Zeit?
5 Jahre später

Ort
im Wald, auf der Lichtung

Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft?
Zukunft

Mitspieler?
Levin und Aurora

Weitere Mitspieler erlaubt?
Nein.

5 Jahre sind vergangen seit die Mordo Fea die Schule niedergebrannt hat.
Viele Schicksale waren an diesem Tag beschlossen worden und viele wurden auseinandergerissen.
So auch Levin und Aurora. Inmitten der Flammen stehend sah er sie, die Augen schreckenserfüllt auf die Schule gerichtet. Es tat ihm weh sie so zu sehen. Er hatte nie geplant sie zu verraten, auch wenn er gewusst hatte, dass es unvermeidlich war. Als sie sich umdrehte und ihn ansah, wurde ihm klar, dass er sie nur retten konnte, wenn er ging. Ein letztes Mal sah er sie an, bevor er sich umdrehte und in den Flammen verschwand.

Auf einer Lichtung im Wald stand ein junger Mann. 5 Jahre hatten ihn endgültig erwachsen werden lassen, doch noch immer hatte er das gleiche lange blonde Haar. Levins Blick glitt über seine Umgebung. Hier hatten er und Aurora sich zum ersten Mal geküsst. Der Ort hatte immer noch eine magische Anziehungskraft für ihn. Er wusste, dass es dumm war hierher zurück zu kommen, war er doch daran beteiligt gewesen, alles zu zerstören. Aber er hatte einfach nicht vergessen können. Er hatte weder diesen Ort noch Aurora aus seinem Gedächtnis löschen können. 5 Jahre lang hatte er ihr Bild jede Nacht vor Augen gehabt, bis er es nicht mehr ausgehalten hatte und hierher gekommen war. Wozu?, fragte er sich bitter. Sie war bestimmt nicht mehr hier.

Warum war sie an diesen Ort zurück gekehrt? Zu viele Erinnerungen hingen an ihm nach. Zu viele schöne und verbunden mit dem Menschen, den sie am meisten liebte und doch genauso verachtete. Viele Jahre waren vergangen, seitdem er sie verraten hatte. Sie, einfach alle verraten hatte… Und dann war er einfach ohne ein Wort gegangen. Er hatte sich umgedreht und nicht einmal auf Wiedersehen gesagt. Oft hatte sie sich gefragt, wie sie ohne ihn weiterleben sollte. Und doch sagte etwas in ihr, dass sie nicht aufgeben sollte, daran zu glauben, dass er wieder kam. So dumm es auch klang. Wie sagte man so schön: ‚Man sieht sich immer zwei Mal im Leben.‘ Aber wollte Aurora dies wirklich? War sie schon bereit für eine Begegnung mit ihm? Sie wusste es nicht.

Eine kalte Brise fuhr ihr durch ihr langes rotes Haar. Sie hatte es nicht abgeschnitten. Dazu liebte sie es einfach zu sehr. So rot wie das Feuer und auch ihr Temperament. Automatisch zog sie ihren Umhang enger um sich. Die Kapuze verbarg ihr rotes Haar sehr gut. Warum hatten ihre Beine sie nur gerade an diesen Ort getragen? Warum? Sie schüttelte den Kopf und versuchte all die Erinnerungen an ihn – an Levin – zu verdrängen. Es war ein Fehler gewesen, sich in ihn zu verlieben.

Und dann trat sie engültig auf die Lichtung. Ihr Kopf hob sich langsam... und sie erstarrte. Nein, das konnte nicht wahr sein. Niemals. Das war unmöglich. Ihr Atem stockte und es schien, als würde die Zeit still stehen.

Levin hörte ein Geräusch hinter sich und drehte sich um. Eine Gestalt war auf die Lichtung getreten. Die Kapuze die sie trug warf einen Schatten auf ihr Gesicht, und doch, er hätte sie überall wiedererkannt. Aurora. Spielte ihm sein Gehirn jetzt schon Streiche? Sah er Illusionen? Er wollte hoffen, dass es nicht so war, dass sie tatsächlich dastand. Sie, diejenige nach der er sich all die Zeit lang gesehnt hatte. Es drängte ihn, zu ihr zu rennen, sie fest an sich zu drücken, doch er hatte Angst davor, dass sie sich in Luft auflöste und einfach wieder verschwand. Das könnte er nicht ertragen. So stand er nur da und sah sie an.

Auroras und Levins Blicke trafen sich. Ihre Augen weiteten sich. Konnte das möglich sein? Nach all den Jahren? Oder spielten ihre Gedanken ihr nur einen Streich? Sie blieb einfach nur stehen und starrte ihn an. Der Drang zu ihm zu Gehen und ihn in die Arme zu nehmen, waren stark. Aber es war nicht richtig. Diesmal nicht. Sie wollte gehen. Weit weg von diesem Ort. Aurora drehte sich um. Aber ihre Beine wollten sie nicht forttragen.

Levin sah wie sich umdrehte und sein Herz machte einen Satz. Selbst wenn sie nur eine Illusion war, er konnte sie jetzt nicht einfach gehen lassen. Mit einer schnellen Bewegung war bei ihr und umarmte sie von hinten. Er spürte ihren warmen Körper und atmete ihren vertrauten Geruch ein. Sie war echt. Sie war hier, in seinem Armen.

Er war hier. Sie konnte es nichlt glauben. Aurora atmete seinen Duft ein, der ihr entgegen schlug. Ihr Herz klopfte gegen ihr Rippen. Sie hatte ihn vermisst all die Jahre. Aber genauso sehr verachtete sie ihn. Kurz genoss sie seine Nähe und sie wünschte sich, sie könnte den Moment anhalten.
Doch dann drehte sie sich um und stieß ihn von sich. Es war falsch. Ihre Kapuze rutschte von ihrem Kopf und ihre roten Haare umspielten ihr Gesicht. "Warum?" Ein Wort. Eine Frage. Und sie beinhaltete alles. Ihr Gesicht war wutverzerrt, verzweifelt, traurig. So viele Emotionen spiegelten sich in ihren Augen wider.

Er ließ es zu, dass sie ihn von sich stieß. Eine Weile lang sah er sie nur an, nahm all die Emotionen in ihren Augen wahr und sah wie ihre Aura pulsierte. Warum. Warum er die Schule zerstört hatte? Aus Hass. Warum er sie alle verraten hatte? Er hatte es nicht gewollt, aber er hatte keinen Weg zurück mehr gesehen. Warum er sie ohne ein Wort des Abschiedes zurückgelassen hatte? Weil er sie nur so retten konnte. Vor ihm.
All diese Gedanken rasten durch seinen Kopf. Doch die ersten Worte die von seinen Lippen kamen waren eine Entschuldigung "Es tut mir Leid. Alles" Seine Stimme klang brüchig, als hätte er sie Jahre lang nicht benutzt. "Ich habe damals die falsche Wahl getroffen indem ich dich verriet und ich musste gehen um zu verhindern, dass ich dich erneut verraten würde. Wie oft kann ein Herz gebrochen werden bevor es zerstört ist? Ich habe es bereut. Alles. Jede Nacht hatte ich dein Bild vor Augen, den Ausdruck in deinem Gesicht, als du mich ansahest. Und jede Nacht wachte ich auf und glaubte du wärst bei mir, nur um mich zu erinnern, dass ich dich durch meine eigene Dummheit verlor. Jetzt bin ich hier und weiß nicht einmal wieso"

Aurora hörte ihm zu. Geduldig. Sie unterbrach ihn nicht ein einziges Mal. "Du Heuchler! Die Entschuldigung kommt ein wenig spät. Meinst du nicht auch?" Ihr Lächeln war gefährlich, verzweifelt und traurig.
Sie wollte ihm verzeihen. Doch sie konnte nicht. Ihr Stolz ließ es nicht zu. Und ihr Herz war gebrochen. 5 lange Jahre... Oft hatte sie daran gedacht, einfach zu gehen, wie er es getan hatte. Doch sie wollte ihre Fähigkeit perfektionieren. Das einzige, an dem sie sich klammern konnte. Was sie ablenkte, von ihrer Trauer. Ihrem Kummer.
"Das sind alles nur Worte." flüsterte sie leise. "Worte, die mir nichts mehr bedeuten. Ich kann dir nicht mehr glauben. Zu lange hast du mich angelogen." Sie machte eine kurze Pause." Ich sollte wirklich gehen." Ruckartig drehte sie sich um. Aber es tat ihr weh, diesen Schritt zu gehen. Ihre Hände zitterten. Was sollte sie nur tun?

Er zuckte nicht einmal. Sie hatte Recht. Es waren nur Worte für sie und sie kamen zu spät.
Wie gerne wollte er sie einfach gehen lassen, denn das war das einzig Vernünftige. Aber es ging nicht.
"Deshalb bin ich gegangen", sagte er leise. "Damit du mir nicht mehr dein Vetrauen schenkst, obwohl ich es nicht verdiene. Damit ich dich nicht mehr anlügen kann" Seine Augen glänzten verräterisch feucht. In all den Jahren hatte er nie geweint. Warum jetzt? "Geh, Nín Baneth. Geh, bevor ich dir wieder wehtue", flüsterte er.

"Es war ein Fehler, dass du einfach gegangen bist. Ich wollte nicht, dass du gehst. Auch wenn du uns verraten hast. Wir hätten es dennoch schaffen können. Aber duu hast mir das Herz gebrochen, indem du gegangen bist. Kein Wort der Erklärung. Nichts." Wieder drehte sie sich um. Aber diesmal liefen ihr Tränen über die Wangen. Dieser Tag war der schlimmste in ihrem Leben gewesen. Es war so schrecklich. Jetzt stand sie hier, wie damals an jenem Tag. "Ich kann nicht gehen. Obwohl ich es möchte. Meine Beine haben sich gegen mich verschworen." Sie lachte leise und schaute auf den Boden. Doch dann wurde ihr Gesicht wurde ausdrucklos.

Bestürzt sah er ihre Tränen. Zögerlich trat er an sie heran, streckte die Hand aus und wischte sie ihr sanft weg. "Schh, nicht weinen", meinte er, beinah verzweifelt. "Ich glaubte damals nicht, dass es eine Lösung geben könnte. Ich war so voller Hass, voller Zweifel. Du hast Recht, es gibt keine Worte die das entschuldigen können, was ich dir angetan habe. Ich wünschte es gäbe sie"

Aurora trat einen Schritt zurück und drehte ihr Gesicht weg. Seine Berührung tat ihr gut und das wollte sie nicht. Immer mehr Tränen liefen ihr Gesicht. "Und dennoch... Du hättest mir doch wenigstens einen Brief schreiben können. Irgendein Lebenszeichnen." schrie sie ihn verzweifelt an. "Ich... hatte mir solche Sorgen gemacht."

Traurig verzog er das Gesicht "Ich wollte es. Tausend mal hatte ich den Stift in der Hand. Aber die Worte kamen nicht und dann begann ich zu denken, ein sauberer Schnitt wäre einfacher. Wenn ich einfach weg wäre, wäre es leichter alles zu vergessen." Er hatte geglaubt, sie würde darüber hinwegkommen. Sich neu verlieben. Ihn vergessen. Aber es schien, als ob sie ihn genauso wenig hatte vergessen können wie er sie.

Aurora schüttelte den Kopf. „Du kannst mir nicht erzählen, dass du es in den letzten Jahren nicht einmal geschafft hast, mir einen Brief zu schreiben. 5 Jahre…“ Sie schüttelte noch einmal den Kopf und wandte sich von ihm ab. "Tod ist keine Lösung. Das habe auch ich in den letzten Jahren begriffen." sagte sie zu ihm. Ihr Gesicht war in den Wald gerichtet und sie war einige Schritte voraus gegangen. Ihr Rücken zeigte zu ihm. Der wind bließ ihr in die Haare und wirbelte sie herum.

"Du wirst mir nicht verzeihen und das ist auch gut so, denn wenn du es je könntest, so würde ich dich doch nur wieder verletzen. Wieder und wieder. Ich wollte, dass du mich vergisst, verstehst du? Dich in jemanden verliebst der dich nicht verrät. Ihn heiratest. Kinder hast. Ein Leben indem du glücklich bist" Er sah zu ihr und spürte das Verlangen sie zu beschützen, zu trösten. Aber das konnte er nicht. Es war stand ihm nicht mehr zu.

"Ja, ich werde dir nicht mehr verzeihen." sagte sie leise und schaute noch immer in den Wald. Ihr Blick war starr nach vorne gerichtet. Dann wandte sie sich wieder ihm zu. "Es gibt nur einen Menschen, den ich liebe, mit dem ich glücklich werden kann. Nur ein einziger." Sie machte eine kurze Redepause. "Und dieser jemand steht hier auf der Lichtung. Direkt vor mir." Es hörte sich alles so widersprüchlich an. Auf der einen Seite sehnte sie sich nach Levin. Doch auf der anderen Seite war da dieser Schmerz. Und aus diesem Grund konnte sie ihm nicht verzeihen.

Levins Herz schlug wild, als er ihre Worte hörte. Er starrte sie an, ungläubig. Sie liebte ihn immer noch? Nach allem was er ihr angetan hatte? Er schluckte, versuchte sich unter Kontrolle zu kriegen. Seine Kehle fühlte sich trocken an. "Dasselbe gilt für mich", erwiderte er. In ihm stand alles auf Konflikt. Sein Gewissen schrie ihm zu, er solle fortrennen, bevor er einen Fehler beging, doch sein Herz befehligte seine Beine und ließ ihn nicht entkommen.

Was hatte er erwartet? Dass sie ihn so einfach vergessen würde? Echt. Dann konnte er sie aber schlecht. Ihr Blick senkte sich nach seinen Worten. Er liebte sie noch. Das machte sie unendlich glücklich.Aurora konnte es einfach nicht fassen. Sie wollte ihn umarmen. Einfach nur umarmen. Aber ihre Glieder bewegten sich nicht. "Ich... kann nur mit dir glücklich sein." flüsterte sie leise. Ihre Stimme brach am Ende ab. Wollte er sie wirklich noch? Sie hatte Angst, dass dies alles hier nur ein Traum war. Und sie gleich aufwachen würde. Wieder diese großen Schmerzen in ihrem Herzen habe würde.

'Ich kann nur mit dir glücklich werden' Levin schluckte den Kloß in seinem Hals herunter und ging auf sie zu. Vor ihr blieb er stehen, sah auf sie herab. Ein Herzschlag lang schien die Welt still zu stehen, bevor er sie in seine Arme zog. "Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich", murmelte er. Bei jedem Wort hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn, die Schläfen, die Wangen und schließlich auf ihre Mundwinkel. Der Wind strich durch ihre Haare und verhakte die Spitzen miteinander. Rot und Blond vermischt.
"Wenn du wüsstest wie sehr ich dich vermisst habe. Sag mir, dass du real bist", flüsterte er.

Aurora tat nichts. Sie wollte ihn von sich schieben. Sie wollte das alles nicht. Sagte ihr Verstand. Aber ihr Herz hatte die Überhand genommen. Scheiß drauf, was ihr Gedächtnis ihr riet. Jetzt zählten allein nur ihre Gefühle. Sie spürte seine Lippen so intensiv wie noch nie. Ihr ganzes Gesicht brannte an den Stellen seiner Berührungen. Ihr Herzschlag pochte so stark gegen ihre Rippen, dass es beinahe weh tat. Sie hatte Angst ihre Augen zu schließen. Aus Angst, es könnte alles nur ein Traum sein. "Ich weiß nicht..." flüsterte sie leise. Aurora war so froh, seine Stimme zu hören. Ihr Blick war sanft auf ihn gerichtet. Sein Blick hielt sie gefangen. Wie vor 5 Jahren. Wie so oft. Sie lehnte ihren Kokpf einfach nur gegen seinen Brustkorb und lauschte dem unregelmäßigen Schlagen seines Herzens. Es fühlte sich so... real an. Ob es dies auch war? So oft hatte sie sich nach diesem Augenblick gesehnt. Und nun sollte er da sein? Beinahe hätte sie gelacht. Er hatte sie vermisst. "Warum fühlt sich alles so unreal an. Warum habe ich das Gefühl, als wenn dies alles nur ein Traum ist? Wenn dies so sei, möchte ich nie wieder aufwachen." flüsterte sie leise und atmete wieder seinen unverkennbaren Geruch ein.

"Wenn das ein Traum ist, dann lass ihn uns gemeinsam träumen" Seine Stimme klang fremd in seinen Ohren. Zärtlich. Wie lange hatte sie nicht mehr so geklungen? "Vielleicht fühlt es sich so surreal an, weil es eine unmögliche Situation ist. Kann es nach all den Jahren überhaupt noch sein?" Die Fragen in seinem Kopf wurden in den Hintergrund gedrängt von dem Gefühl sie zu halten, den Geruch ihrer Haare einzuatmen, ihr Herz schlagen zu fühlen.

"Ja..." hauchte sie leise und legte ihren Kopf leicht an seine Halsbeuge. In den letzten Jahren war sie noch einige Zentimeter gewachsen. Nicht viel. Aber es reichte, um den Kopf an Levins Halsbeuge zu legen. Ihr Atem berührte seine Haut sanft. Sie schlang ihre Hände um seine Mitte und genoss den wunderbaren Augenblick. "Es ist beinahe unvorstellbar." flüsterte sie auf seine Frage. "Beinahe. Vielleicht hat uns die Hoffnung am Leben erhalten, dass wir doch noch uns wieder sehen. Man trifft sich immer ein zweites Mal im Leben." meinte sie.