen, was er ja eh tat. Genau wie jetzt. Es tat seinen Flügeln einfach besser, wenn da kein üebrflüssiger Stoff war. Außerdem musste er dann immer ein Loch in sein Hemd schneiden. Er kramte ein blütenweißes HEmd heraus und übergab es Leah.

"Das wirst du wahrscheinlich nicht zurückbekommen.", meinte Leah und zog sich das weiße Hemd über den Kopf. "Ich habe nichts anderes zum anziehen, und deswegen werde ich es wohl behalten, oder wenn ich ausflippe zerstören." Sie machte eine wegwischende Handbewegung. "Das macht dir doch bestimmt nichts aus. Du als Engel. Als Schutzengel." Dann zuckte sie mit ihren Schultern. "Aber du siehst eh nicht so aus, als würdest du gerne obenrum etwas tragen, wegen deinen... Flügelchen."

"Okay, ich habe ja noch ein paar." erwiderte Lucian desinteressiert darauf und zuckte nur mit den Schultern. Nur gefiel es ihm nicht, wie er über ihn redete. "Nein, mir macht es nichts aus." erwiderte er nun kühl. Er würde ihr keine Angriffsfläche bieten, sondern alles kühl abtun. "Nein, da hast du recht." sagte Lucian und lächelte leicht. "Meine Flügel passen in kein Hemd rein. Ich muss sogar hintein Löcher reinschneiden." sagte er grinsend.

"Tja, ich würde sagen, dass du da besser als ich dran bist." Sie lächelte schwach und zum ersten Mal konnte man ein wenig erkennen, dass Leah unter ihrem Los zu leiden hatte, auch wenn sie das immer überspielte. "Meine Kleider platzen, wenn ich mich verwandele. Die erste Zeit war es besonders schlimm." Vor allen Dingen war an der ersten Zeit die Tatsache schlimm, dass die anderen Wolfsrudelmitglieder, Seth ausgenommen, sie wie ein rohes Stück Fleisch betrachtet haben, wenn sie sich wieder zurückverwandenln musste, auch wenn die Leah für einen Freak hielten.

Lucian sah den Gesichtsausdruck in ihrem Gesicht. Es war eine Last. Das sah man ihr an. Sicherlich war sie nicht froh darüber, zu sein, was sie war. "Es gibt Schlimmeres." sagte er lächelnd. "Und nun scheinst du es ja gut unter Kontrolle zu haben." erwiderte er optimistisch. "Komm, lass uns uns lieber darauf vorbereiten, wenn die anderen Schüler und vorallem die Lehrer von ihrem Ausflug wieder kommen. Wir sollten jetzt erst einmal richtig frühstücken. Was hälst du davon?" bot er ihr an.

Leah riss sich aus ihrer Starre und blickte auf. "Essen klingt sehr gut.", meinte sie dann und lächelte. "Was gibt es da noch zu fragen." Sie stieß sich von der Anrichte ab und ging zu dem Vorratsschrank. "Also... Wie gestern Abend. Jeder sorgt für sich selbst. Und wehe du wagst es, wieder etwas leckeres zu kochen." Sie zog eine Tafel Schokolade hervor und kramte weiter.

So langsam schienen die beiden besser miteinander auszukommen. "Wie du möchtest ..." erwiderte er knapp und lächelte sie ebenfalls an. Sein Magen meldete sich leise und er begab sich auf die Suche nach etwas Essbarem. In dem Brotschrank fand er zwei Brötchen, die er dann mit Käse und Salami belegt. Diese Kombination mochte er am liebsten und so setzte er sich an den Tisch auf einen Stuhl und fing an, sein Brötchen aufzuessen.

Leah kramte zusätzlich zu der Tafel Schokolade und einer Packung Kekse noch eine Dose Ravioli aus dem Schrank und trug ihre Beute auch zu dem Tisch an dem Lucian bereits saß und seine Beute verspeiste. Langsam riss sie die Tafel Schokolade auf und stopfte sich einen Riegel in den Mund. "Und warum bist du eigentlich hier?", fragte Leah nach einer Weile des Schweigens, weil ihr aufgefallen war, dass er das noch nicht erwähnt hatte, oder, dass sie es vergessen hatte.

Luc kaute genüsslich auf seinem Bissen herum bis Leah das Wort erhob. Mittlerweile saß sie auch an dem Tisch. Das hatte er gar nicht bemerkt. Er schluckte runter udn antwortete dann: "Ich bin hier, weil ich meine Fähigkeit perfektionieren möchte. Und bevor du fragst, was ich für eine habe. Ich kann ein Schutzschild herauf beschwören. Es ist immun gegen Feuer, Wasser und all die anderen Dinge. auch gegen Menschen. Setze ich meine Fähigkeit ein, kann ich eine Art Schutzschild um mich bauen für eine bestimmte Entfernung. So kann ich andere Leute mir vom hals halten." sagte er lachend.

"Mir Leute vom Hals halten kann ich auch ziemlich gut.", sagte Leah und lächelte. "Vielleicht manchmal nicht wirklich effektiv, aber ich verscheuche viele Leute, wenn ich möchte." Langsam schob sie sich einen Keks in den Mund. "Wenn ich mich verwandele. Entweder in einen Wolf oder wieder in einen Menschen. Ich hätte nie gedacht, dass man mit Nacktheit Leute vertreiben könnte", meinte sie keck und spielte darauf an, dass es Lucian so furchtbar unangenehm gewesen war.

Lucian verdrehte die Augen auf ihren letzten Kommentar hin. "Aber ganz hast du es nicht geschafft, sonst würde ich ja wohlkaum hier noch sitzen. außerdem ist diese Tatsache eine Sache der Gewohnheit. Irgendwann werde ich mich daran gewöhnen und es wird mir nichts mehr ausmachen." sagte er grinsend.

"Hätte ich dich loswerden wollen, hätte ich das sicherlich geschafft.", stellte Leah herausfordernd lächelnd fest. "Das kannst du mir sicherlich glauben." Sie stand auf und ging zu einer Schublade, um sich einen Dosenöffner zu suchen. Nicht lange und sie hatte einen gefunden, mit dem sie die Dose Ravioli öffnete. "An meine Nacktheit gewöhnen... Soso.", stellte Leah währendessen bedeutungsschwanger fest.

"Glaub mir, so schnell wird man mich nicht los. Ich bin wie ein Parasit." meinte er scherzhaft und grinste leicht über seine Worte. Viele Geschöpfe - besonders böse- sahen Engel als Parasiten an. Besonders die aus der Hölle stammenden. Also Dämonen und so. Denn Engel waren rein. Reiner als rein. "Ja, das ist durchaus möglich." sagte er grinsend.

[ooc: Was heißt 'bedeutungsschwanger'? Das Wort habe ich noch nie gehört oO]

[... das in man den Ton, mit dem man den Satz spricht bedeutungsvoll hält. Also quasi die Worte mit Bedeutung schwängert ^^]

"Jaaa... ein ziemlich lästiger Parasit.", sagte Leah, fügte aber ein Lächeln hinzu, sodass man merkte, dass es scherzhaft gemeint war. Auch wenn Leah es sich niemals eingestehen würde, sie genoss die Gesellschaft von Lucian. Nach langer Zeit hatte sie jemanden vor sich sitzen, der sie nicht als Freak ansah und der nicht zu ihrer Familie gehörte. Das tat ihr gut und auch wenn ihr Bruder vermisst war, war sie ziemlich fröhlich. "Sollte ich mir sorgen machen?", antwortete sie dann auf Lucians letzte Frage und hob eine Augenbraue.

Lucian war sich durchaus bewusst, dass Leah ihre Worte nicht ernst meinte. Schließlich lächelte sie anschließend und das zeigte, dass sie es als Scherz meinte.
Er schüttelte den Kopf. "Nein, eigentlich nicht. Aber je öfter du nackt vor meinen Augen rumläufst, desto weniger wird es mir unangenehm und irgendwann werde ich es als eine natürliche Sache ansehen." meinte er lächelnd und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Und denke dran, ich bin auch nur ein Mann. Uns fällt sowas besonders schwer. Es ist immer anders, ob nun jemand des anderen Geschlechts nackt vor einem rumläuft oder einer des gleichen Geschlechts."

Leah lächelte nur unbestimmt und stocherte mit einer Gabel in den kalten Ravioli herum. "Und du bist... wie alt?", fragte sie dann, nachdem sie ein paar Gabeln von den Revioli gegessen hatte. "Ich meine... Engel leben doch quasi ewig, oder?" Sie schaute ihn an und suchte nach irgenwelchen Alterserscheinungen, doch sein Gesicht war glatt und schön.