Levin hatte alles mitangesehen und gehört. In seinem Inneren breitete sich Schock, Glück und zugleich eine tiefe Sorge aus. Aurora war frei. Aber sie wollte es nicht sein. Sein Blick richtete sich auf das Mädchen, Alysha. Er spürte ihre Traurigkeit. Sie hatte bestimmt vieles geben müssen um Aurora frei zubekommen und nun wollte diese nichts davon wissen. Um Aurora herum lag eine Art Nebel, Gefahr ging davon aus. Langsam erhob er sich. Aurora schien die Kontrolle zu verlieren und er wusste, sollte sie jemanden verletzen oder gar töten würde sie es sich nicht verzeihen.

Aurora drehte ihren Kopf leicht zu Levin. Er erhob sich. War er geschockt? Hatte er Angst? Sie würde es ihm nicht verübeln. Ihre Wut auf Alysha verwandelte sich in Selbsthass. Nun stand sie hier und hatte ihre verdammte Fähigkeit nicht unter Kontrolle. Levin hasste sie jetzt wahrscheinlich. Weil sie ein Monster war. Und weil sie sich mal wieder nicht unter Kontrolle hatte. Ja, sie hasste auch Gabriel. Aber durch ihn konnte sie mit Levin nur zusammen sein. Sie müsste keine Angst haben, Levin durch sich selbst zu verletzen. Aber jetzt.... Jetzt änderte die momentane Situation alles. Sie konnte nicht mehr mit ihm zusammen sein. Bei dem Gedanken zog sich ihr Herz zusammen und es schmerzte. Jetzt war das kurze Glück vorbei.

"Woher verdammt soll ich das wissen?!" Plötzlich wurde Alysha von Wut gepackt, warum eigentlich immer sie? Warum sollte sie die Antworten auf die Fragen anderer kennen, wenn sie doch nicht einmal ihre eigenen kannte? Warum gab sie sich selbst Stück für Stück für eine andere Person auf, wenn diese ihr nicht einmal dankbar war?
"Kannst du vielleicht eine Sekunde lang aufhören an dich selbst zu denken und mal wieder runterkommen von deinem Trip?" Sie wusste, dass sie übertrieb, doch es war ihr egal. Warum musste eigentlich immer sie einstecken, warum opferte sie sich für alle anderen, wenn die es nciht einmal zu schätzen wusste? Warum kümmerte sich denn verdammt noch mal keiner um sie, wenn es ihr beschissen ging?!?

Auroras Augen weiteten sich und wurden ängstlich. Plötzlich packte sie ein Deja-Vue. Wie ihr Vater vor ihr stand und sie anschrie. Wieder wich sie einige Schritte zurück. "Es... es tut mir Leid." flüsterte sie und ihre wenige Kontrolle, die sie noch besessen hatte, löste sich in Luft auf.
Ihr tat plötzlich alles Leid. Dass sie so undankbar war. Dass sie Alysha angeschrien hatte. Aber diese Situation hatte sie einfach überfordert. "Geh..." flüsterte sie leise. "GEH!" rief sie dann. Ihre Fähigkeit breitete sich weiter aus bis sie endlich den Tisch erreichte.

"Ich weiß schon, ich sollte euren Herzzereisenden Dialog nicht stören, aber ich denke ihr solltet euch beide wieder von einander distanzieren... sofort"
Gabriel krazte mit seinen Fingernägeln auf dem Holz herum, er wurde sehr unruhig.
Anscheinend ging seine unruhe von Aurora aus die sich nicht mehr unter Kontrolle halten konnte. Gabriel bemerkte doch etwas das ein Fünkchen Angst in ihm auslöste, dieses Gefühl wurde jedoch von seinem Stolz kaschiert und er lies es sich nicht anmerken.
"Alysha iss fertig und geh dann... bitte" Ich kann es nicht zu lassen das ihr etwas passiert

"Nein. Nein, das tut es nicht.", sagte Alysha leise und sie wusste, in ein paar Tagen spätestens würde exakt dasselbe nochmal passieren. Frustriert wandte sie sich ab und hob mit zitternden Fingern den Löffel auf. Sie sah nicht, was mit Aurora geschah. "Lass mich einfach in Ruhe essen, Aurora, ja? Das nächste Mal lasse ich dich deine Probleme wieder alleine lösen. Und wenn du denkst, dass einer zuviel in diesem Raum ist, dann geh doch einfach selbst."

Levin nahm wahr wie es um Aurora stand. Mit schnellen Schritten kam er auf sie zu, blieb am Rande des Nebels stehen. Er spürte die Gefahr die davon ausging. Sein Verstand schrie ihm zu er solle wegrennen, aber sein Herz, sein dummes Herz, erinnerte ihn daran, dass es seine Aurora war die dort inmitten des Nebels stand.Das Gespräch mit ihr fiel ihm ein, die Schuld in ihren Augen, als sie von ihrer Vergangenheit sprach.Er musste sie stoppen. Irgendwie.
"Aurora", er legte alles in seine Stimme, was er in den letzten Stunden gelernt hatte zu fühlen.
"Nín Baneth, bitte" Er konnte es nicht fassen. Er bat sie und er wusste wenn es nötig wäre würde er betteln.

(Jetzt wirds dramatisch Achtung, Kitschalarm )

Auroras Augen füllten sich mit Tränen. Wie konnte Levin nur da stehen und auch noch mit ihr reden? Sofern man es Reden nennen konnte. "Alysha..." Sie sank innerlich in sich zusammen. Wahrscheinlich war es ihr hervorbestimmt, ewig alleine zu sein. Warum gab sie sich dann nicht einfach mit ihrem Schicksal ab?
Weil sie Angst vor der Einsamkeit hatte.
"Es..." Ihre Stimme brach ab. Sie schloss ihre Augen. Ihre Fähigkeit rollte über den Tisch auf Alysha und Gabriel zu und Aurora hatte nicht mehr die Kraft sie zu stoppen. Ich schaffe es einfach nicht. Sie müssen gehen. SOFORT! Ihre Lippen bewegten sich. Doch kein Ton kam heraus. Was sollte sie nur tun? Alles in ihr schrie danach, den anderen zu sagen, sie sollten gehen. Aber kein Wort kam aus ihrem Mund. Es war alles vorbei. Ihr Leben. Einfach alles.
Und jetzt hatte sie Alysha wütend gemacht. Dabei wollte diese ihr doch nur helfen. Und sie hatte sie angeschrien. Aurora tat alles so fürchterlich Leid.

In Levin tobte ein Kampf. Sollte er gehen, feige davonlaufen oder sollte er versuchen sie aufzuhalten? Es erschien ihm nahezu unmöglich. Warum nur war in ihm dieser Drang ihr zu helfen? Er wusste was ihre Fähigkeit war, dass hier konnte ihm ziemliche Schmerzen bereiten. Nur wieso konnte er dann seine Beine nicht dazu kriegen sich von all dem fortzubewegen? Erneut fiel sein Blick auf Aurora. Sollte er das wirklich riskieren für jemanden den er doch erst so kurze Zeit kannte? Er sah in ihr Gesicht und fasste einen Entschluss. Damals in dieser regnerischen Nacht hatte er den Mörder seiner Mutter gestellt. 'Leben für Leben' waren seine Worte gewesen. Nun denn, munter voran, dachte er ironisch. Schritt für Schritt näherte er sich dem Nebel, ging hinein.

Die Welle aus Schmerzen traf Alysha völlig unvorbereitet. Sie schrie auf und ging zu Boden. Nur einmal bisher hatte sie etwas Vergleichbares gefühlt und sie hatte nicht gedacht, dass es noch gesteigert werden könne. Schreiend vor Schmerz krümmte sie sich auf dem Boden des Esssaals und nichts, wirklich nichts deutete daraufhin, dass die Qualen jemals ein Ende finden würden... Letztendlich war es ihr eigener Fehler gewesen, der dazu geführt hatte...

Auroras Augen wurden groß. Shit, was tat Levin da. "Levin! Geh zurück!" warnte sie ihn. "Das ist keine gute Idee." Wenn ihm etwas geschah, würde sie sich das niemals verzeihen. "Bitte." fügte sie noch hinzu. "Geh... Oder willst du sterben?" Ihr Blick fiel auf Alysha, die zu Boden fiel und sich krümmte. Diesmal konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie weinte. Tränen liefen über ihr Gesicht. "Es ist alles nur meine Schuld." wimmerte sie.

Gabriel traf diese Welle des Schmerzes genauso unvorbereitet wie Alysha nur war er an solche Schmerzen gewöhnt und bis auf ein festes zusammenbeißen seiner Zähne konnte er es sehr gut unterdrücken. Verdammt das es so enden kann wusste ich nicht
Er sah zu Alysha die am Boden lag und sich vor Schmerzen krümmte. Gabriel wurde bei ihrem Anblick total blass und starrte an ihr vorbei auf den Boden.
Wie kann ich ihr nur helfen wenn ich selbst kein Wort herraus bekomme. Ich habe auch keine Idee wie ich sie davor beschützen kann. Es ist Grausam sie so zu sehen aber sie muss da durch. Gabriel musste sich nun abstützen weil selbst für ihn das alles so heftig war. Lieber tausend Jahre Höllenfeuer als diese Schmerzen sie ist total durchgedreht, ich hätte sie töten sollen.

Levin spürte den rasenden Schmerz in seine Glieder fahren. Er biss die Zähne zusammen, zwang sich weiter, konnte aber nicht verhindern dass er vor Schmerz keuchte. Beinahe knickte seine Beine weg, er schrie auf.
Schritt für Schritt näherte er sich Aurora, er musste nur noch die Hand ausstrecken-ein heftiger Schmerz durchfuhr ihn, weißglühend. Heftig zuckte er zusammen, erneut gellte sein Schrei durch den Raum. Doch er war ihr zu nah um aufzugeben. Ein letzter Schritt, dann schlossen sich seine Arme um sie, zogen sie an sich.
Mit Aurora in den Armen ging er zu Boden, ließ sie aber nicht los. Unkontrolliert bebte er, der Schmerz war so intensiv wie er ihn noch nie gefühlt hatte. Er wünschte sich ein Ende, es sollte aufhören.

Warum gingen sie nicht einfach alle? Aurora ging es schlecht. Alle hatten Schmerzen und nur wegen ihr. Levin kam einfach näher. Merkte er denn nicht, dass es ein Fehler? Seine Schreie ließen sie zusammen zucken und irgendwann glitt sie zu Boden mit ihm. Warum tat er das? Sie verstand es nicht. Ihre Lippen bebten. Sie versuchte ihn von sich zu drücken. Erfolgslos. Sie war bereits zu schwach. Wenn sie bald nicht die Kontrille wieder fand, würde es einige Tote geben. "Geh..." sagte sie noch einmal. Doch sie ließ ihren Kopf gegen seine Schulter fallen. "Ich hab wieder alles falsch gemacht, nicht wahr?" flüsterte sie und ein schwaches Lächeln huschte über ihr Gesicht, bis sie bewusstlos wurde.

Langsam zog sich der Nebel zurück und die Schmerzen gaben langsam nach.

Die Schmerzen schwanden langsam. Schweratmend hob Levin den Kopf, seine Haare fielen ihm wirr ins Gesicht. Er sah auf das Mädchen in seinen Armen hinab. Aurora. Er hatte es geschafft, er hatte sie aufgehalten. Aber den Preis dafür ließ ihn sein Körper deutlich spüren. Levin schleppte sich und Aurora zum Tisch und lehnte sich gegen das Tischbein.

Irgendwann nach einer schieren Ewigkeit ließen die Schmerzen langsam nach, doch ihr Echo war noch immer in jedem Teil ihres Körpers zu spüren. Alysha hörte schließlich auf zu schreien und rollte sich unbewusst zu einer winzigen Kugel zusammen. War es vorbei? Sie wusste es nicht. Doch irgendwann setzte eine wohltuende Taubheit ein und sie versank in der dunklen, kalten Welt der Bewusstlosigkeit.

Aurora war in einen tiefen Traum versunken.

Überall schwärze, tiefste Schwärze. Sie hatte Angst. Alles war dunkel. Und sie schien allein zu sein.
Plötzlich sah sie Betty. Ihre Seelenverwandte. Sie lächelte und wunnk ihr zu. Immer mehr entfernte sie sich. Bevor Aurora wusste, was geschah, war Betty verschwunden. ANgst umhüllte sie wie einen Schleier. Sie schlang ihre Arme um ihren Oberkörper und zitterte.
Dann sah sie Levin. Er schaute sie an. Doch sein Gesichtsaudruck irritierte sie. Es war vor Schmerzen verzerrt. Sein Gesicht war blass. Plötzlich sackte er leblos zusammen ... und löste sich auf.
Tränen rannen ihr über das Gesicht. Es war schrecklich.
Ihre Eltern zeigten sich. Sie schauten sie verachtend und vorwurfsvoll an.

Der Traum brach ab...
Ihre Augen öffneten sich langsam. "Levin.." flüsterte sie. Ihr Gesicht war erhitzt. "Es tut mir Leid..." sagte sie bevor wieder alles Schwarz wurde.

Levin sah sie an, lächelte und zog sie enger an seine Brust und ließ den Kopf gegen das Tischbein sinken. Er fühlte sich unendlich schwach. So eine Aktion war ja auch hirnrissig, bescheinigte ihm sein Verstand. Aber er hatte jetzt keine Zeit etwas zu bereuen.

Viv betrat wenig begeistert zusammen mit Darren den Esssaal. Sie fühlte sich noch immer ein wenig schwach auf den Beinen und nichts hätte sie auf den Anblick vorbereiten können, der im Saal herrschte. Es machte keinen Sinn, keinen Sinn in ihren Gedanken...
"Alysha!", schrie sie dann und stürzte auf ihre bewusstlose Freundin zu. Entsetzt ließ sie sich neben Al zuboden sinken und schüttelte sie an der Schulter. Was war passiert, was war hier passiert? Angst schnürrte ihr die Kehle zu. Sie wollte niemanden mehr verlieren! Es war alles viel zu viel. "Al!"

Gabriels Schmerzen liesen auch nach kurzer Zeit nach. Nach diesem Vorfall war er nun wirklich richtig aktiv er erhob sich mit leichtem Schwung sodass er auf dem Boden stand.
"Mhm, Alysha scheint wohl ausser Gefecht zu sein" Er sah kurz rüber zu Aurora und Levin.
Interessant, aber ich will nicht mehr über das hier nachdenken. Ekelhaft dieser Schmerz Er schaute kurz noch einmal abfällig zu Alysha nach unten.
"Alysha mein Herzblatt und ich dachte du wärst besser als andere. Ich habe gedacht das so ein bisschen Schmerz dir nichts tun kann. Ich habe wohl zuviel gedacht und nichts getan. Hoffentlich wacht sie wieder auf oder ich muss mir jemanden neues finden"
Falls ich solange überlebe versteht sich

Die Bewusstlosigkeit hielt nicht lange an. Ihre Augen öffneten sich und suchten die Umgebung ab,
Vivalie war da, wie Darren. Bestimmt würde das Ärger geben. Und es war auch ihre Schuld gewesen. "Es tut mir so Leid..." flüsterte sie wieder.

"Viv, was ist-" Darren betrat hinter Vivalie den Esssaal. "Oh. Ach du[...]" Nun folgte ein Begriff aus der orkischen Sprache, den man eigentlich nicht benutzen sollte. Im Raum verteilt lagen drei Schüler auf dem Boden: Alysha, Aurora, und ein älterer Junge, den Darren noch nicht kannte. Bis auf den ihm Unbekannten hatten sie alle das Bewusstsein verloren. Rasch sondierte Darren die Lage. Er kniete nieder und fühlte Aurora und Alysha den Puls. "Sie sind stabil, keine äußeren Verletzungen zu erkennen.", sagte er. "Wie ist dein Name? Weißt du, was passiert ist?", wandte er sich an den Jungen.

Darrens Worte reichten nicht aus, um Viv zu beruhigen, aber ein wenig schwand ihre Angst. Sie klammerte sich an Alyshas Arm und ließ erst jetzt den Blick weiter durch den Saal schweifen. Sie kannte keinen der anderen Schüler.. wenigstens das war ein Pluspunkt.

Aurora wachte auf, doch sie sagte nur wenige Worte. "Okay, das erklärt einiges.", sagte Darren und erinnerte sich an Babette und die Erfahrung, die er mit ihr gemacht hatte. "Viv, ist Al leicht genug für dich? Schaffst du es sie in den Krankenflügel zu tragen?" Er würde dann Aurora übernehmen, die schwerer zu sein schien - und womöglich auch gefährlicher. "Um dich kümmern wir uns gleich.", sagte er zu dem Jungen.

Levin sah den Mann erschöpft an und schüttelte dann den Kopf. "Ich brauche keine Hilfe. Nur sie" Er nickte zu Aurora in seinen Armen. Langsam zog er sich am Tischbein hoch, Aurora mit sich. Schwankend stand er, bevor er das Mädchen in seinen Armen zu dem Mann hinschob. Beinahe wurde ihm schwarz vor Augen, doch er hielt sich aufrecht.