Sie lehnte sich gegen Alysha und schloss für einen Moment die Augen.
Wie konnte es sein, dass nichts geschehen war? Das alles so gimpflich verlaufen war? Ohne Leid, Schmerz, Tod? Und irgendwie... wurde sie wütend. Es war tatsächlich so einfach, ja? Sie hätte sich einfach irgendwo in die Wildnis setzten müssen, vielleicht einmal in ein paar Tagen, und hätte dann bedenkenlos unter anderen Menschen bleiben können?
Viv war mit den Nerven am Ende und so geschah etwas, was eigentlich eher selten passierte: Vivalie wurde wütend. Darren war in ihrem Blickfeld, vielleicht war das der Grund, weshalb er alles abbekam.
"Verdammt!", fluchte sie und stand ruckartig auf. In ihren Augen blitzte es. "Und was genau sollte das jetzt bringen? Ist das ein freundlicher Hinweis, der aussagt: 'Hey, hättest du das hier früher gerafft, wäre dein Leben jetzt nicht so beschissen?' Es ändert nichts, überhaupt nichts!" Sie holte tief Luft, doch der Zorn und die Streitlust waren verflogen. Viv schüttelte den Kopf, dann drehte sie sich um und stapfte ohne ein weiteres Wort davon.

(---> Ihr Wohnblock)

Darren richtete sich halb auf, um ihr zu folgen, doch dann hielt er inne. Er konnte jetzt nicht hinterher. Er musste den Unterricht fortsetzen. Ganz gleich, was er ihr eigentlich noch sagen wollte. Er stand auf und sah Alysha bittend an. "Würdest du...?"
Sie nickte, lächelte ihm aufmunternd zu und folgte Vivalie.
Darren wandte sich nun wieder an den Rest der Klasse. "Okay. Dann hätte ich jetzt gerne, dass wir zwei Gruppen bilden. Ayannah, Zafina, Hope und Aiden, ihr seid die eine. Ihr geht bitte nach dort drüben und übt eure Fähigkeiten. Hope, kein Feuer, nur die Verwandlung in einen Drachen. Aiden, du kannst zum Leoparden werden, nicht wahr?" Er hatte sich in der Schülerakte schlau gemacht. "Das heißt, du und Hope, ihr könnte euch gegenseitig verbessern, sehen, was ihr variieren könnt, die Verwandlung auf Schnelligkeit trainieren. Zafina, du trainierst mit Aya. SIe lügt dich an und du konzentrierst dich darauf, dass es dir nicht weh tut. Und solltest du sie schlagen, bekommst du richtig Ärger mit mir. Aya, du kannst dann noch ein bisschen deine Verwandlungen üben.
Der Rest bleibt bei mir - die nächste ist Penny."

Zafina kannte das Alles schon. Timon war auch schon letztes Jahr da gewesen. Sie hatte sich ganz gut mit ihm verstanden, selbst wenn sein Schutzschild bei ihr nicht funktioniert hatte. Sie ging, Darrens Aufforderung befolgend, zu Ayannah, lächelte ihr kurz zu und sagte dann: "Na dann fang mal an."

Aiden nickte dem Lehrer zu und stand auf. Er begab sich an die Stelle auf die Darren gezeigt hatte und wartete darauf, wer alles zu seiner Gruppe gehörte, denn er kannte die meisten noch nicht beim Namen. Die Art Darrens den Unterricht zu gestalten gefiel ihm, es machte Sinn und war nicht bloß stumpfes Gerede.

Penny erhob sich und trat vor. Ihre Fähigkeit war geradezu lächerlich harmlos im Vergleich zu denen von Aurora und Vivalie, doch sie war froh darum. Auch wenn sie gesehen hatte, dass die Schilde des Zwergs den Fähigkeiten standhielten, bei ihr würden die Schüler höchstens nass werden, wenn etwas schiefging. Aber das war unwahrscheinlich.
Hier war kein Nieselregen gefragt, also musste sie es anders angehen.
Sie rief sich alle traurigen, schmerzhaften Momente oder jene die sie wütend gemacht hatten ihn Erinnerung. Einige davon hatten mit Kay zu tun und als sie kurz zu ihm hinüber sah verstärkten sich diese noch. Augenblicklich zog der Himmel zu, dunkle Wolken verdrängten die Sonne. Ein heftiger Regen setzte ein und prasselte auf die Leute im Steinbruch nieder- nun, wäre auf sie niedergeprasselt, wenn da nicht eine unsichtbare Barriere gewesen wäre, an der die Tropfen abprallten und herabliefen, als wäre eine Glaskuppel um sie herum. Penny schloss ihre Augen und konzentrierte sich, zwang den Regen stärker zu werden. Immer heftiger wurde dieser, inzwischen hätte der Regen sicherlich ein wenig wehgetan auf der Haut, dennoch er perlte weiterhin ab.
Mit der Zeit machte sich ein leichtes Gefühl der Erschöpfung in Penny breit, aber sie war es gewohnt es lange regnen zu lassen und so hörte sie noch nicht auf. Allein die Stärke mit der sie ihre Fähigkeit einsetzte war neu.
Ihr kam eine Idee und sie versuchte die Wolken zu lenken, sodass sie eine Art neblige Mauer bildeten, aber diese ungewohnte Anstrengung kostete sie zuviel Kraft, sodass die Mauer sich bald auflöste.
Nach und nach wurde auch der Regen schwächer, bis er schließlich ganz versiegte. Erschöpft ließ Penny sich zu Boden sinken und atmete tief durch.

Kay starrte Penny an. Ihm kam der Gedanke, dass er froh sein sollte unter einem Schild zu sein, doch er verflog genauso schnell wieder, wie er gekommen war. Er konnte nicht denken, wenn er Penny ansah.
Als sie aufhörte, machten sich erst Besorgnis, und dann, als er sah, dass es ihr gut ging, leichte Panik in ihm breit. Es waren nicht mehr allzu viele übrig... Bald wäre er an der Reihe.

Darren verzog das Gesicht zu einem Grinsen. "Sehr schön, Penny." Mit ihr würde er bestimmt nicht viele Probleme haben. Auch ihr gab er etwas Wasser und führte sie zurück zu den anderen Schülern. Er wusste, dass es eine Menge Kraft kostet, vor allem, wenn man noch so jung war. Timon grinste ebenfalls, dann griff er in seine Tasche, holte einen Apfel hervor und begann zu essen. Darren wusste, dass das sein erstes Anzeichen von Erschöpfung war - er musste neue Energie "aufnehmen". Auch das war ein Grund, warum er Aurora und Viv zuerst drangenommen hatte.
"Die nächste ist Delayne."

Aya lächelte Zafina zu. Auch dieses Spielchen hatten sie im letzten Jahr schon gemacht.
Sie runzelte kurz die Stirn und dachte nach.
"Fangen wir mit etwas einfachem an", meinte sie schließlich. "Wir haben Winter."
Auf die schnelle war ihr nichts besseres eingefallen, aber nun gut, es ging ja auch nicht umbedingt darum, dass die Lüge originell war.

Delayne sah Darren erschrocken an. Dass Alysha gegangen war hatte das Mädchen ein wenig verunsichert. Langsam trat sie vor. Sie vertraute darauf, dass dem Zwerg nichts passieren würde, aber ihre Fähigkeit setzte sie trotzdem nur ungern vor so vielen Leuten ein.
Delayne versuchte die anderen aus zu blenden. Schon früher hatte sie bei Versuchen im Labor ihre Fähigkeit oft bis zur Bewusstlosigkeit eingesetzt.
Sie wusste, dass dies heute nicht so schnell passieren würde, sie hatte geschlafen und so Kräfte sammeln könnnen.
Delayne begann damit, Kältewellen aus zu senden. Die Temperaturen sanken rapide, doch nur sie konnte das wirklich spüren. Sie wusste nicht warum, doch wenn sie ihre Fähigkeit bewusst einsetzte, konnten ihr selbst extreme Temperaturen nichts ausmachen, auch wenn sie sie wahr nahm.
Der Boden gefror, viele Steine, die berits Rissen hatten zersprangen. Wenn der Schutzschild nicht wäre, wären Temperaturen von -100°C zu spüren.
Delayne spürte, dass sie die niedrigste Temperatur, zu der sie fähig war erreicht hatte.
Die Luft erwärmte sich wieder. Es wurde immer heißer und heißer. Sie beschloss nicht bis an die Grenzen des Möglichen zu gehen, da sonst alle Feuchtigkeit verdunstet wäre. Sie steigerte die Temperatur nur auf 100°.
Erschöpft ließ sie sich auf den trockenen Boden fallen. Die Hitze verebbte.

Zafina spürte einen vergleichsweise leichten Schmerz. Sie konzentrierte sich auf die Art des Schmerzes und sagte zu Ayannah: "Versuchs bitte noch mal."
Zafina war schon immer sehr ergeizig gewesen und es hatte sie gestört, dass sie ihre Fähigkeit nicht schon letztes Jahr ohne Schmerzen einsetzen konnte.

"Gut." Wieder dachte Aya kurz nach. Irgendwie war es schwer, aus dem Stehgreif Lügen zu erfinden, die keinerlei Zusammenhang mit der Realität hatten.
"Darren ist eine Elfe.", erklärte sie todernst.

(soorry, mir fällt nix ein )

Celia stand ein wenig hilfslos an der Seite herum. Allerdings war sie sichtlich beeindruckt von der Kraft des Schutzschildes. Ob ihres auch einmal so stark werden würde? Nun ja, sie würde wohl warten müssen bis Darren sie aufrief. Ein wenig gelangweilt schaute sie Aiden und Hope zu.

Aurora überlegte, ob sie jetzt frei hatte. Bestimmt. Schließlich hatte sie all ihre Energie verbraucht. Und Darren war bestimmt nicht so herzlos, als das er sie noch einmal drannehmen würde.

Aaron hoffte, dass er als nächstes dran kam. Er wollte unbedingt mal seine Fähigkeit einsetzen. Manchmal geschah es, dass er die Gefühle zu positiv einsetzte, sodass die Menschen übermütig wurden.

"Gut gemacht, Delayne.", sagte Darren, während er auch ihr etwas zu trinken anbot. Vermutlich würde er auch sie nächstes Mal ind die Fortgeschrittenen- Gruppe stecken - sie wusste, was sie tat.
"Der nächste ist Kay Asgard." Ein weiterer Problemfall...

Penny saß mit ihrer Wasserflasche am Rand bei den Anderen und richtete ihre Augen nun gespannt auf Kay. Sie wusste was für ein schwieriges Verhältnis er zu seiner Fähigkeit hatte, ihm gefiel das hier sicherlich nicht. Aber gleichzeitig war sie auch gespannt, sie hatte noch nie gesehen was er wirklich mit seiner Fähigkeit ausrichten konnte, da er sie ja immer stark kontrollierte.

Delayne zitterte ein wenig. Sie konnte ihre Fähigkeit zwar ganz gut beherrschen, anstrengend war es jedoch trotzdem. Sie nahm die Wasserflasche mit zitternden Fingern und trank einen Schluck. Der Schmerz in ihrem Rücken war während sie ihre Fähigkeit eingesetzt hatte verschwunden, doch nun spürte sie ihn erneut.
Sie versuchte sich zusammen zu reißen doch konnte sie einen kleinen Aufschrei nicht unterdrücken.

Pennys Aufmerksamkeit wurde von Kay abgelenkt, als ein Mädchen, Delayne, neben ihr leise aufschrie. "Hey, alles in Ordnung?", fragte sie besorgt und richtete ihren Blick auf sie.
Sie registrierte das leichte Zittern. War sie nur erschöpft oder war da mehr?

"Es geht schon.", sagte Delayne. Einerseits war sie der Meinung, dass niemand zu wissen brauchte, dass sie Schmerzen hatte und andererseits kannte sie das Mädchen nicht mal.
"Es war nur etwas anstrengend."

Kays Mimik gefror, als er seinen Namen hörte. Stop! Er war noch nicht bereit dazu! Und obwohl er bezweifelte, dass er jemals vorbereitet sein würde, fühlte er sich überrumpelt.
Mit steifen Schritten ging er nach vorne zu Darren. "Und jetzt?", murmelte er finster. Sollte er einfach zu diesem Zwerg gehen und ihn berühren?
Hatte er wirklich gerade "einfach" gedacht? Nichts daran war einfach, er konnte es sich nicht einmal vorstellen, das zu tun.
"Ziel oder Radius?", fragte Darren sachlich und wenn Kay nicht so angespannt gewesen wäre, hätte er ihn damit sicherlich zur Weisglut gebracht.
Er spürte, wie er leichenblass wurde. "Das kommt darauf an.", sagte er, die Augen irgendwo auf einen Punkt der grauen Felsen gerichtet.
"Hier... Ziel, schätze ich." Seltsam, wie gleichgültig er klang. Sein Innerstes war längst zu einem Eisklumpen gefroren.
Darren nickte und unsagte wieder etwas Unverständliches zu Timon. Dieser stellte sich in einigem Abstand zur Gruppe hin und signalisierte ihm mit einem Grinsen, dass er loslegen konnte. Kay hätte ihn dafür am liebsten geschlagen. Wie konnte er nur?
Ganz langsam, als wären seine Füße aus Blei, bewegte sich Kay auf den Zwerg zu. Nur eine Berührung, was war denn schon dabei? Nur dass er genauso gut die einzige Ausnahme sein konnte...
Kurz vor Timon stoppte er und streckte die Hand aus. Er war nur noch Zentimeter entfernt, doch dann schoben sich Bilder vor sein inneres Auge. Bildern von menschlichen Umrissen unter weißen Leintüchern, unzähligen toten Fischen und Fliegen, Nessi, wie sie zuckend auf dem Boden vor ihm lag.
Kay zog die Hand zurück, so schnell er konnte.
"Ich kann nicht.", presste er hervor und es war ein Aufschrei purer Verzweiflung. "Ich kann das einfach nicht!" Sein Gesicht war eine Grimasse der Angst. Jetzt und hier hatte er keine Maske, sah keinen Fluchtweg. Darren kam näher, sein Antlitz schob sich in Kays Blickfeld.
"Ich weiß, wovor du Angst hast.", sagte er beruhigend. "Ich weiß, was mit Vanessa passiert ist, und ich kann mir vorstellen, dass sie nicht die einzige war. Aber wenn du es nicht versuchst, dann wird es nicht aufhören. Nie."
"Nein!", stieß Kay hervor. "Ich darf es nicht riskieren!" War seine ganze Mühe denn umsonst? Nur weil dieser Lehrer unbedingt seine Ideen umsetzen musste?
"Entweder du berührst ihn oder ich berühre dich. Du hast keine Wahl, Kay." Kay hasste ihn in diesem Moment. Er hasste ihn mehr als jeden anderen, sogar mehr als seinen eigenen Vater. Doch diesmal tat er, was Darren sagte.
Nichts. Nichts passierte. Timon grinste ihn weiter dämlich an, ohne auch nur im Mindesten zusammenzuzucken.
"Okay...", sagte Kay langsam, erleichtert. "Das wars dann wohl."
Doch Darren schüttelte den Kopf. "Du kannst mir nicht erzählen, dass das alles war, Kay. Das genügt mir nicht."
"Was willst du denn noch?!?" Kay schrie es fast, denn plötzlich war die Anspannung wieder da.
"Ich weiß, dass du stärker bist. Du musste es wissentlich einsetzen. Dein dauerhafter Kontrollmangel zählt in diesem Moment nicht, denn darüber musst du nicht nachdenken. Benutze deine gesamte Energie, nicht nur diesen winzigen Teil."
Nein! Niemals! Doch als Kay in die unerbittlichen Augen des Lehrers sah, wusste er, dass er keine Wahl hatte. Darren würde ihn in die Enge treiben, bis er tat, was von ihm verlangt wurde.
"Dann schütze sie alle.", flüsterte er. "Sonst..."
Darren nickte nur und gab Timon ein Zeichen. Und Kay konzentrierte sich...
In seinem Körper bahnte sich pure Energie einen Weg, schoss in Form von gigantischen Blitzen in den Himmel und schlug dann direkt vor ihm in den Boden ein. Er konnte Timon nicht mehr sehen, sah gar nichts außer dem gleißend hellen Licht, doch jetzt war es längst zu spät um aufzuhören. Er würde sie alle töten...
Nach einer Ewigkeit, die in Wahrheit nur fünf Minuten dauerte, verebbte der Strom und die Welt tauchte wieder auf.
Darren lebte. Timon ebenfalls. Und auch die Schüler schienen unversehrt.
Kay hatte nicht viel von seiner Erleichterung. Schwindel und Übelkeit überrollten ihn und er brach zusammen. Seine Hände klammerten sich an den harten Stein, auf dem er saß und er starrte Darren wütend an. "Bist du jetzt endlich zufrieden?"

Betroffen sah Penny wie Kays Maske fiel und seine Angst und Verzweiflung zum Vorschein kam. Sie hatte gewusst, dass er nie so gleichgültig war wie er tat, aber es zu sehen, war doch etwas anderes.
Darren drängte Kay seine Fähigkeit einzusetzen, sie wusste, er hasste ihn in diesem Moment und sie verstand es. Aber es war nötig. Nötig um Kay zu zeigen, dass es nicht immer mit dem Tod enden musste.
Geblendet von den hellen Bitzen hob sie die Hand vor Augen und sah fasziniert auf das gleißende Licht. Die Elektriztät war zum Greifen nahe und sie war plötzlich froh von Timons Schutzschild umgeben zu sein.
Diese Kraft, diese ständig unterdrückte Kraft in Kay, war viel stärker als sie je gedacht hatte.
Als er zusammenbrach und Darren wütend anfunkelte, meldete sich ihr Beschützerinstinkt gepaart mit Sorge um Kay.
Doch sie wollte abwarten wie Darren reagierte.

Darren antwortete nicht; stattdessen griff er nach Kays Hand und half ihm auf. "Darum geht es nicht, Kay.", sagte er leise. "Wie fühlst du dich?"
"Kopfschmerzen.", grummelte Kay und das entsprach der Wahrheit: Sein Kopf dröhnte regelrecht.
"Das liegt nicht daran, dass du deine Fähigkeit eingesetzt hast, sondern daran, dass du dich so unter Druck setzst.", erklärte Darren, immer noch so leise, dass die anderen Schüler es nicht hören konnten. "Ich weiß, wie verdammt schwer das ist, aber irgendwann musst du lernen loslassen zu können."
Er führte Kay zu den anderen zurück und der einzige Grund, warum Kay sich nicht wehrte, war seine Erschöpfung. Müde ließ er sich gegen einen Stein sinken und schloss für einen Moment die Augen.
"Der nächste ist Aaron.", kündigte Darren an.

Penny konnte nicht hören was Darren sagte, aber er schien gelassen zu reagieren.
Kay lehnte mit geschlossenen Augen an einem Stein und wirkte sehr erschöpft.
Ihre Sorge um ihn überwog schließlich die Bedenken. Die Hyade stand auf, ignorierte ihre protestierenden Muskeln, die noch schwach waren, und ging zu Kay hinüber. Sie setzte sich ihm im Schneidersitz gegenüber, ohne ein Wort zu sagen.
Sie sah ihn nur stumm an, beobachtete wie sich seine Brust hob und senkte.

Aaron erhob sich seufzend. Okay, nun war er dran. Er stellte sich direkt vor den Zwerg, der sich Timon nannte. Wie er seine Fähigkeit anwenden sollte, wusste er gar nicht. Nun ja, er würde einfach versuchen, seine Gefühle positiv zu beeinflussen. "Okay, dann wollen wir mal." sagte er optimistisch. Kurz schüttelte er seine weißen Flügel, schaute den Zwerg an und setzte dann endlich seine Fähigkeit ein. Er stieß hart gegen eine Blockade und versuchte so stark wie möglich seine Fähigkeit einzusetzen. Irgendwie wollte er es schaffen. Seine Fähigkeit wollte die Blockade überwinden und stieß immer wieder dagegen. Nach ein paar endlosen Minuten gab Aaron auf und ließ sich erschöpft nach hinten fallen. Sein Atem ging stoßweise und er wischte sich mit dem Handrücken ausgepowert über die Stirn.

Hope sah den anderen eine Weile zu, dann ging er zu dem Bub hinüber, auf den Darren gedeutet hatte. Aiden?
"Wie du wahrscheinlich weißt, bin ich HOPE. Wie die Hoffnung auf Englisch.", sagte er toternst. Er stellte sich Aiden gegenüber und machte eine auffordernde Handbewegung.
"Fang du mal an.", meinte er leichthin und grinste.

Aiden sah den Jungen an und lachte leise. Der Kleine war ja gut drauf!
"Gut, dann will ich die Hoffnung nicht enttäuschen", erwiderte er.
Es kostete ihn keine Anstrengung zum Leoparden zu werden, es war seine wahre Natur, die ihm selbstverständlich erschien. Früher hatte er die meiste Zeit in dieser Gestalt verbracht.
Sein Körper streckte sich und binnen weniger Augenblicke stand an seiner Stelle ein Leopard, der Hope aus gesprenkelten grünen Raubtieraugen ansah.

Kay hörte kein Geräusch und er konnte später nicht sagen, woher er es wusste, aber als er aus einem Gefühl heraus die Augen öffnete, saß Penny da. Direkt vor ihm.
"Hey.", sagte er müde, viel zu erschöpft, um sie anzugiften oder Ähnliches.
Eine halbe Ewigkeit saß er nur da und beobachtete sie. Und irgendwann fiel sein Blick auf seine Hände. Gebräunt und schlicht lagen sie da, ohne irgendeine Auffälligkeit. Ohne ... ohne Elektrizität!
"Penny...", flüsterte er und seine Augen wurden groß wie die eines Kindes, das zum ersten Mal ein Wunder erblickt. "Sieh dir das an!" Er hob die Handflächen, immer noch ungläubig, abwartend, ob sich etwas änderte. Doch nichts geschah. "Das ist unmöglich..."
Später fragte er sich, warum er es nicht schon früher gemerkt hatte. Als er zusammenbrach oder als Darren ihn ohne Probleme berührte.

Penny lächelte als er fasziniert seine Hände betrachtete, als sähe er sie zum ersten Mal.
Und vermutlich war das auch so. Wie lange hatte er sie so nicht mehr gesehen? In ihr stieg der Drang auf ihn zu berühren und ihm zu beweisen, dass es real war.
Sie streckte ihre Handfläche aus und legte sie auf seine. Nichts passierte. Keine Stromstöße durchzuckten ihren Körper. Alles was sie spürte war seine warme Handfläche an ihrer.
"Es ist real", sagte sie leise. "Das hier ist die Wirklichkeit"

"Ich weiß.", erwiderte Kay atemlos. "Es ist nur so... ich kann es nicht glauben." Seine Finger schlossen sich um Pennys Hände, spürten ihre Wärme. Es war Kays erste richtige Berührung seit fast einem Jahr. Und er fühlte es; irgendwo in seiner Brust fühlte es sich so groß, so unvorstellbar an, dass er fast weinen, oder schreien, oder lachen wollte.