Völlig entspannt und unbeeindruckt legte Hope die Füße auf den Tisch, sodass der Dreck von seinen Schuhen auf die Arbeitsfläche rieselte.
"Das Wandern ist des Müüüüllers Lust...", erklang Hopes prachtvolle Stimme im Klassenzimmer. Er spielte ein kleines Gitarrensolo auf seiner imaginären Gitarre.

Caleb seufzte. "Wenn du so neunmalklug bist, warum führst du dann nicht einfach den Unterricht? Währenddessen sitze ich solange auf deinem Platz." sagte er und legte seinen Kopf leicht schief. Dabei lächelte er gemein. Er bemerkte den Temperaturanstieg sehr wohl. Aber es war doch wohl nicht seine Schuld. Wenn sie ein Problem mit ihm hatte, konnte sie ruhig gehen, obwohl dies wiederum Konsequenzen haben würde.
Er blieb ganz ruhig, als er Hope so sah. "Habe ich dir nicht etwas gesagt?" Er würde sich durchsetzen. Egal, wie.
Ruckartig schob er Hopes Stuhl nach hinten und fasste ihm an Arm. "Los, beweg dich!" sagte er und duldete keine Widerworte.

"Darf mich jemand zur Schlachtbank führen?" Interessiert sah Hope sich im Klassenzimmer um. "Wie wärs mit dir, Delayne?" er erhob sich trotzdem und nahm sein Skateboard.

(Er kann den Temperatur Anstieg gar nicht merken, wie auch? Dampfen tut sie nicht und schwitzen auch nicht...)
"Okay.", sagte Delayne immernoch zitternd. "Ich halte den Unterricht." Sie stand auf.
Für sie war es schon eine Überwindung gewesen von ihrem Platz aus vor der ganzen Klasse zu sprechen, wie würde es dann an der Tafel sein.
Sie reagierte nicht auf Hopes Frage.
"Und wenn ich den Unterricht halte, sage ich auch, was gemacht wird, als seien Sie so nett und lassen sie Hope los." Ihre Stimme klang schon fast drohend. Jetzt, da Caleb Hope angefasst hatte verstärkte sich ihr Gefühl ihn beschützen zu müssen noch weiter.

Vielleicht war Hopes Verhalten nicht ganz angemessen gewesen, aber ein wenig übertrieb dieser Lehrer schon - das hier war "Lesen und Schreiben", verdammt nochmal!
Aya erhob sich. "Als Schülersprecherin bin ich der Meinung, dass körperliche Ertüchtigung als Strafe nicht passend ist. Soll er doch einen Aufsatz schreiben!"
Hoffentlich nahm Hope ihr das nicht übel.

Oh je. Alles lief aus dem Ruder. Das hatte er nun wirklich nicht geplant. "Ich bin hier der Lehrer und ich lass mir nicht von Kindern sagen, was ich zu tun und zu lassen habe. Und ich verbiete mir solch einen Ton gegenüber einen Erwachsenen." sagte er streng. "In meinem Unterricht gelten meine Regeln. Setz dich." sagte er zu Delayne.

Delayne war verwirrt. Hatte er nicht eben noch gesagt, dass sie den Unterricht halten könne, wenn sie wollte?
"Sie haben doch eben gesagt, dass ich den Unterricht halten darf.", sagte Delayne gerade so laut, dass Caleb es hören konnte. Sie setzte sich nicht hin.

"Das ist mir jetzt egal. Setz dich. SOFORT!" sagte er sichtlich verärgert und zu Hope gewandt sagte er noch: "Das wird noch ein Nachspiel für dich haben, Bengel." Er ging zurück zu seinem Pult und wartete darauf, das endlich Ruhe einkehrte.
Diese kleinen Bälger. Die werden noch sehen, was sie davon haben.

Der Lehrer machte Melody Angst. Sie klammerte sich mit ihren kleinen Händen am Tisch fest, solche Angst hatte sie. Und eine unheimliche Energie ging von ihm aus. Das spürte sie. Jeder, der ihn sah, bekam sofort Angst. Zumindest war es bei ihr so. Ängstlich schaute sie Zafina und dann Lera nach, wie sie beide verschwinden und sofort fühlte sie sich schutzlos. Als dann das Chaos losging - die wütenden Stimmen - hielt sie es nicht mehr aus. Sie begann zu zittern. Eigentlich hatte sie sich vorgenommen, stark zu sein. Aber es klappte nicht, so sehr sie das auch wollte. Reflexartig zog sie die Schultern an, kniff ihre Augen zusammen und hielt sich die Ohren zu, um die Stimmen aus zublenden.

[First Post]

Konstantin hasste es, zu spät zu kommen. Das ging ihm gegen die Erziehung. Seine Mutter hatte ihm stets erklärt, wie wichtig es war, pünktlich zu sein. Er hatte sich schlicht verquatscht, als ihn ein alter Freund angerufen hatte. Und dann hatte er auch noch rennen müssen, um noch einigermaßen rechtzeitig zum Unterricht zu kommen. Seine Lunge brannte wie Feuer und er keuchte nicht schlecht, als er endlich, mit zehn minuten Verspätung, die Tür erreichte und sich erstmal gegen die Wand draußen lehnen musste, um einigermaßen zu Atem zu kommen. Die Sonne, die ihn fast erblinden ließ, machte es auch nicht besser. Auf den ganzen Weg hatte er sich auf das Echolot verlassen müssen, weil er kaum etwas erkennen müsste. Allerdings war es bei seiner Kellerkondition nicht gerade einfach, gleichzeitig zu rennen und den nötigen Ultraschall zu erzeugen. Er brauchte etwa eine Minute, bis er sich soweit gefangen hatte und nach einem leisen, höflichen Klopfen, das Klassenzimmer betrat. Er trug seit einiger Zeit seine schwarzen Haare sehr lang und teilweise zu schmalen Zöpfen geflochen. Manchmal wurde er mit einem Mädchen verwechselt, aber das war er mittlerweile so gewohnt, dass es ihm nichts mehr ausmachte. "Ich bitte höflichst um Entschuldigung für mein Versäumnis, Herr" bat er um ruhig, wenn auch immer noch leicht außer Atem bei dem Lehrer um Verzeihung. Er verneigte sich dabei wie es angemessen war und setzte sich dann schnell, aber nicht hastig auf seinen Platz. Konstantin fiel es jetzt leichter, die Ultraschallwellen zu erzeugen, um sich bis auf seinen Platz zu finden. Im Prinzip war er stockblind bei so viel Sonne, auch wenn es im Moment noch so war, dass er zumindestens schemenhafte Umrisse erkennen konnte. Ein leises, nur wenige Sekunden andauerndes Klicken konnte man von ihm hören, dann wurde es stumm um ihn.
Eins hatte er mitbekommen: der Lehrer war sauer. Weiter reizen wollte er ihn sicher nicht und obwohl er ihn kaum erkennen konnte, hörte er deutlich, dass der Mann angefressen war. Er beschränkte sich also in seiner Orientierung auf simplen Ultraschall. Ein Mädchen stand, ziemlich entschlossen an ihrem Platz. Ein anderes schien richtiggehend Angst zu haben. Der Junge dagegen war, wie sollte Konstantin es sich selbst beschreiben, frech. Aufmüpfig. Hatte etwas von einem Rebellen. Aber sich einem Lehrer widersetzen, darüber konnte der streng erzogene Konstantin nur die Nase rümpfen. Imaginär, nach außen hin blieb er neutral. Wenigstens schien der Unterricht noch nicht begonnen zu haben, daher hatte er wohl nicht allzuviel verpasst.

Caleb hörte schon von weitem das Gerenne im Flur. Es war nicht zu überhören gewesen. Der Lehrer schaute auf. Er hatte wirklich sehr schlechte Laune und betrachtete den Schüler aus leicht verengten Augen. "Hallo. Schön einen verspäteten Schüler zu begrüßen. Ayannah, setz dich endlich!" verlangte er nun von ihr. "Zurück zum eigentlichen Thema. Kann noch jemand nicht Lesen und Schreiben?"

Ein weiteres Mädchen - oder war es ein Junge - hatte das Klassenzimmer betreten. Irgendwie machte es Delayne Angst. Es wirkte unheimlich mit den schwarzen Haaren.
Nun setzte sich Delayne auch hin, weniger um Caleb die Möglichkeit zu geben, mit dem Unterricht fortzufahren, als um dem fremden Mädchen nicht als zu sehr aufzufallen.
Die alte, ängstliche Delayne war wieder zurückgekehrt, da niemand mehr da war, den es vor einer konkreten Gefahr zu beschützen galt. Oder doch?
Delayne zog Hope neben sich auf den Stuhl zurück und flüsterte: "Er wird dich nicht mehr bestrafen."

Die vielen Geräusche, der Streit machten der kleinen Fee wirklich sehr zu schaffen. Obwohl sie ihre Ohren zu hielt, drangen die Geräusche jedoch durch ihre Handfläche. Sie hatte Angst. Obwohl der Lehrer sich nun glücklicherweise zurück setzte, hatte sie noch immer Angst. Nicht nur seine Grobheit gegenüber dem Schüler auch seine Ausstrahlung verhinderten nicht, dass sie Angst vor ihm hatte. Vielleicht lag es auch nur einfach daran, dass sie allgemein sehr ängstlich war. Kurz, nachdem sie ihre Hände wieder runter nahm, bemerkte sie den neuen Schüler. Es könnte allerdings auch ein Mädchen sein. Sie wusste es nicht. Verschüchtert schaute sie ihn kurz an, bevor sie sich schnell wieder abwandte, um keine Aufmerksamkeit zu erwecken.
Aber langsam ging es ihr zunehmends schlechter. Die einzige, die sie ein wenig kannte und fast als Freundin ansah, war nicht da. Und so bekam sie doch zunehmends noch mehr Angst. "Ich glaube, ich muss mal kurz an die frische Luft." murmelte sie hastig. Ihr ohnehin schon weißes Gesicht war noch fahler als zuvor. Und so stürzte sie raus aus dem Raum in die Freiheit.

tbc: Blumenwiese

Kochend vor Wut, ließ Aya sich wieder auf ihren Stuhl sinken und verschränkte die Arme. Nun - wenigstens schien Caleb nicht mehr vorzuhaben, Hope zu Liegestützen zu zwingen. Ablenkung war in Form eines Schülers gekommen, den sie nicht kannte, vermutlich war er ebenfalls neu.
Sie seufzte leise. Vermutlich konnte außer diesem zierlichen Mädchen ganz hinten sowieso jeder Lesen.

Alysha verfolgte die Diskussion und den Streit fassungslos. Was war denn hier los? Doch sie mischte sich nicht ein, das hätte die Gemüter nur noch mehr erhitzt. Wie konnte denn eine so kleine Sache so schnell eskalieren?
Tila meldete sich immer noch. Al legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Ich glaub, du kannst deine Hand jetzt runternehmen. Caleb hat dich gesehen."

Aus seiner Umhängetasche nahm Kostja seinen Block und einen Stift hinaus und sah dann wieder nach vorn. Das hieß, seine beinahe schwarzen Augen sahen nach vorn. Seine Ohren sahen derweil im gesamten Raum umher. Er kannte hier noch niemanden und hoffte natürlich, dass sich das ändern würde. Unhörbar peilte er alle Gegenstände und Personen im Raum an, nach außen blieb er ein Stoiker in Vollendung. Schreiben und Lesen konnte er, sogar recht gut, wie er fand. Sicher, es war schwer, bei hellem Tageslicht zu lesen, geschweige denn zu schreiben, auch wenn letzteres im weniger Schwierigkeiten machte. Und er konnte sogar Blindenschrift lesen, das machte es wesentlich einfacher. Immerhin das hatte sein Vater ihn erlernen lassen. Doch bezweifelte der junge Drache, dass hier Blindenschrift gelehrt wurde. Er konnte sich auch nicht wirklich vorstellen, dass hier jemand nicht lesen und schreiben konnte. Gab es sowas denn noch?
Offenbar hatte es hier einen Streit zwischen Lehrer und Schüler gegeben, auch wenn sich jetzt langsam alles beruhigte. Aber Konstantin war darin nicht involviert gewesen und so interessierte es ihn auch nur am Rande, was passiert war. Das war nun mal nicht seine Angelegenheit. Jetzt wollte er eher, dass der Unterricht rasch losging, je eher sie anfingen, desto eher waren sie fertig und er konnte zu Tuman. Der Hengst war echt sein Ein und Alles, seitdem seine Mutter gestorben war. Doch jetzt musste er sich auf den Unterricht konzentrieren.

Augenblicklich ließ Tila ihre Hand sinken und lief tiefrot an. Fehler No. 1, dachte sie bitter und schlug die Augen nieder. Piep zwitscherte ihr etwas ins Ohr, doch sie hörte nicht genau hin, sie war damit beschäftigt, so zu tun, als würde sie dem Lehrer zuhören und nichts anderes wahrnehmen.

Caleb schaute noch einmal in die Runde. Sonst schien sich niemand mehr zu melden. Dass die kleine Fee weg gerannt war, ärgerte ihn maßlos. Hatte die Jugend denn heut zutage kein Respekt mehr vor Erwachsenen? Innerlich schüttelte er den Kopf und seufzte. "Nun gut. Dann wollen wir beginnen. Da es nur einen gibt, der nicht lesen und schreiben kann, werde ich mit der Person Einzelunterricht machen, während ich euch anderen Stillarbeit gebe. Lesen und Schreiben bedeutet nicht nur, dass man liest und schreibt, sondern dass man auch etwas über die Literatur aus dem eigenen und aus fremden Ländern erfährt." sagte er und fuhr dann fort. "Ich werde euch jetzt Bücher austeilen und ihr werden Seite 115 aufschlagen und alles zum Thema Literatur von der Seite raus schreiben. Schließlich soll man erstmal etwas allgmein über Literatur erfahren, bevor sich mit den einzelnen Themen befasst." sagte er. Caleb ging durch den Gang und öffnete hinten den Schrank. Darin befanden sich etliche Bücher. Er nahm einen Stapel und teilte jedem eins aus. "Und jetzt wird nicht gequatscht." mahnte er noch einmal. Danach ging er nach vorne und holte einen Zettel. Zugleich nahm er sich einen Stuhl mit und setzte sich vor Tila. "Okay, fangen wir an." meinte er mit einem freundlichen Lächeln. "Erst einmal wirst du die einzelnen Buchstaben Reihe für Reihe aufschreiben. Fangen wir mit dem A an."

Delayne nahm das Buch entgegen. Sie schlug es auf und blätterte bis zu Seite 115 durch.
Dann nahm sie ihre Tasche auf den Schoß und kramte darin herum, bis sie einen Kugelschreiber und ihren Block gefunden hatte.
Sie las den Text auf der Seite durch. Sie war keine besonders schnelle Leserin. Bevor sie ihre Fähigkeit bekommen hatte, hatte sie lesen und schreiben gelernt und erst letztes Jahr als sie nicht mehr im Labor war, hatte sie Gelegenheit gehabt, es zu trainieren.

Alysha setzte gerade dazu an ihre Nachbarin nach dem Namen zu fragen, als der Lehrer bei ihnen aufkreuzte. Nun gut, dann musste das wohl warten.
Sie schlug das Buch auf und überflog den Text. Genial. Eigentlich konnte man den kompletten Text abschreiben, da die Informationen darin bereits mehr oder weniger auf Stichwörter komprimiert worden waren. Lieber hätte sie ihrer Nachbarin geholfen das Lesen zu lernen.
Allerdings glaubte Al nicht, dass sie pädagogisches Talent hatte.

Hope warf dem Lehrer noch einen düsteren Blick zu und setzte sich dann. Wiederstrebend öffnete er das Buch auf Seite 115 und began zu lesen.
Hope war kein geübter Leser, er las so gut wie nie. Früher nur in der Schule.

Delayne war froh, dass sie Hope wieder setzte. Noch eine Diskussion hätte sie nicht ausgehalten.
Sie fing an den ohne hin schon gekürzten Text in noch kürzeren Stichwörtern heraus zu schreiben.
Sie schrieb langsam aber sehr ordentlich und gut lesbar.
Also sie bei der Hälfte des Textes angelangt war, sah sie, dass Hope immer noch las.
Das er noch langsamer war als sie überraschte sie. Sie befürchtete, dass Caleb das als Provokation seitens Hope ansehen würde und schob ihren Block etwas zu ihm hinüber und schrieb an den Rand:
Wenn du willst kannst du bei mir abschreiben.

Hope las den Text durch, ohne wirklich interessiert dabei zu sein. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, wie Delayne etwas an den Rand ihres Blockes schrieb. Er grinste und schrieb selbst auf seinen Block: Hatte sowieso nichts anderes vor
Langsam fing er an, das abzuschreiben was sie schon hatte. Natürlich brachte er das ganze cooler rüber.

Vorsichtig schlossen sich Tilas Finger um den Stift, den er ihr hinhielt. Schon das erforderte einige Überlegung und sie fühlte sich dumm wie nie zuvor, als sie begriff, noch nie einen Stift in der Hand gehalten zu haben. Sie warf dem Lehrer einen kurzen Blick zu, der jetzt wieder freundlich wirkte: Er musste es ja nicht wissen. Sie fasste ein wenig Mut.
"Okay..." Langsam fuhr sie mit dem Stift über das Papier und malte ein wackelndes A.

Genervt schlug Ayannah ihr Buch auf, und begann lustlos darin zu blättern. Was genau sollte das bringen? Vielleicht hätte ich auch schwänzen sollen... dachte sie. Wo Kay und Penny wohl gerade waren? Vermutlich waren sie zusammen... irgendwo. Überraschenderweise versetzte der Gedanke Aya einen Stich.