Dragu gallopierte Richtung Schule. Hielt jedoch an einem kleinen See im Wald an. Eleyne war ein wenig irritiert, sagte aber nichts. Sicherlich hatten sie den Vampir längst abgehängt. Hoffte die kleine Waldnymphe zumindest. Ein wenig unsicher schaute sie sich um. Hier war es wirklich sehr schön und still. Nur das leise Rauschen der Blätter und der Wellen war zu hören. Fasziniert von dieser Schönheit stieg die Waldnymphe ab. Ob Cali das auch spürte? Schließlich war die junge Frau auch eine Nymphe. Barfuß ging sie anmutig zum Ufer. Bereits die ersten Wellen umspielten ihre Füße. Das Wasser war ein wenig kalt. El war daran aber gewöhnt. Sie schloss die Augen und ließ den Wind mit ihren Haaren spielen. So stand sie einfach da und genoss diese Ruhe.

Dragu wandelte sich fast sofort wieder in einen Elb zurück, er wollte in dieser Tiergestallt nicht länger als nötig verweilen!
Er musste unbedingt einen Weg finden diesen Fluch zu brechen oder ihn zumindest zu unterdrücken ...
Doch dies war im Moment nicht das Wichtigste.

Er sah zu El, die es zu genießen schien hier zu sein. Er warf Cali einen Blick zu, die auch ganz angenehm besessen von diesem Ort zu sein schien. Sie war selten entspannt, doch im Augenblick war einer dieser seltenen Momente.
Doch Dragu musste zugeben, dass es hier ziemlich angenehm war, auch wenn ihn diese Tatsache nicht besonders berührte.

Eleyne war verzaubert von der Schönheit dieses Ortes. Den würde sie sich auf jeden Fall einprägen. Nur ob sie ihn wiederfinden würde, war eine andere Sache. Die Waldnymphe schob sich eine pechschwarze Haarsträhne hinter ihr Ohr und trat näher, spürte den angenehm weichen Sand zwischen ihren Zehen. Wasser umsäumte leicht ihre Füße und sie ging mehr ins Wasser, war einfach zu verzaubert. Cali musste auch diesen Zauber spüren, der magisch in der Luft lag. Immer weiter ging sie hinein. Ihr Saum wurde von Wasser durchtränkt, nur Eleyne bemerkte es nicht. Tiefer trat sie ins Wasser bis ihre Knie auch vom Wasser umgeben waren. Jetzt blieb sie stehen und starrte in den Himmel. Das Wasser war angenehm kühl. Hier fühlte sie sich wohl. Als würde sie fliegen, breitete sie langsam ihre Arme aus.

Mi rannte nicht. Sie ging einfach, immer weiter, ohne darüber nachzudenken, wohin. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander, ohne dass sie auch nur einen davon festhalten konnte. Fetzen des Traum der vorigen Nacht, der sie nicht mehr loslassen wollte. Stimmen. Eine Kirche. Und Kido, immer wieder Kido. Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals mit ihm in einer Kirche gewesen zu sein.
Dann eine Erinnerung, viel älter.
"Ich heiße nicht mehr Miranda.", sagte ihr jüngeres Abbild, braune Haare, grüne Augen, riesige Brille. "Ich bin Mi."
"Mi?" Ihr Vater lachte. "Was soll denn das für ein Name sein?"
"Ein schöner.", entgegnete sie trotzig, doch ihr Gesicht wurde heiß vor Verlegenheit.
"Ein kurzer würde ich meinen.", mischte sich ihre Mutter ein. "Mimimi, als würde man ein Kätzchen locken." Sie lachte ebenfalls. "Miranda, wer setzt dir nur solche Flausen in den Kopf?"
Kido. Wer sonst?

Elias folgte dem Mädchen in einem größeren Abstand.Aber immer so dass er sie im Auge hatte. Sie ging zügig und schien in Gedanken versunken zu sein. Ohne den Blick abzuwenden, fingen seine Gedanken in eine andere Richtung zu gehen.

Sie war ruhelos. Sie versuchte einen der vielen Gedanken festzuhalten, doch sie rannen ihr durch die Finger wie Wasser. Sie bemühte sich, den Traum zurück in ihre Erinnerung zu rufen, doch sie schaffte es nicht, fühlte nur all die Empfindungen, die er in ihr ausgelöst hatte. Vielleicht wollte sie sich gar nicht erinnern. Aber es fühlte sich falsch an, so als würde sie krampfhaft versuchen, einen Teil ihres eigenen Lebens zu vergessen.
Sie blieb nicht stehen. (-->Unter der Eiche)