Tila stieß die Tür auf und Sonnenlicht flutete herein.
Du wirst das bereuen, krähte Piep und flatterte von ihrer Schulter, um die neue Umgebung zu erkunden. Du wirst dich einsam fühlen.
"Vielleicht.", antwortete Tila nur, doch sie ahnte, dass er recht hatte. Betrübt sah sie aus dem Fenster hinaus. Noch immer hatte sie kaum Schüler gesehen... wo waren sie bloß alle?

Tila ging zum Unterricht ---> Calebs Klassenzimmer.

Honayri ging in das Gebäude hinein und klopfte leise an einer der Türen an. Da niemand ihr öffnete, steckte sie ihren Kopf hinein und fand so heraus, dass das Zimmer unbewohnt war. Sie öffnete die Tür ganz und machte ein Fenster auf, damit die abgestandene Luft nach draußen entweichen konnte. Dann setzte sie sich auf das Bett und sah sich im Zimmer um. Es war mit einer hellen Farbe gestrichen. Einer Mischung aus Gelb und Weiß. Ein Bücherregal war auch dabei, doch konnte sie beim Aufschlagen nur weitere merkwürdige Striche und Punkte entdecken. Erstaunt stellte sie fest, dass es sich um die gleichen Kritzeleien handelte, wie auf dem Plan und dass die Personen dieses Planteten, der Entzifferung mächtig seien. Nun, da sie sich hier auf einer Schule befand, würde sie das wohl auch lernen würden.
Weiter waren im Raum ein Schreibtisch mit einem Stuhl und ein Schrank, der leer war.
Sie legte sich auf ihr Bett und starrte die Decke an. Dass die Tür ihres Zimmers noch sperrangelweit offen war, bemerkte sie nicht.

Tila trat ein und schloss die Tür mit einem Klicken hinter sich. Piep flatterte übermütig an der Decke entlang, dann erreichte sie sein überraschtes Zwitschern. "Es ist jemand hier."
Jemand war in ihrer Abwesenheit hier eingezogen? Nervös schlich Tila den Flur entlang. Die Tür des Zimmers, das ihrem gegenüberlag, stand speerangelweit offen und Tila steckte den Kopf hindurch.
"Hallo?", fragte sie zögernd.

Überascht blickte Honayri zur Tür. "Oh, möge die Sonne dein Haupt erhellen.", begrüßte die kleine Fee das Mädchen freundlich. "Ich bin Honayri und du bist?" Sie flatterte langsam auf sie zu. Dann bemerkte sie den Vogel. "oh, der ist ja süß, gehört er zu dir?"

Von dem fremden Mädchen schien keinerlei Gefahr auszugehen und Tila schalt sich innerlich für ihre ewigen Zweifel - wie so oft wünschte sie sich, mutiger zu sein. Sie blieb im Türrahmen stehen.
"Ich bin Tila." Sie lächelte, als Honayri den Vogel bemerkte. "Er gehört nicht mir, aber ich mag den Gedanken, dass er zu mir gehört. Ich... ich habe ihn Piep genannt." Wieder war es ihr peinlich, sich nicht einen kreativeren Namen für ihren kleinen Freund ausgedacht zu haben, aber nach einem halben Jahr der Bekanntschaft war es definitiv zu spät, um ihn zu wechseln. Außerdem schien Piep ja zufrieden zu sein...

"Was für ein schöner Name", bemerkte Hona lächelnd. "Und Piep ist total niedlich"
Tila schien ein nettes Mädchen zu sein, auf jeden Fall war sie freundlich. Eine Eigenschaft, die Honayri zu schätzen wusste. Da die meisten Bewohner jeder Welt ihren Namen nicht aussprechen konnten meinte sie "Nenn mich doch Hona, das ist einfacher. Lebst du auch in diesem Block?"

Tila strahlte. "Hona, dann." Sie nickte. "Ja, ich auch, sonst aber niemand. Nur du, Piep und ich."
Honayri war nett, sie würden bestimmt gut miteinander auskommen, zumindest hoffte Tila das. Da Hona hier eingezogen war, würden sie vermutlich das ganze Schuljahr zusammenwohnen, es konnte nicht schaden, wenn man sich gut verstand.

Honayri strahlte Tila an. Dann glitt ihr Blick zu dem leeren Kleiderschrank. "Tila, ich hab ein Problem, kannst du mir helfen? Ich habe von ....meinem letzten Ort keine Anziehsachen mitgebracht, könntest du mit mir in die Stadt gehen?" Ihr Blick huschte wieder zurück zu Tila.

Begeisterung stieg in Tila auf.
"Natürlich!", rief sie aus. "Unheimlich gern." Der Stadtausflug war gar nicht der Grund für ihre Freude, sondern eher, dass jemand tatsächlich etwas mit ihr unternehmen wollte. Sie war in letzter Zeit so viel allein gewesen, dass sie schon kaum mehr wusste, wie das war. Und plötzlich wurde ihr sogar ein wenig mulmig zu Mute.

Honayri freute sich, dass Tila gleich ja sagte. Während sie an den bevorstehenden Stadtbummel dachte, fiel ihr auf, dass sie kein Geld besaß. Nur die gelben Steine, die auf der vorletzten Welt überall auf dem Boden gelegen hatten. "Ähm, wormit wird denn in dieser Welt gezahlt ?" Es war ihr peinlich, dass sie so etwas fragen musste.

"Mit Münzen.", erwiderte Tila verdutzt und vergas dabei ihre Sorgen. "Gold, Silber..."
Sie selbst hatte zwar auch kein Geld, aber sie hatte auch noch ein paar wenige Kleider, die bis auf ein paar Flicken gut intakt waren. Neues war also nicht zwingen notwendig... aber es wäre doch schön.

"Oh, Gold hab ich" strahlte die kleine Fee und holte die gelben Klumpen heraus.
"Und damit soll man hier bezahlen können? Die sind doch total wertlos." Stirnrunzelnd blickte sie die Steine an. Was bringt denn das Ganze, wenn sie doch wieso überall rumliegen? Honayri hatte sie ja auch nur mitgenommen, weil sie so schön funkelten in der Sonne.

"Was?" Tila starrte Hona an und konnte nicht glauben, was sie da sah. Erfürchtig trat sie näher. Die kleine Fee hielt in diesem Augenblick mehr Geld in den Händen, als sie und ihre Familie in einem ganzen Jahr gehabt hatten!
"Das ist", sagte sie mit zitternder Stimme "verdammt viel wert."

"Oh, wirklich?" Hona konnte es nicht glauben. Auf anderen Welten war es Abfall und hier ... "Seltsame Welt" Aber wenn sie es recht verstanden hatte, dann war sie wohlhabend.
"Lass uns losgehen," grinste sie. "ich lad dich ein." Was soll ich auch sonst mit dem Geld anfangen? Und wenn es leer ist, dann hol ich eben neues. Wenn es auf der Welt Abfall ist, dann tu ich der ja was gutes, indem ich sie davon bereinige.

"Oh." Peinlich berührt wandte Tila den Blick ab. "Ich weiß nicht, ob ich das annehmen kann.. ich meine, wenn du mich einlädst... ich werde das nie zurückzahlen können."

Hona kicherte. "Du musst es mir nicht zurückzahlen. Ich kann davon immer Nachschub holen. Nichts leichter als das." Honayri schüttelte ihre Haare zurück. "Also, kommst ihr?" Sie blickte zu Piep. So ein kleiner süßer Vogel. In anderen Welten würde er nicht mal den Bruchteil einer Sekunde überleben.

Tila war noch immer nicht ganz überzeugt - es war einfach seltsam, wenn jemand immer wenn er es brauchte irgendwo Goldbrocken auflesen konnte. Aber da es so war... warum nicht?
"Okay, warte kurz." Sie flitzte in ihr Zimmer hinüber und schnappte sich die kleine Stofftasche, in der sie die wenigen Münzen und Gegenstände aufbewahrte, die sie besaß, dann eilte sie zu Hona zurück. "Fertig!" Piep zwitscherte zustimmend und ließ sich wieder auf ihrer Schulter sinken.

"Es wird doch aber nicht regnen, oder?" Besorgt starrte die kleine Fee in Richtung Himmel. Vorhin war es wolkenlos gewesen, und nun? "Meine Flügel können das nämlich nicht ab."
Und sie hatte nichts dabei, was sie schützen konnte. Zeit schnellstens einkaufen zu gehen !

Auch Tila warf einen Blick zum Fenster hinaus und runzelte die Stirn. "Ich weiß nicht... dann lass uns schnell gehen!" Sie wollte sich gerade zur tür umdrehen, als sie noch einmal verharrte: "Weißt du denn den weg? Ich... weiß ihn nämlich nicht."

Uhhhh Mist! "Ich weiß ihn auch nicht." Mist, Mist, Mist! Ich muss vor dem Regen etwas für meine Flügel gefunden haben. "Vielleicht ist es irgendwo ausgeschildert?" Sie glaubte vor dem Schulgebäude ein Schild gesehen zu haben, doch es konnte genauso gut der Name der Schule drauf stehen. Höchste Zeit, dass sie lesen und schreiben lernte!

Nachdenklich runzelte Tila die Stirn. "Wir könnten auch zuerst etwas zu Mittag essen und uns dann auch nach dem Weg erkundigen." Plötzlich spürte sie, dass sie ziemlich Hunger hatte - sie war ja zu Zeiten des Frühstücks noch gar nicht an der Schule gewesen. "Von den anderen Schülern weiß bestimmt jemand, wie es ins Dorf geht."

Honayri sah Tila aufmerksam an. "Ja, vielleicht sollten wir das." Sie wusste nicht, woraus das Essen HIER bestand. Es war ja wohl klar, dass sie definitiv keine Steine oder sonstiges Unappetittliches essen würde. Jedenfalls, wenn es so wäre, würde sie fasten. Oder im Wald nach Beeren suchen gehen. Die Bäume hier sahen ihren sehr ähnlich.
"Und, wo ist das Essen?" Ihr misstrauischer Tonfall machte klar, was sie davon halten würde, wenn Tila sagen würde :`Sammel es dir einfach vom Boden´oder `Du stehst drauf.´

[ZEitsprung]

Melody war früh aufgewacht. Ihre Tasche war schon fertig gepackt und nun langweilte sie sich schrecklich. Aber sie traute sich nicht, ihren anderen Mitbewohnern einen BEsuch abzustatten. Sie fand, der Ausflug stand unter keinem guten Stern. Es hatte die Runde gemacht, dass eine Schülerin fehlte. Seit Tagen ... Melody hatte schreckliche Angst und wusste nicht, ob sie wirklich mitlkommen sollte. Wer würde sie beschützen? Niemand. Denn sie wollte niemanden zur Last fallen.

[Zeitsprung]

Honayri wachte auf und wandte sich als allererstes dem Fenster zu. Es schien die Sonne, doch einige Wolken waren auch zu sehen. Seufzend packte sie zu ihrem schon fertig gepackten Rucksack ihren Wasserschutz für ihre Flügel. man zog sie einfach über die Flügel drüber. Hona fand dieses Teil furchtbar hässlich, doch wenn es ihre Flügel schützte...
Naja, Honayri ging sich waschen und zog danach ein Kleidchen in warmen Gelbtönen an.[*klick*] Es war ihrer Meinung genau das richtige Kleidchen für einen Wandertag. Dazu zog sie sich noch passende Sandalen an. Sie hielt nicht viel von geschlossenen Schuhen. Außerdem würde sie ja auch nicht gehen.
Zufrieden flog sie in ihrem Zimmer herum und packte die letzten Sachen ein. Skeptisch blickte sie ihren Rucksack an. Er schien ihr viel, viel zu groß. Und wie konnte sie ihn bloß auf dem Rücken tragen und gleichzeitig fliegen? Seufzend holte sie einen kleinere Rucksack heraus und packte nur die Hälfte der Sachen ein.