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Today | Sonntag 3. September 8.30 Uhr
Strahlend blauer Himmel, eine warme Brise und kräftige Sonnenstrahlen ... Es verspricht ein schöner Tag zu werden.
PLOT
Nach dem Camping-Ausflug und Levins Beerdigung ist nun wieder Normalität eingekehrt. Ein ständiger Wachdienst wurde eingerichtet, den tagsüber zwei Patrouillen wahrnehmen: Eine bestehend aus zwei Schülern und eine bestehend aus einem Lehrer. Nachts schieben nur die Lehrer Wache. Dennoch ist die Angst vor einem weiteren Angriff groß. Vor zwei Tagen hat Niamh eine weitere Warnung ausgesprochen, diesmal nicht vor den Mordo Fea, sondern vor Miranda Selentiano, einer Schülerin, die in der Lage ist, ihr Aussehen zu verändern. Es geht das Gerücht um, dass sie Zafinas Schwester Lera ermordet und dann die Schule verlassen hat. Da heute Sonntag ist, findet kein Unterricht statt. Übereifrige Schüler können sich allerdings bei Darren zu einer Sondereinheit Fähigkeitskontrolle einfinden. ______
Wachdienst haben: Patrouille 1: Vivalie und Aiden Patrouille 2: Haluzki
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| Aufgrund von Levins Tod hat Niamh neue Sicherheitsregeln bekanntgegeben.
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Gesucht werden besonders männliche Schüler!
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| Der Chronist (Ausschnitt) | |
| Autor | Nachricht |
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Kay Asgard Schüler/in
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| Thema: Der Chronist (Ausschnitt) Mi Aug 12, 2009 1:46 am | |
| hier das vorwort zu der geschichte, die ich gerade schreibe. Lob und kritik sind gern gesehen^^ Der Chronist PROLOGDiese Welt ist voller Zauber. Manche sieht man, andere dagegen sind unsichtbar. Doch was alle gemeinsam haben, ist das Geheimnisvolle, Unverständliche. Keiner versteht, welche verschlungenen Wege das Schicksal geht. Wir können den wirren Pfaden nur folgen und hoffen, dass wir nicht vom Weg abkommen. Manchmal ist das Schicksal grausam. Manchmal fragt es nicht nach, was wir wollen, weil es nur seine eigenen Ziele verfolgt. Und manchmal verliert man das, was einem am kostbarsten war und hat kaum Hoffnung, es jemals wieder zu finden. Dann muss man suchen, sein Leben lang. Ohne Hoffnung, jemals ans Ziel zu gelangen. Ohne Hoffnung, jemals das eigene Glück zu finden oder gar zu halten. Die Wesen, denen eine solche Bürde auferlegt wurde, sind nach außen hin tapfer. Für uns sind sie Helden. Und doch weiß kaum jemand, was wirklich in ihnen vor sich geht. Kaum einer kann erraten, was sie denken, und wie schwer das Los ist, das sie zu ertragen haben. Bestimmung. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich spreche. Ich war einst einer von ihnen. Auch ich hatte jemanden verloren. Ich habe ihn niemals wieder gefunden… Wer ich bin? Der, der die Geschichten erzählt und bewahrt. Der, der auf dem Papier alle Fäden zusammenführt, die andere schon lange vor seiner Zeit verwoben haben. Ich bin der Chronist. Und während ich noch so schreibe, fällt mir ein, dass ich das Wichtigste vergessen habe. Den Grund, warum ich schreibe. Ich trete aus meiner Haustür hinaus ins Freie. Laufe zum Perlenfluss. Und als das Wasser meine Füße liebkost, spüre ich noch einmal den Schatten der Freiheit, die ich einst hatte. Es hat wieder einmal begonnen. Eine Bestimmung erfüllt sich. Gerade jetzt tritt ein junger Mann aus seiner Hütte und weiß noch nicht, dass dieser Tag sein Leben verändern wird. Das Wasser unter meinen Füßen kräuselt sich und spiegelt für einen Moment sein Gesicht wieder. Milchkaffeebraune Haut und ernste, blaue Augen. Unschuldig und doch trägt er einen harten Zug um den Mund. Was auch immer auf ihn zukommt, er hat es nicht verdient. In diesem Moment wünschte ich, ich könnte noch einmal in das Schicksal eingreifen und ihm seines ersparen. Doch mir obliegt es nur noch, die Geschichte festzuhalten. Es ist nicht an mir, sich einzumischen. Mit einer Schale schöpfe ich Wasser aus dem Fluss und trage es zurück ins Haus. Ich setze mich an den dunklen Eichentisch und stelle die Schale ab. Während ich die spiegelnde Wasseroberfläche gedankenverloren betrachte, steigen Bilder auf, helle und düstere. Ich ziehe ein Blatt Papier zu mir her und setze die Feder an. Worte erfüllen meinen Geist und vermischen sich mit Bildern. „Es hat wieder einmal begonnen.“, schreibe ich. „Das Schicksal kennt keine Gnade. Xavien wurde nicht gewarnt. Er hatte keine Ahnung.“ |
| | | Aurora Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Mi Aug 12, 2009 1:50 am | |
| Ich finde, deine Geschichte bis jetztschon total toll xD Aber die letzten beiden Sätze, finde ich, sind irgendwie komisch. Vllt solltest du sie noch ein wenig anders formulieren^^ |
| | | Kay Asgard Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Mi Aug 12, 2009 1:56 am | |
| Ja, xD da gehen die Meinungen weit auseinander. ich find die Sätze auch nicht besonders gelungen. Aber andere Leute finden sie, ka warum ganz toll, deswegen hab ich sie noch nicht geändert. Außerdem fällt mir nichts besseres ein^^ |
| | | Aurora Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Mi Aug 12, 2009 2:00 am | |
| xD Na ja, ist auch Ansichtssache^^ Stellst du noch mehr von deiner Geschichte rein? |
| | | Vivalie Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Mi Aug 12, 2009 6:56 am | |
| ICH LIEBE DIE LETZTEN SÄTZE!!! XD Uuuuii ich finds toll, das du was reinstellst von deinen geschichten sollten auch mehr Leute was haben |
| | | Kay Asgard Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Mi Aug 12, 2009 6:59 am | |
| es reicht doch, wenn ich dich damit nerv^^ (gehst du icq? oder hast du lust zu telen? Ich hab nämlich iwie schlechte Laune und muss mich ablenken xD) |
| | | Vivalie Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Mi Aug 12, 2009 7:01 am | |
| ich kann dich gleich anrufen wenn du willst gern aber ich ess jetzt erst mal |
| | | Kay Asgard Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Mi Aug 12, 2009 7:03 am | |
| okee^^, muss sowieso auch noch essen |
| | | Aurora Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Mi Aug 12, 2009 7:06 am | |
| Guten Appetit, Leutis |
| | | Kay Asgard Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Mi Aug 12, 2009 7:12 am | |
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| | | Aurora Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Do Aug 13, 2009 2:45 am | |
| Bitte |
| | | Eliana Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Do Aug 13, 2009 3:17 am | |
| xD, also ich bin auch der Meinung, dass du deine Geschichten der Öffentlichkeit preisgeben musst. Und wegen den letzten beiden Sätzen: Ich find die cool, die sind so geheimnisvoll. xD |
| | | Vivalie Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Di Nov 17, 2009 7:22 am | |
| naaaaaaaaaa also *zufrieden* |
| | | Alysha Tregano Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Di Nov 17, 2009 10:18 am | |
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| | | Vivalie Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Mi Nov 18, 2009 2:59 am | |
| WOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO Ich hab mich schon so gewundert, das du so ewig nicht mehr on warst!!! O.O Natürlich hab ich dich vermisst Danke schöööön aber ich mag den spruch auf der signa noch nicht so ganz, aber ich find schon was passendes Du hast die 100 geknackt!!!! YEAAAAH jetzt hab ich nur noch 26 seiten vorsprung XDDD SCHICKS MIR UMBEDINGT <--- war ja klar^^ ich schicks dir natürlich per mail, mach ich sofort. übrigens hab ich gestern bei dir angerufen, aber du bist nicht dran gegangen -.- |
| | | Kay Asgard Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Sa Feb 13, 2010 12:11 pm | |
| noch ein ausschnitt, diesmal mitten aus der geschichte gegriffen meinungen und kritik sind willkommen (zur info: das ist das kapitel, in dem Alysha das erste Mal vorkommt) Kapitel 9: NiemandstochterDer Wind ist hastig, hält selten inne und hat niemals Zeit, auf irgendwen zu warten. Er fegt durch unser Leben wie ein Orkan und weht alles davon, woran wir uns jemals festhalten konnten. Ich mag nicht sagen, dass er mein Leben zerstört hat, denn vielleicht war mein Leben auch schon immer zerbrochen. Und wie könnte ich ihn beschuldigen, da er doch mein ständiger Begleiter ist, ein Teil von mir, der einzige, der immer zu mir hält? Er zerstört und er schafft Neues, er schenkt Leben und bringt den Tod. Und er lässt sich keine Befehle erteilen. In dem Maße, in dem meine Angst wächst, gewinnt auch er an Macht. Und ich kann nichts dagegen tun... Diese Angst bestimmt nun mein Leben. Nicht dass sie das nicht schon immer getan hätte, doch in den letzten Tagen hat sie in beängstigendem Maße zugenommen. Alle fürchten mich – und ich fürchte alle. Menschen, die Angst haben, sind grausam zu mir. Ich muss weg, fort, fliehen von hier, bevor sie das beseitigen, wovor sie Angst haben. Doch wohin soll ich gehen? Es gibt keinen Platz für mich auf dieser Welt. Sie nennen mich Hexe, Geist, Dämon. Und ich kann selbst nicht sagen, was davon nun zutrifft. Fest steht, dass ich nicht normal bin. Ich bin eine Gefahr für alle. Vielleicht haben sie Recht und es ist besser, wenn ich nicht existiere. Aber dennoch fürchte ich den Tod. Ich bin nicht bereit mich für sie zu opfern… Schritte auf kaltem Stein. Ich bin nicht länger alleine, doch das beruhigt mich nicht. Dieser Tage fürchte ich sogar meinen eigenen Schatten. Schreie und Lärm, wütende Rufe! Sie kommen. Sie kommen, um mich zu töten...
Alysha, Niemandstochter
Der Wind pfiff durch die engen Gassen von Kintas und sang sein trauriges Lied. Er wirbelte Blätter und kleine Holzstücke auf, wehte Papiere und andere Dinge, die einst den Bewohnern gehört hatten, ins Meer und erinnerte an die Vergänglichkeit des Seins. Überall, in den Straßen, beim Hafen und bei den Ruinen ihrer Häuser standen die Einwohner der Stadt vor den Trümmern ihrer Existenz. Alysha lief an so vielen Rikalen und Amianern vorbei, dass die Gesichter vor ihren Augen zu einer einzelnen gestaltlosen Masse verschwammen. Sie sah den Schock und die Angst, die Sorge und die Verzweiflung und fragte sich, ob die Erinnerung an die letzten Tage sich wohl jemals wieder auslöschen ließ oder ob sie auf ewig als Sorgenfalten in den Gesichtern eingebrannt bleiben würde. Ihr Herz zog sich zusammen und alles fühlte sich nach Wegrennen an. Doch sie tat es nicht. Sie ging weiter und beobachtete die Menschen, die noch nicht alle Hoffnung verloren hatten. Sie begannen bereits mit Bretter notdürftige Unterkünfte zu errichten. Al fragte sich, ob da wirklich Hoffnung in ihren Zügen war. Vielleicht taten sie es auch einfach nur, weil sie keine Wahl hatten. Vielleicht nur, um nicht der Verzweiflung zum Opfer zu fallen. Die Kintaner waren hart im Nehmen, denn das musste man sein, wenn man direkt an der Küste wohnte und mit ungefähr einem Dutzend Zyklonen jährlich rechnen musste. Man sah es an den Linien und Falten in ihren braunen oder grünlich-bläulichen Gesichtern, die tausend Geschichten erzählen konnten, wenn man nur den Mut hatte danach zu fragen. Doch keiner der unzähligen bisherigen Stürme war so gewesen wie dieser, so brutal, so menschenverachtend. Er hatte alles zerstört, was sie sich jahrelang aufgebaut hatten. Die Dächer waren von den Häusern gerissen, die Hafenanlagen ins Meer gespült worden, und Alysha wollte nicht darüber nachdenken, wie viele Menschen unter den Trümmern ihr Leben verloren hatten. Der Regen fiel nun stetig vom Himmel und vermischte sich mit den Tränen auf ihren Wangen. Sie hatte so sehr darauf gehofft, dass es besser werden würde... Doch vergebens. Ihre bloßen Füße machten kein Geräusch auf dem gepflasterten Boden und sie schien es kaum zu spüren, wenn sie auf die auf der Straße herumliegenden Holzsplitter trat. Sie wusste nicht, wohin sie lief, und es scherte sie auch nicht. Im Nordviertel von Kintas war sie nur selten gewesen und folglich kannte sie sich auch nicht aus. Letztendlich spielten solche Kleinigkeiten überhaupt keine Rolle mehr. Irgendwann erreichte Alysha eine kleine Anhöhe, von der aus man einen Großteil der Stadt überblicken konnte. Ihr stockte der Atem, denn erst jetzt konnte sie das wahre Ausmaß der Zerstörung sehen. Kintas würde mit Sicherheit nicht innerhalb einer Woche wieder aufgebaut werden. Und auch nicht innerhalb eines Monats. Vielleicht würde es sogar Jahre dauern alle Spuren des Unwetters zu tilgen. „Das wollte ich nicht.“, flüsterte Alysha erstickt, obwohl sie allein war. „Das hab ich niemals gewollt…“ „Ach ja?“ Die Stimme klang bitter und zugleich hart. Und sie war Alysha keineswegs unbekannt. Sie zuckte zusammen und fuhr herum. Anscheinend war sie nicht ganz so allein, wie sie angenommen hatte. Seine Gestalt schälte sich aus dem Regenvorhang und sein grünliches Gesicht, auf dem Regentropfen wie Diamanten glitzerten, trat nun klarer hervor. „Hey, Al.“, sagte Rejahel und lächelte sie undurchsichtig an. „Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht erwartet, dich noch in der Stadt anzutreffen.“ „Rej!“ Alysha keuchte auf. „Wie hast du mich gefunden?“ Er zuckte mit den Achseln. „Wo immer ein Unwetter ist, bist du in seinem Zentrum. Das macht es ziemlich einfach, findest du nicht?“ Ungefragt legte er ihr einen Arm um die Schulter, als eine fast brüderliche Geste, und drehte sie so, dass sie die Stadt überblicken konnte. Regenschleier wehten über sie hinweg und ließen ihre Sicht verschwimmen. Alysha fühlte sich mehr als nur unwohl unter dem Gewicht, das auf ihr lastete, doch sie sagte kein einziges Wort. Die Windböen verstärkten sich, doch es war nichts, im Vergleich zu dem vorangegangenem Sturm. „Und nun sieh dir das an!“, fuhr Rejahel unbeirrt fort. „Alles verwüstet und kaputt. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen könnte, würde ich nicht einmal glauben, dass so etwas möglich ist.“ Ihr Atem ging unregelmäßig und sie wünschte sich, sie könnte einfach die Augen schließen und wenn sie sie wieder öffnete, wäre nichts davon wirklich, nichts wahrhaftig geschehen. Doch so etwas funktionierte nicht einmal im Traum und schon gar nicht dort, wo sie gerade war. In der Realität. „Und das ist nicht einmal das Schlimmste.“ Rejahel schien es gar nicht zu kümmern, dass Alysha ihm keine Antwort gab; er redete einfach weiter, als würde er nur erzählen, um sich selbst sprechen zu hören. „Warst du seitdem bei den Unterwasservierteln, Al? Sie existieren praktisch nicht mehr. Einfach weggespült. Alles, was du hier siehst, ist nichts im Vergleich dazu.“ Er klang immer noch ruhig, doch Alysha konnte spüren, wie sich seine Muskeln verkrampften. Sie versuchte unter seinem Arm wegzutauchen, doch das ließ Rejahel nicht zu. „Weißt du, wie es sich anfühlt, die eigene Heimat zu verlieren, Alysha?“ Ja, sie wusste es ganz genau, denn es war auch ihre neue Heimat gewesen. Doch was brachte es, das Rejahel zu sagen. Er würde ihr ohnehin keinen Glauben schenken. „Es fühlt sich an wie ein Messer, das zwischen deine Rippen gestoßen wird. Es fühlt sich an, als würde ein Teil des eigenen Herzens herausgerissen werden, der dann abstirbt und verwelkt. Und weißt du noch was, Al?“ Er fasste sie am Kinn und hob ihr Gesicht an, sodass sie gezwungen war, ihm in die Augen zu schauen. Sie glühten förmlich vor Hass. „Das ist allein deine Schuld. Du hast das angerichtet.“ Alysha sog scharf die Luft ein. „Ich wollte das niemals! Ich kann es nicht kontrollieren, Rej!“ Der Wind fuhr durch ihre Haare und wirbelte die einzelnen Strähnen durcheinander. Rejahel wischte die, die ihm ins Gesicht geflogen waren, unwillig fort wie lästige Schmeißfliegen. Sie wünschte so sehr, er würde von ihr abrücken. „Ach ja?“ Er hatte ihr Kinn losgelassen und sie konnte ihm nicht länger in die Augen sehen. „Das macht es natürlich leicht, nicht wahr? Du kannst es nicht kontrollieren, also bist du auch nicht verantwortlich für das Desaster hier.“ Er seufzte theatralisch. „Langsam beginne ich daran zu zweifeln, Alysha. Wirklich, wie kann man eine Stadt versehentlich zerstören?“ Rejahel seufzte erneut und langsam fragte sie sich, ob er seinen Auftritt hier wohl genoss. „Und du hast wirklich gedacht, ich wäre so naiv dir Glauben zu schenken?“ "Ich hab dich nicht angelogen.", flüsterte Alysha, obwohl sie spürte, wie sinnlos es war. Obwohl er jedes Wort verstand, hörte Rej ihr doch nicht zu. "Ich verlasse die Stadt, Rej. Noch heute, wenn es das ist, was du willst.", sagte sie leise. Bitter schmeckten diese Worte auf ihren Lippen. Aber sie hatte es sowieso vorgehabt. Sie hatte kein Recht hier zu bleiben, in einer Heimat, die sie selbst zerstört hatte. Und Al durfte nicht riskieren, dass es wieder geschah. Sie war sich nicht sicher, ob sie es ein weiteres Mal ertragen konnte. Wenn Rejahel überrascht war, dann zeigte er es nicht. Stattdessen lächelte er ein fast gönnerhaftes Lächeln, das seine Anspannung nur unzureichend versteckte. "Es tut mir leid, Alysha. Wirklich. Aber ich fürchte, das reicht diesmal nicht." Sein Klammergriff um seine Schulter verstärkte sich und sie keuchte auf vor Schmerz. "Was willst du tun?", stieß Alysha hervor und sah voller Angst zu seinem unbewegten Gesicht auf. "Weglaufen ist zwecklos, Al.", sagte Rejahel mit diesem undefinierbaren Unterton in der Stimme. "Sie sind längst hier." Und nun hörte Alysha sie auch. Leise Schritte auf nassem Stein, die vorher das Prasseln des Regens übertönt hatte. Schattengleich tauchten sie aus Dunkelheit und Regen auf und bildeten schweigend einen Kreis um sie. Blassblaue und blassgrüne Gesichter mit dunklen, sorgenvollen und hasserfüllten Augen in tiefen Höhlen. Nasse Haare, die ihnen strähnenweise in die Stirn hingen. Al kannte jedes einzelne Gesicht. Der ganze Stamm, sie alle waren gekommen. Oder zumindest all jene, die noch am Leben waren. Sorgen machten ihr nicht jene, die gekommen waren, sondern jene, deren vertraute Gestalt sie vermisste. Sie konnte nicht länger gegen die Panik ankämpfen, die von ihr Besitz ergriff. Einer von ihnen trat vor und sie erkannte Kahins strenge Gesichtzüge. "Da ist also die kleine Hexe.", stellte er gefährlich ruhig fest. "Gut, dass du sie rechtzeitig gefunden hast, Rejahel." Rejahel nickte und ließ sie – endlich – los. Er wusste, dass sie nicht entkommen konnte. "Du verstehst das doch, oder, Al?", wandte er sich wieder an sie, mit einem selbstgerechten Lächeln, das sie ihm nicht ganz abkaufen konnte. "Wir können nicht zulassen, dass es wieder geschieht. Wir können nicht zulassen, dass du entkommst, wenn es in unserer Macht steht, dich aufzuhalten." Sie starrte ihn an, sah, wie die Regentropfen von seinen blonden Haarspitzen herabfielen. "Du hast es ihnen erzählt? Du hast es ihnen allen gesagt?" Das irrationale Gefühl verraten worden zu sein, wurde immer stärker. Der junge Amianer zuckte mit den Achseln, als wäre das bedeutungslos. "Letztendlich hatte ich keine Wahl, Al. Ich konnte ihnen nicht verschweigen, welche Gefahr von dir ausgeht." Nur er hatte es gewusst. Nur mit ihm hatte sie gewagt, darüber zu sprechen. "Du hattest versprochen, es niemandem zu verraten.", wisperte sie hilflos. Und nun schon zum zweiten Mal hatte er sein Versprechen gebrochen. „Du hast mich angelogen…“ Vermutlich tat es nur deshalb so weh, weil sie ihm vertraut hatte. Weil er der erste Mensch seit langer Zeit gewesen war, dem sie wirklich hatte vertrauen können. „Dann bin ich eben ein Lügner.“, erwiderte Rejahel kalt. „Besser als eine Lügnerin und obendrein noch eine Mörderin zu sein.“ Er träufelte die Worte wie ein Gift in ihr Herz und sie fraßen sich wie Säure tief in ihre Seele. Rejahel konnte verdammt grausam sein, wenn er wollte. Doch das Schlimmste, das Allerschlimmste war, dass er vollkommen recht hatte. Alysha weinte nicht mehr. Sie fühlte sich wie taub, müde und erschöpft und nur der Wind brauste ungerührt um sie herum. „Also werdet ihr mich töten?“, fragte sie beinahe teilnahmslos. „Ist das die einzige Lösung, die ihr seht?“ Rejahel blickte überrascht drein und beinahe ertappt, so als hätte er erst in diesem Augenblick bemerkt, dass sie genau das vorhatten. „Ja.“, sagte er leise. „Genau das ist unser Plan.“ Rej sah sie eindringlich an, aber sie suchte vergebens nach Schuldgefühlen oder Reue in seinem Blick. „Es tut mir wirklich leid, Niemandstochter. Unter anderen Umständen... hätten wir wirklich gute Freunde werden können.“ Alysha merkte es kaum, als ihre Beine sich plötzlich zu bewegen begannen, schneller, als sie je bewusst zu reagieren vermocht hätte. Wie in Trance sah sie Rej nach ihr greifen, doch sie war zu schnell für ihn. Sie hatte immer Rückenwind. Die nächsten Minuten verschwammen vor ihren Augen. Tausend Arme tasteten nach ihr, doch Alysha tauchte unter ihnen hindurch und durchbrach den Kreis der Umstehenden. Wütende Rufe und Schreie folgten ihr und sie rannte schneller, so schnell sie konnte, trotz ihrer Erschöpfung, trotz ihrer Verzweiflung. Mit langen ausgreifenden Schritten eilte sie über die schmalen Wege des Nordviertel, vorbei an Ruinen, vorbei an Trümmern und Menschen, die versuchten daraus etwas zu bauen. Sie dachte an gar nichts mehr, schaltete ihren Kopf aus und nur der Wille blieb. Der Wille nicht aufzugeben. Der Wille zu überleben. Sie bog um einige Ecken und hoffte ihre Verfolger im Gewirr der unübersichtlichen Altstadtgassen abzuhängen. Allerdings waren diese, dadurch dass einige der höchsten Gebäude eingestürzt waren, um einiges leichter zu überblicken. Als fragte sich, ob Rej ihre Silhouette noch sehen konnte, die sich dunkel abheben musste gegen den Schein der Sturmlaternen. Sie wagte nur einen winzigen Blick über ihre Schulter und bemerkte, dass der Amianerstamm den Weg, den sie gelaufen war, hatte abkürzen können; sie liefen mitten durch die Überbleibsel eines Hauses ohne Dach und holten rasant auf. Jeder von Alyshas Schritten hämmerte durch ihren ganzen Körper und ihr Herz schlug so schnell, dass ihr schwindlig wurde. Urplötzlich verstummte der Regen. Sie fragte sich, ob sie sie wohl abhängen würde, wenn sie zum Strand rannte und schwimmend flüchtete, und verwarf den Gedanken sofort wieder. Amianer waren das Volk des Wassers und sie gehörte nur halb zu ihnen – dort würden sie sie nur noch schneller kriegen. Der Wind rauschte an ihr vorbei und zerrte an ihren langen Haaren. Alysha rannte und rannte, doch sie wagte es nicht mehr zurückzublicken. Sie wusste nicht, ob die Verfolger noch hinter ihr waren und erst recht nicht, wie dicht. Vielleicht war es besser so – sie war nahe dran am Aufgeben. Was brachte es noch? Sie würden sie ja doch kriegen und vermutlich hatte sie es auch verdient. Sie war eine… sie mochte das Wort nicht einmal denken, so weh tat es. Nie hätte sie gedacht, dass alles so enden würde. Und wenn dies gar kein Ende war, sondern erst der Anfang, wollte sie dann überhaupt das Ende erleben? Sie spürte ihre Füße nicht mehr, alles wurde taub und sie war so müde… Vielleicht war Aufgeben wirklich das Beste. Sich einfach fallen lassen und das Schicksal akzeptieren. Alysha glaubte nicht, dass die Amianer Gnade vor Recht ergehen lassen würden. Diese Hoffnung hatte Rejahel schnell beseitigen können. Aber spielte das noch eine Rolle? Es war genug, es war zu viel, es war aus und vorbei, sie konnte nicht mehr. Das Schicksal war grausam und es hatte sie in eine Falle gelockt. Sie würde nicht entkommen. Diesmal nicht. Eine tiefe Müdigkeit und Erschöpfung überkam Alysha und sie merkte kaum noch, dass sie immer noch lief, dass ihre nackten Füße schmerzten, dass sie die Augen kaum noch offen halten konnte. Und dann geschah etwas, was sie nie im Leben erwartet hätte. Der Wind, ihr einziger treuer Begleiter, ihr Beschützer in Zeiten der Gefahr, ihre Waffe, die sie niemals hatte einsetzen wollen, wandte sich gegen sie. Er schlug ihr mit voller Wucht ins Gesicht, schleuderte Äste und Sand nach ihr und brachte all ihre Bemühungen von hier fort zu kommen augenblicklich zum Erliegen. Er hielt sie gefangen in einem unsichtbaren Käfig und sog das letzte bisschen Energie, das sie noch besessen hatte, aus ihr heraus. Es war das Schrecklichste, Furchtbarste, Grausamste, was ihr je zugestoßen war, und das einzige Gute daran war, dass es nicht sehr lange dauerte. Alyshas letzte Kräfte, ihre eiserne Reserve, verließen sie und sie sackte zusammen wie eine leblose Puppe. Sie spürte kaum noch, wie Hände sie auffingen und hochhoben und während ihre Augenlider sich flatternd schlossen, hörte sie nur noch schwach und von ferne eine Stimme, vielleicht Kahins… So endet es also. Blut wird mit Blut vergolten werden und die Rache ist unser. Vielleicht können die Seelen derer, die nicht mehr unter uns weilen, nun Ruhe finden… Sie, die Niemandstochter, war wahrhaft verloren. |
| | | Penelope Vertrauensschüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Sa Feb 13, 2010 12:23 pm | |
| WOW. Ich bin grad baff und traurig irgendwie.. Das war sooo packend geschrieben T_T Arme Alysha. Das hat sie doch nicht verdient |
| | | Kay Asgard Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Sa Feb 13, 2010 12:33 pm | |
| danke na ja aus rejs sicht schon. er ist so was wie mein äquivalent zu kay, allerdings noch ohne fähigkeit^^ außerdem wird al ja gerettet werden |
| | | Ayannah Schülersprecher/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) So Feb 14, 2010 12:16 am | |
| Anjaaaaaaaaaaaaaaaaaa meine Meinung dazu kennst du ja Mag schon sein, dass ich nie kritisiere, aber ernsthaft, selbst wenn würde ich nicht viel finden ICH LIEBE ES EINFACH PS: hab gestern die 150 geschafft XD |
| | | Nix Schülersprecher/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) So Feb 14, 2010 12:52 am | |
| Omg *mit offenem Mund auf PC starr* ich finds so hammer wie du schreiben kannst!!!!!! Anni hatte mir schon mal ein paar Ausschnitte von deiner Geschichte geschickt und ich bin immer wieder baff... die arme Alysha tut mir richtig leid... jetzt kann ich nur noch traurig gucken^^ |
| | | Alysha Tregano Schüler/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Mo Jul 12, 2010 9:01 am | |
| Als sie in strömendem Regen das halbverfallende Stadttor durchquerten, konnte Xavien nicht verhindern, dass ein Schauer über seinen Rücken lief. Ray hatte Recht gehabt. Dies war kein guter Ort. Er konnte selbst nicht benennen, woran es lag; natürlich, die unglaubliche Zerstörung war nicht zu übersehen, aber das war es nicht, was ihm Angst machte. Es waren die Augen der Menschen, erfüllt von einem Ausdruck solch grenzenloser Verzweiflung, dass sie zu brennen schienen. Sie sahen aus, als wären sie zu allem, zu wirklich allem bereit, eine schreckliche Vorstellung. Schon die ganz kleinen Kinder starrten ihn so an, mit hungrigen Blicken, als könnten sie ihm jeden Moment an die Gurgel springen und die Sache schnell und tödlich beenden. Mit der Zeit wurden es weniger, aber kurioserweise machte es das nicht besser. Als ob sie auf den Gedanken kommen könnten, dass es seine Schuld war. Als ob sie in den Schatten auf ihn lauern würden. Falls Roxana und Darren dasselbe dachten und fühlten, so ließen sie es sich jedenfalls nicht anmerken. In einem gemächlichen Tempo liefen sie vor ihm her, in eine heftige Diskussion über Fleischkonsum und alternative Lebensideen verwickelt. Xavien konnte nicht verstehen, wie sie für so etwas Geduld aufbrachten. Und immer noch keine Spur von Iljana! Die Amianer und Rikalen, die sie nach einem blonden Mayladmädchen, seltsamen Vorkommnissen oder einem Söldnertrupp fragten, verneinten nur alle und schüttelten kraftlos die Köpfe. Das musste nichts heißen, behauptete Darren, in solch einem Chaos würde sich niemand mehr dafür interessieren. Aber die Suche erschwerte es dennoch. Wenn es an diesem Abend eine Dämmerung gab, so hatten sie sie verpasst. Schlagartig wurde es dunkel. Die ausgemergelten Gestalten, die sie auf ihrem Weg hierher begleitet hatten, blieben nun in den Schatten zurück. Und dennoch spürte Xavien nur allzu deutlich, was Ray ihnen hatte sagen wollen mit dem Satz ‚Es ist nicht sicher dort.’. Sie irrten schon etwas länger umher und langsam überkam ihn eine seltsame Gewissheit, dass sie Iljana hier nicht finden würden. Eine Rastmöglichkeit für die Nacht hatten sie bisher auch nicht entdeckt, geschweige eine richtige Gaststätte. Es schien, als wären sämtliche Häuser dem vorangegangenen Sturm zum Opfer gefallen. Hinter Xavien erklangen klackernde Schritte. Hastig drehte er sich um, die Hand bereit am Schwert, das mittlerweile an seinem Gürtel hing. Doch es war nur Roxana, die die Augen suchend in die Ferne richtete. „Irgendetwas stimmt hier nicht.“, sagte sie düster. „Was? Wir befinden uns in einer zerstörten Stadt voller hungernder verzweifelter Menschen und du willst mir ernsthaft weismachen, dass hier etwas nicht in Ordnung sein soll?“, fragte Darren scherzhaft, doch niemand lachte. „Etwas anderes.“, entgegnete Roxana. „Spürt ihr es nicht?“ „Nicht jeder hier hat deine Gabe.“, erwiderte der Troll sachlich. „Ich spüre gar nichts.“ Während sie weiterliefen, beugte die Hexe sich vor und Xavien kam es fast so vor, als ob sie schnüffelte. „Angst liegt in der Luft.“, stellte sie schließlich fest. Im Dunkeln wirkte ihr Gesicht bleich und eingefallen. „Todesangst.“ Und dann: „Da vorne.“ Ein eiskalter Schauder lief Xavien über den Rücken, während er angestrengt die Augen zusammenkniff, um zu sehen, was Roxana wahrnahm. „Na dann, nichts wie hin.“, meinte Darren entspannt und in diesem Moment hätte Xavien ihn am liebsten geohrfeigt. Doch die Hexe nickte nur und lief eilig los. Anscheinend hatte er keine Wahl. Plötzlich öffnete sich die schmale Gasse vor ihnen zu einem weiten Platz. Der Rikalo lief fast gegen Darren, der die Arme ausgebreitet hatte und sie dazu zwang in den Schatten stehen zu bleiben. Und als der fortwährende Regen von einem Moment auf den nächsten verstummte, sah er auch, warum. Amianer. Hunderte von ihnen, so schien es, hatten sich auf dem Platz versammelt, der durch ihre schiere Masse kleiner wirkte, als er eigentlich war. Sie bildeten einen Kreis, dessen Zentrum Xavien nicht erkennen konnte, und wirkten irgendwie, als ob sie gleich ein Opfer zelebrieren wollten. Etwas an ihren seltsam hohlen Augen, die nur von kleinen Laternen beleuchtet wurden, ließ ihn daran zweifeln, dass sie bei klarem Verstand waren. „Darren! Heb mich hoch!“, zischte Roxana. Ihre Stimme klang leise und dringlich und als Darren zum Widersprechen ansetzte, legte sie nur den Finger an die Lippen. Ausnahmsweise einmal gehorchte er und hob sie – scheinbar spielend – auf seine Schultern. Xavien stellte sich ebenfalls auf die Zehenspitzen, um wenigstens einen Blick darauf zu erhaschen, was vor sich ging. Da waren Personen in der Mitte des Kreises. Mindestens zwei, soweit er es erkennen konnte. Und eine dritte, die in ihren Armen lag. Was zum...? Ihre Maßnahmen erwiesen sich plötzlich als überflüssig, als wie auf einen lautlosen Befehl alle Amianer in die Knie gingen oder sich hinsetzten, wo sie gerade standen. Bemüht, kein Geräusch zu verursachen, ließ Darren Roxana wieder herab. Die Gestalten in der Mitte waren nun klar zu erkennen. Zwei Männer, ein scheinbar bewusstloses Mädchen mit langen, braunen Haaren. Der größere der beiden Amianer erhob nun das Wort; seine Stimme hallte klar über den gesamten Platz hinweg. „Freunde! Stammesmitglieder!“ Er hielt inne, sein Blick konzentrierte sich auf einen Punkt inmitten der Menge. „Ich weiß, was euch bewegt. Denn ich fühle dasselbe.“ Der Mann schluckte schwer. „Unsere Heimat, unser Zuhause, wurde uns genommen! Wir sind heimatlos, teilweise kinderlos, ehelos, hoffnungslos. Doch niemals allein! Wir haben alles verloren, doch wir geben nicht auf!“ Zustimmende Rufe wurden laut, steigerten sich zu einem Crescendo klagender und triumphierender Stimmen. „Ich weiß, was euch antreibt!“, brachte der Mann sie unversehens zum Schweigen. Er schien so etwas wie der Anführer zu sein, und seine Position war eindeutig unangefochten. „Denn mich führt derselbe Wunsch. Hier und jetzt haben wir die letzte Möglichkeit uns zu wehren! Sie hier nahm das Leben unserer Kinder und Frauen. Wir nehmen das ihre!“ Seine Stimme überschlug sich fast, und man sah es seinem Gesicht an, dass er zu allem entschlossen war. „Oh nein.“, flüsterte Roxana tonlos. „Auf die Katastrophe folgt das Suchen nach Sündenböcken.“, erklärte Darren, den Blick fest auf das Geschehen gerichtet. „So läuft es immer.“ „Aber... das können sie doch nicht machen?!?“, fragte Roxana. Ihre Stimme klang seltsam hoch und panisch. „Sie ist doch noch ein halbes Kind!“ „Das kümmert niemanden mehr, der sein eigenes Kind verloren hat.“, erwiderte Darren. „Sie werden sie töten, ohne überhaupt einen Hauch von Reue zu verspüren.“ „Aber... das geht doch nicht!“, widersprach Roxana. „Wir müssen ihr helfen!“ Ihre Stimme war viel zu laut geworden, Xavien befürchtete, dass man sie jeden Moment entdecken konnte. „Und wie?“, herrschte Darren sie an. „Es sind zu viele! Sie werden uns ebenfalls töten!“ „Wenn du zu feige bist, dann muss ich es eben allein schaffen.“, entgegnete die Hexe trotzig und rannte los. Darren versuchte noch sie festzuhalten, aber er war zu langsam. „Dämliche, hirnverbrannte, naive, weltfremde Hexe!“, fluchte er wutentbrannt los und gab sich nun keinerlei Mühe mehr, seine Stimme zu dämpfen. „Hätte sie auch nur eine Sekunde lang gewartet, hätten wir uns einen Plan ausdenken können. Stattdessen rennt sie einfach los, in ihr eigenes Verderben, und erwartet vermutlich auch noch, dass wir ihr folgen! Aber diesmal nicht!“ Plötzlich wurde er ganz still und sah Xavien nachdenklich an. Stumm blickte Xavien zurück. Er ahnte, was jetzt kommen würde. „Ich hoffe, du hast bei mir etwas gelernt.“, sagte er vollkommen ruhig. Der Troll nahm seine Axt in die Hand und wog sie prüfend. „Das könnte ziemlich übel werden.“, fuhr er fort. „Aber wenigstens habe ich einen Plan.“ Gerade als Xavien sich erkundigen wollte, worin dieser denn bestand, klopfte Darren ihm aufmunternd auf die Schulter. „Lass dich nicht unterkriegen.“ Und dann rannten sie beide, liefen direkt auf den Pöbel zu und Roxana hinterher. Die Amianer sprangen auf, brauchten einen Moment, um sich zu orientieren, und genau das war ihr Glück. Sie gelangten in die Mitte des Kreises, ohne dass einer aus der Menge sie aufhalten konnte, doch als Xavien sich nun umblickte und die Mauer aus Körper sich um sie schloss, konnte er nur noch hoffen, dass Darren einen wirklich guten Plan besaß. Roxana war vor dem – nun es war weniger ein Mann als ein Junge – kleineren Amianer stehen geblieben, der immer noch das Mädchen hielt, und setzte zum Sprechen an. Darren kam ihr zuvor; seine geballte Faust knockte den Jungen schlichtweg aus und seine menschliche Last glitt zu Boden. Während Roxana sich um sie bemühte, zückte Xavien sein Schwert. Doch was sollte er damit anfangen, allein gegen Hunderte? Und dann war Darren an seiner Seite, immer noch den Überraschungseffekt ausnutzend, und schnappte sich in einer einzigen fließenden Bewegung den Anführer. „Bewegt euch auch nur einen Millimeter und er stirbt.“, sagte der Troll mit tödlich ruhiger Stimme. Irgendwie brachte er es fertig dennoch so laut zu sprechen, dass die gesamte Menge inne hielt. Er hatte den Arm um den Hals seines Opfers gelegt und presste mit der anderen Hand die messerscharfe Schneide seiner Axt gegen dessen Kehle. Niemand, der einen Blick in seine Augen warf, konnte daran zweifeln, dass er seine Drohung ohne zu zögern wahrmachen würde. Das ist also dein Plan? Xavien wäre mit diesem Gedanken beinahe laut herausgeplatzt, doch ihm ging noch rechtzeitig auf, dass das vermutlich keine gute Idee war. Wie sollten sie hier jemals wieder herauskommen? Sie waren umgeben von einem wütenden Mob, der nur von Worten zurückgehalten wurde. Und wenn Darren den Anführer tötete? Was wäre dann? Dann wäre das Hindernis beseitigt und sie hätten ein noch größeres Problem als zuvor. „Das würdest du nicht wagen.“, richtete plötzlich eine Amianerin das Wort an Darren. Allerdings wirkte sie recht unsicher, als wäre sie es nicht gewohnt das Wort zu führen. Wie auch, schoss es Xavien durch den Kopf, wenn sie doch den Anführer hier festhielten und den wahrscheinlich einzigen anderen, der Autorität besaß, zu Boden geschlagen hatten. War das ebenfalls Teil von Darrens Plan? Oder Zufall? „Wollt ihr es riskieren?“ Der grimmige Gesichtsausdruck des Trolls ließ keine Zweifel zu. Dennoch waren Xaviens Nerven zum Zerreißen gespannt. Dieser Plan war zu wackelig und unsicher. Es brauchte nur einer am Fundament zu rütteln, dann würde alles zusammenstürzen wie ein Kartenhaus. Innerlich begann auch er Roxana, die erfolglos damit beschäftigt war, das Mädchen wachzurütteln, für ihren Wagemut zu verfluchen. Plötzlich ertönte ein erstickter Schrei. Hastig drehte der Rikalo sich um. Die Situation hatte sich erneut verändert, und diesmal nicht zum Besseren. Das fremde Mädchen lag am Boden und Roxana war nicht länger über sie gebeugt. Stattdessen stand sie flach atmend und seltsam verrenkt da, während ihr der blonde Junge, den Darren bewusstlos geschlagen hatte, ein Messer an den Hals hielt. „Und jetzt?“, keuchte der junge Amianer atemlos. Sein Gesicht war zu einer verzweifelten Grimasse verzogen und seine Hände zitterten vor Anspannung. „Was tust du jetzt, dreckiger Troll?“ Eines musste man Darren lassen, dachte Xavien, während er sein Schwert fest umklammerte und seinen Blick hektisch von einem zum nächsten und wieder zurück wandern ließ. Der Troll verzog keine Miene und wirkte so ruhig wie eh und je. „Geiselaustausch.“, sagte er, als habe er genau das erwartet. Wo waren sie da nur hineingeraten??? „Euer Anführer gegen die Hexe.“, fuhr Darren gelassen fort. „Und freies Geleit für uns und das Mädchen.“ Der Junge lachte hysterisch auf und langsam begriff Xavien, dass der Amianer vermutlich noch mehr Angst hatte als er selbst, sogar mehr Angst als Roxana, die seltsam ruhig geworden war. „Das ist kein gerechter Handel.“, erwiderte er. „Ein Leben ist auch nur ein Leben wert. Ihres gegen Kahins.“ Er deutete auf Darrens Geisel. Darren ließ sich nicht anmerken, ob ihn diese Entscheidung verunsicherte. Er nickte nur. „Dann zumindest freies Geleit für sie, sonst könnte es passieren, dass meine Hand ausrutscht.“ Der blonde Junge nickte. „Freies Geleit für sie.“ Er hätte professionell gewirkt, wenn seine Finger nicht so fürchterlich gezittert hätten. „Bildet eine Gasse.“, rief er den Amianern zu und widerstrebend gehorchten sie. Darren drehte sich so, dass er dem Amianer direkt gegenüber stand. „Deck meinen Rücken, Xavien.“, wies er den Rikalo an und Xavien gehorchte hastig. Sie standen nun fast Rücken an Rücken, das bewusstlose Mädchen zwischen ihnen. Xavien sah nicht, was geschah; er hörte nur Darren bis drei zählen und dann war Roxana plötzlich bei ihnen. „Lauf Roxana.“, flüsterte Darren. „Lauf, so schnell du kannst, wir brauchen die Pferde!“ Und Xavien hörte ihre hastigen Schritte, die sich immer weiter entfernten, hatte keine Ahnung, ob sie es schaffte, und war sich nur allzu schmerzlich bewusst, dass er und Darren nun allein waren. Fast allein. Plötzlich regte sich das Mädchen zwischen ihnen; sie stöhnte leise und Xavien spürte, wie ihre Haare an seinen Beinen entlang strichen. „Oh nein.“, murmelte Darren. „Nicht noch eine Komplikation.“ Xavien drehte sich kurz um. Das Mädchen hatte sich aufgerichtet, doch sie schien sich kaum aus eigener Kraft halten zu können. „Was?“, wisperte sie leise wie ein Windhauch und sichtlich verwirrt. „Mach dir keine Sorgen.“, sagte Xavien, während er sich wieder nach außen drehte. „Wir bringen dich hier raus.“ Er wusste nicht, woher er die Garantie nahm, aber er fühlte, dass es die richtigen Worte waren. „Ihr wisst nicht, was ihr da tut!“ Es war Kahin, der augenscheinliche Anführer, der nun das Wort erhob. „Sie ist eine Hexe, ein Dämon! Sie wird euch ebenfalls töten.“ Xavien hörten das Knacksen und Rascheln, als Darren seine Position veränderte. „Das Risiko gehen wir ein.“ Gleichzeitig kam die „Hexe“ schwankend auf die Füße und musste sich an Xavien festhalten, sonst wäre sie sofort wieder umgekippt. „Oh, Rej.“, murmelte sie und klang erschreckend traurig. „Du hast es verloren…“ Rej, bei dem es sich anscheinend um den blonden Jungen handelte, zuckte zusammen und sein dunkler Blick ließ Xavien erschaudern. „Al?“, sagte der blonde Junge unsicher. „Ich wollte nie –“ „Aber wir können es nicht eingehen.“ Kahins schneidende Stimme unterbrach ihn abrupt und etwas in der Haltung der Leute veränderte sich. „Angriff!“ „Ich weiß.“, wisperte das Mädchen, doch es ging im Lärm der losstürmenden Amianer unter. „Aber es ist zu spät.“ Sie sackte erneut zusammen. „Xavien, nach rechts!“, schrie Darren. „Ich nehme das Mädchen. LAUF!“ Xavien rannte los. Er drehte sich nur ein einziges Mal um und bereute es sofort. Hinter ihnen brach die Erde weg und alles, was zurückblieb, war ein gähnender Abgrund. Er wusste, dass Darren keine Wahl hatte, und doch… Es gab Dinge, die vergaß man nicht. Doch dann musste er sich darauf konzentrieren zu laufen, entgegenkommende Schwerthiebe abzufangen und nicht in der Masse stecken zu bleiben. Ein oder zweimal spürte er einen scharfen Schmerz, doch er lief einfach weiter, so schnell er konnte. Und irgendwann waren sie draußen, er sah die Umrisse der Häuser wieder und ein frischer Windhauch wehte in sein Gesicht. Sie waren noch nicht außer Gefahr, doch als er erneut zurückblickte hatte sich hinter ihnen ein Graben aufgetan, in dem Amianer standen, saßen oder lagen, unfähig sich daraus zu befreien. Nur wenige hatten es rechtzeitig geschafft und nahmen nun die Verfolgung auf. Und dann war Roxana da, sie ritt ihnen mit wehenden Haaren entgegen und führte das andere Pferd mit sich. Xavien brauchte zwei Anläufe, doch dann schaffte er es aufzusitzen. Darren gab das Mädchen an ihn weiter – sie wog kaum mehr als eine Feder – und schwang sich hinter der Hexe auf den Pferderücken. Xavien brauchte dem Pferd keine Befehle zu geben, es rannte von allein. Die wütenden Rufe ihrer Verfolger blieben hinter ihnen zurück und schattengleich verschwanden sie in der Nacht.
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| | | Celia Schüler/in
Anzahl der Beiträge : 878 Anmeldedatum : 06.11.09 Alter : 31 Laune : fröhlich und heiter
| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Mo Jul 12, 2010 8:00 pm | |
| Schön *___* Habe ich schon mal erwähnt, dass ich deinen Schreibstil liiiiiiebe? |
| | | Ayannah Schülersprecher/in
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) Di Jul 13, 2010 12:54 am | |
| das ich es mag, weißt du ja schon <3 die arme al... -.- schreibstil top geschichte top charaktere top tadaaa super buch! |
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| Thema: Re: Der Chronist (Ausschnitt) | |
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| | | | Der Chronist (Ausschnitt) | |
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