"Jaja und ich hab sogar noch etwas für die anderen übrig gelassen." Nayeli grinste. Ein kühler Wind blies über den Schulhof. "Ist dir nicht kalt?" Nayeli fröstelte leicht. Daa Wetter passte zur Stimmung der Schule: grau und trist. Nayeli zuog ihre Beine eng an den Körper und umschlung ise mit ihren Armen.

"Ein bisschen.", antwortete Julie. "Aber das geht schon." Sie rutschte näher zu Nayeli und legte den Arm um sie. "Gestern war es noch so schön warm und jetzt könnte man meinen der Winter sei frühzeitig hereingebrochen." Sie blickte über den menschenleeren Schulhof und sagte: "Und was machen wir jetzt?"

Nayeli lehnte ihren Kopf an Julies Schulter. Und was machen wir jetzt? Gute Frage... Woher sollte sie das wissen? Sie waren gerade den den ersten Tag an dieser Schule und schon wurden sie in einer Höhle eingeschlossen, ein Junge wurde getötet und der rEst der Schule in Angst und Schrecken versetzt. Abhauen, das wäre wohl die klügste Option gewesen. "Ich weiß es nicht."

Alysha öffnete die Tür, die nach draußen führte, und trat ins Sonnenlicht hinaus. Erleichtert atmete sie tief durch. Jetzt erschien ihr ihre Angst im Esssaal schon fast unbegründet. Abwartend drehte sie sich zu James um. Sie war sich nicht sicher, ob sie diese Zigaretten-Sucht-Geschichte wirklich verstand.

James war Alysha gefolgt. Draußen holte er tief Luft und trank einen Schluck Kaffee. "Du hattest drinnen angst oder?" Fragte er sie nüchtern. Er war noch immer besorgt, obwohl er spürte, wie ihre angst verschwand. "Hatte das was mit dem Mädchen zu tun?"

"Oh." Alysha biss sich auf die Lippen. "Ich hatte gehofft, das merkt niemand.", gestand sie zögernd. "Und... ich weiß nicht, ob ich es Angst nennen soll. Es ist kompliziert." Sie wusste nicht, ob sie James das alles erzählen sollte. Es war wirklich eine lange Geschichte. Und wer wusste, ob James Zeit und Nerven dafür haben würde, sie anzuhören. Ob er sie verstehen würde.
Nicht einmal Vivalie hatte sie alles erzählt. Sie hatte es tun wollen, aber dann war Viv zu Darren gerufen worden, wie so oft, und Al hatte es nicht noch einmal versucht. Sie wusste, Vivalie war viel zu sehr gefangen in ihren eigenen Problemen. Sie konnte sich jetzt nicht auch noch um Al kümmern, nein, Al musste für sie da sein.
Und James? Er war ein Außenstehender, neu hier. Wenn er es wirklich hören wollte, würde sie eine Menge erzählen müssen...

James ging auf eine Bank zu. "Meine Gab lässt mich manch mal die Gefühle der anderen besser spüren oder besser gesagt, die die sehr sehr intensiv sind. Und ich sehe es oft auch." Er schaute sie an. "Du kannst es mir erzählen, wenn du willst. Es ist egal wie."Dann nahm er wieder einen Schluck aus der Tasse. Er legte den Kopf schief und betrachtete sie. Wenn nicht....er würde ein Auge auf sie haben.

Alysha seufzte. "Hast du gerade sehr viel Zeit übrig?" Dann würde sie erzählen. Auch wenn es ihr schwer fiel - erzählen war noch nie ihr Ding gewesen. Sie folgte James zu der Bank und ließ sich nach kurzem Zögern darauf nieder. Die Sonne schien ihr angenehm ins Gesicht und vertrieb einen Teil ihrer Vorsicht James gegenüber. Vielleicht würde er wirklich verstehen...

" Selbst wenn jetzt der Unterricht losgehen würde." Meinte er und setzte sich vorsichtig neben sie. Schloss die Augen und schaute sie dann wieder an.

Alysha musste ein bisschen grinsen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass James zu den Menschen gehörte, denen es irgendetwas ausmachte, Unterricht zu verpassen. Trotzdem, nett war es.
Sie überlegte lange, wie sie beginnen sollte, wusste nicht, wie sie es formulieren sollte.
"Sie heißt Aurora.", sagte Al schließlich. "Ich habe sie am Anfang des Schuljahres kennen gelernt. Ihre Adoptivmutter - sie ist eine alte Freundin von mir und sie ähnelt ihr sehr." Das hatte sie jedenfalls zu Anfang geglaubt.
"Ich dachte, Aurora wäre wie ich früher.", erklärte Alysha dann, scheinbar zusammenhanglos. Sie sah James nicht an, fragte sich, ob er überhaupt folgen konnte, so wirr, wie sie erzählte. "Sie hat diese Fähigkeit, Leuten Schmerz zuzufügen. Und sie hat es nicht unter Kontrolle, so wie ich früher mit dem Wetter..." Das war ein ganzes Kapitel ihrer Vergangenheit, von dem sie James bisher nichts erzählt hatte. Wer erzählte das auch gerne? Es war nichts, worauf sie stolz war. Früher hatte sie davon erzählt, um die Leute vor sich zu warnen, doch jetzt bestand kein Grund mehr dazu. Jetzt hatte sie es unter Kontrolle.
"Ich wollte ihr helfen - aber zu diesem Zeitpunkt ging es mir selbst nicht so gut." Wieder etwas, worauf sie lieber nicht eingehen wollte. Aber sie musste! Oder? Sie wollte doch schließlich, dass James sie kennen lernte, genauso wie sie ihn kennen lernen wollte. Sie hatte nur Angst, dass ihm nicht gefallen würde, wer sie war.
"Wir haben einige Male miteinander geredet, aber sonst konnte ich nicht viel tun." Sie war viel zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt gewesen...
Und dann war da noch Gabriel.

James hörte zu. Hin und wieder bemerkte er, wie es ihr schwer viel zu erzählen. "Du beherrscht das Wetter? "Fragte er dann schließlich. Die Kaffeetasse war schon lange leer. Er hatte sie neben sich auf die Bank gestellt. Und Al zugehört. James schaute sie noch immer an. Die Sonne viel auf die beiden und er genoss es richtig.

"Habe ich das nicht erwähnt?" Aus dem Konzept gebracht, sah Al James an. Sie vergaß die wichtigsten Dinge! Sie atmete tief durch und versuchte sich zu konzentrieren. Es konnte doch nicht so schwer sein zusammenhängend zu erzählen!
Aber es bedeutete wohl, dass eine neue Zeit angebrochen war, wenn sie ihre Gabe sogar verheimlichen konnte. Früher hatte man ihr sogar auf fünf Kilometer Entfernung angesehen, worin ihr "Problem" bestand. Früher hatte ihre Fähigkeit viel mehr ihr ganzes Leben bestimmt.

James schaut Al an. "oh verzeih, wenn dann hab ich es wohl nicht im Kopf behalten!"
Es kam schon mal vor, dass James, DInge, die ihm nicht so wichtig erschienen, sich nicht merkte. "Ich bin darin nicht immer so gut darin." War sie ihm jetzt böse?
Leicht biss er sich auf die Lippen. "WIllst du etwas von mir hören?" Bot er ihr im gegenzug an. Da sie ihm so viel erzäht hatte.

"Nein... ich glaube, ich habe es wirklich nicht erzählt." Alysha lächelte entschuldigend.
"Und ich würde gerne etwas hören.", sagte sie leise. "Nur... die Geschichte war noch nicht zu Ende." Hatte es so geklungen? Hatte er geglaubt, das war schon die Erklärung, warum sie sich lieber von Aurora fernhalten wollte? Wegen ihrer Fähigkeit? Nun dann könnte sie genauso gut Vivalie aus ihrem Leben verbannen - was sie niemals tun würde.
Verlegen sah sie in eine andere Richtung. Es entstand diese peinliche Stille.

Das Schweigen macjten ihn nicht nervös. Ruhig versuchte er die richtigen Wort zu finden. "Tut mir leid..," beganner." Ich wollte dich nicht kränken. Nur ich hatte das Gefühl, dass es schwer ist für dich und wollte...dir..hmm..Zeit geben..wenn du magst, erzähl zu ende!" Sagte er dann. Mit Pausen darin, da er jetzt doch eine Zigarette brauchte. Langsam zündete er sich sie an und zog daran. Der Rauch stieg in den Sonigen Himmel hinauf. Aufmunternt schaute er Al an.

"Oh.", sagte Alysha peinlich berührt. Da hatte sie ihn wohl missverstanden. Aber warum machte sie sich einen Kopf deswegen? Er wirkte nicht wütend auf sie - James wirkte generell nicht wie jemand, der sich über Kleinigkeiten aufregte. Also war es doch nicht schlimm.
"Nun...", meinte sie nachdenklich und lächelte halbherzig. "Es wird nicht besser mit der Zeit. Also kann ich genau so gut jetzt zu Ende erzählen."
Neugierig beobachtete sie die Rauchschwaden, wie sie zerfaserten, während sie nach oben stiegen, und sich schließlich ganz auflösten. Es roch auch, stellte sie fest, eben nach Rauch, aber auch nach etwas anderem, das sie nicht einordnen konnte.
"Und dann ist Aurora Gabriel begegnet.", fuhr Al schließlich fort und es kostete sie Kraft diesen Namen auszusprechen. "Gabriel - er nennt sich einen Engel und er sieht auch wie einer... aber er ist nicht im Geringsten so, wie man sich einen Engel vorstellt. Nicht gnädig und hilfsbereit und gut, sondern grausam und heimtückisch. Er sucht sich gezielt Schüler, die ihre Fähigkeit nicht unter Kontrolle haben, und macht sich ihre Angst und ihre Verzweiflung zunutze. Er überredet sie, einen Vertrag mit ihm abzuschließen, einen Vertrag, der sie an ihn bindet. Er hat dann die Macht, ihnen Energie abzuzapfen, soviel er will, im Gegenzug beschützt er alle anderen vor ihrer Fähigkeit. Als ob man dann noch die Energie hätte, sie einzusetzen!"
Alysha merkte gar nicht, wie ihre Hände sich zu Fäusten ballten, ihre Fingernägel sich in ihre Haut gruben. "Aurora hat einen Vertrag mit ihm abgeschlossen - so wie ich damals.", gestand sie schließlich. Noch immer schämte sie sich dessen. Sie hätte klüger sein müssen.
"Zu dem Zeitpunkt, als sie auf den Engel traf, dachte ich, ich sei ihn längst losgeworden. Doch so war es nicht, er kehrte zurück und hatte nun nicht nur mich, sondern auch Aurora unter Kontrolle. Ich wollte ihr helfen, ich fühlte mich schuldig, weil ich sie nicht hatte warnen können, und ich wollte nicht, dass sie nun dasselbe durchmachen musste wie ich." Allein der Gedanke an den Engel brachte die Angst zurück.
"Ich schaffte es, ihn zu überreden, Auroras Vertrag aufzulösen, mit dem Versprechen, dass ich ihm von nun an nicht mehr weglaufen würde. Ich würde mich ihm ergeben, mich aufgeben..."
Reflexartig griff sie sich an den Hals, als könnte sie dort noch immer seine Berührung spüren. "Und schließlich hat er eingewilligt." Seltsam dass dies im Nachhinein wie der harmlose Teil der Geschichte schien. Alysha verschwieg, was ihre Hintergedanken bei dem Plan gewesen waren. Dass sie vorgehabt hatte, Gabriel endgültig zu vernichten - und dafür ihren eigenen Tod in Kauf genommen hätte.
"Als der Vertrag aufgelöst wurde..., als ich Aurora mitteilte, dass sie frei und in Sicherheit war, da ist sie ausgetickt. Sie hat die Kontrolle über ihre Fähigkeit verloren und... ich will das nie wieder spüren, was ich da gespürt habe.", flüsterte Al. Sie hatte immer geglaubt, sie wäre an Schmerz gewohnt, aber das war eine neue Qual, vermengt mit Bitterkeit und Fassungslosigkeit. Sie hatte nicht verstehen können, womit sie diese Behandlung verdient hatte, wo sie doch alles, alles aufgegeben hatte, um Aurora zu retten.
"Und sie hat nicht einmal versucht, wegzulaufen. Verdammt, ihr Freund war in diesem Raum! Und sie hat nicht einmal versucht, wegzulaufen, und uns damit in Sicherheit zu bringen!"
Tränen stiegen in Alyshas Augen, als sie sich daran erinnerte, und sie blinzelte sie hastig weg. James sollte sie nicht sehen.

Doch er hatte die Tränen schon gesehen. Oder wohl eher gespürt. James schaute Al an.Und schluckte. "Ein Mistkerl ist das!" In seiner Tasche kramte er nach einem Taschentuch. Noch immer suchte er nach den richtigen Worten. Die er Sagen könnte. Nur fand er sie nicht. Und Taschentücher genauso wenig. Da nahm James Alysha einfach in den Arm. Ein Geruch von Tabak,Kaffee und Vanille umgab ihn. Denn James liebte den Geruch von Vanille.
"Hey...lass sie raus, es ist schon okay. Bei dem was du mir da erzählt hast." Während er redete, nahm James Al´s Hände und entfaltete ihre Fäuste wieder.
"Du bist mutig. Wirklich. "
Sanft fuhr er die Abdrücke ihrer Fingernägel nach. Hoffentlich war er ihr damit nicht zu nahe getreten. Er war noch immer, platt von dieser Geschichte. Und er wusste nicht so recht was er sagen sollte. Also schwieg er lieber, als dass er Al aus versehen verletzte. Das war das letzte was James wollte.

Alysha war überrumpelt, dass James sie so plötzlich in den Arm nahm. Sie war an Berührungen nicht mehr gewöhnt. Doch das... fühlte sich tröstend an. Unvermittelt fühlte sie sich geborgen und sicher, ohne Angst vor dem Engel, ohne Angst vor Aurora. Aber die Bitterkeit blieb. Dennoch, fühlte sie, wie ihre verkrampften Muskeln sich entspannten.
Sie schüttelte den Kopf, der auf James Schulter zu liegen gekommen war. "Sie hat sich entschuldigt - zwei Wochen nach dem Vorfall.", sagte sie leise. "Aber ich - ich wollte das nicht hören. Es war, als hätte sie mich einfach gesehen, meinen anklagenden Blick, und da zum allerersten Mal darüber nachgedacht, dass sie mir vielleicht weh getan haben könnte. Es wirkte nicht echt, nicht so, als ob sie wirklich meinen würde, was sie sagte."
Sie spürte, wie James Finger über ihre Hände strichen und sie fühlte, wie sich jedes Härchen auf ihrem Körper aufstellte. Ihr Herz schlug eine Spur zu schnell.
"Ich habe ihre Entschuldigung nicht angenommen. Ich habe ihr Vorwürfe gemacht, obwohl sie gerade erst ihren Freund verloren hatte. Aber ich - ich will einfach nichts mehr mit ihr zu tun haben. Es ist nicht nur die Angst, es ist -" Mehr als das. Die Tatsache, dass Aurora stets jemanden hatte, der sich um sie kümmerte, ganz gleich, was sie tat. Dass sie niemals allein sein würde. Und dass sie das so gar nicht zu schätzen wusste. Aurora wollte vielleicht gar nicht glücklich werden.

"Weist du, manch mal schämen sich die Leute so sehr, dass sie sich nicht einmal mehr trauen ein paar Worte zu jemanden zu sagen. Sie versuchen es tod zu schweigen, was es nicht besser macht. Es hilft keinem. Und es gehört auch eine Protion..mut dazu jemanden zu verzeihen. Es ist nicht einfach und es wird nie einfacher werden. Darum, solltest du versuchen ihr zu verzeihen. Weißt du denn was in ihr vorgegangen ist? Oder was sie sich dabei eigentlich gedacht hatte? Denn meistens treffen die Dinge anderst ein, als sie es sollten!" Sagte James leise und ernst. Es war schon oft passiert, dass er hatte den anderen verzeihen müssen und anderst herum genauso. Für jeden war es schwer gewesen. Es war immer schwer einander zu verzeihen. Das Paradebeispeil waren für James, Elias und sein Vater. Keiner wollte dem anderen etwas zugestehen. Nach einer kurzen Pause setzte James wieder an: "Ich kann verstehen, dass du nichtsmehr mit ihr zu tun haben willst. Aber dass musst du ja dann auch nicht mehr. Vielleicht wird es ein bisschen einfacher für dich, wenn du mit ihr ins reihne kommst. Euch beiden würde es gut tun." Ein sanfter Wind strich um die beiden. James war wieder still. Er sah zu wie der Stummel derZigarette auf dem Boden verglühte und lauschte Alyshas Atem. Schon lange war ihm niemand mehr so nahe gekommen, wie Al heute. Er biss sich auf die Lippen. Hoffentlich hatte er nichst falsches gesagt. Aber dies war dass, was er dachte. Und er hasste es jemanden an zu Lügen. James konnte das gut. Er hatte Jahre lang daran geübt. Auch wenn er es gehasst hatte. Die Warheit war besser, als jede Lüge. Auch wenn sie noch so sehr schmerzte. Lügen schmerzten noch mehr. Und nicht ausgesprochene Worte genauso.

Nein, dachte Al, nein, das weiß ich nicht. "Vermutlich hast du Recht.", sagte sie zu James. Bestimmt sogar hatte er Recht. Sie selbst hatte dieselben Überlegungen angestellt, in den vergangenen Tagen und Nächten. Es wäre das Beste, wenn sie Aurora verzieh. Aurora hatte es nicht verdient, so behandelt zu werden. Aurora hatte vermutlich das, was geschehen war, genauso wenig wie Alysha gewollt. Bestimmt drückte Aurora ein schlechtes Gewissen, genauso wie es jetzt Al drückte.
Aber Alysha konnte Aurora nicht verzeihen. Irgendetwas tief in ihr sträubte sich mit aller Macht dagegen, ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Denn wenn sie nun zu Aurora ging, sagte, dass es ihr leid tat, wie sie sich verhalten hatte und das sie die Entschuldigung annahm, dann wäre das eine Lüge. Und Alysha hasste es zu lügen.
Deshalb wusste sie, dass James bestimmt Recht hatte mit dem, was er sagte. Dass es das war, was die Vernunft sie sonst immer tun ließ - Alysha hatte bisher noch jedem alles verziehen. Bis auf Gabriel. Bis auf Aurora jetzt und hier.
Und doch hoffte sie, dass ihr irgendjemand sagte, dass sie ebenfalls Recht hatte. Dass jemand verstand, warum sie sich weigerte. Obwohl sie es selbst nicht ganz verstand. Doch es blieb diese leise Stimme in ihr, die flüsterte, dass Aurora hätte rennen können. Sie hätte rennen können, aber sie hatte es nicht getan. Und sie konnte die Verantwortung nun im Nachhinein nicht von sich weisen. Es war nicht der Schmerz, den Al nicht verzieh, nicht der Kontrollverlust. Es war die Absicht.
Sie löste sich vorsichtig aus der Umarmung. Weil sie sich James' ungewohnter Nähe immer noch so schmerzhaft bewusst war. Und weil sie sich wohl nicht mehr sehr lange einreden konnte, dass es nichts zu bedeuten hatte.
"Danke, James.", sagte sie leise. "Fürs Zuhören."

Er lies Alysha los, als sie sich von ihm löste. Sie schien nachzudenken und James lies sie.
Als sie sich bedankte, lächelte er ganz leicht. "Bitte."
Seine Gedanken wanderten ab. Langsam fand er es komisch, dass Elias nicht schon längst aufgetaucht war. Vielleicht hatte es aber auch nichts zu bedeuten. Hier war ja alles anders.
James schaute Alysha von der Seite an. "und was willst du jetzt machen?" Fragte er sanft.

Alysha dachte über ihre Pläne nach, heute zum Musikzimmer zu gehen. Doch sie behielt sie lieber für sich. Es würde vielleicht schwierig für sie werden. Und James, er würde das merken. Doch er hatte heute schon genug Dinge über sie erfahren, auf die sie nicht stolz war. Dinge, von denen sie nicht gern sprach. Sie wollte ihn nicht mit noch mehr Geschichten überfordern.
Und die Sonne schien gerade so warm, dass sie nicht gehen wollte.
Oh du, dachte sie halb spöttisch. Schau dich an, Al. Bei dir muss man wirklich mit einer Menge fertig werden...
"Du wolltest etwas über dich erzählen?", fragte sie schüchtern. Die Wahrheit war, sie wollte etwas über ihn erfahren. Es war so viel einfacher, wenn er redete und sie einfach zuhören konnte.