Eine nicht ganz ernst gemeinte Story zu einer etwas anderen Frau
Hier ist nix mit in Ohnmacht fallen...
„Oh mein Gott.“ Viola More wich zurück. „OH-MEIN-GOTT-was...was ist das?“
Sie war gerade von ihrer Arbeit als Kellnerin zurückgekommen und war wie üblich direkt zu ihrem Schrank gegangen, um sich bequemere Sachen anzuziehen. Als sie die Schranktür geöffnet hatte, war ihr eine Leiche vor die Füße gefallen. Sie betrachtete sie genauer. Sah aus wie ein Mann...Sie drehte ihn mit dem Fuß vorsichtig um und zog eine Augenbraue hoch. Ja, eindeutig ein Mann. „Scheint als hättest du Spaß gehabt bevor du gestorben bist...“, murmelte sie. Sie blickte auf die Leiche herab und fragte sich unwillkürlich, ob er auf den Kompost oder zum Restmüll gehörte. Bereits im nächsten Augenblick, schüttelte sie den Kopf über ihre absurden Gedankgengänge. In so einer Situation sollte sie sich viel eher Sorgen darum machen, wie sie diese Leiche der Polizei erklären konnte...Wie, um alles in Welt, sollte sie sie dazu bringen ihr zu glauben, dass sie nichts mit dieser Leiche zu tun hatte?
Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf und ließ sie abrupt zusammenzucken. Was wenn der Mörder, oder so wie der Mann aussah, vielleicht auch die Mörderin, noch hier war? Was, wenn sie gerade in diesem Moment irgendwo lauerte, bereit sie zu töten. Viola beschloss dass es, Verdächtigung hin oder her, nun an der Zeit war die Polizei zu rufen. Sie verfluchte sich dafür, ihr Handy auf dem Küchtentisch liegen gelassen zu haben. Nun musste sie durch den unsicheren Flur, um Hilfe zu holen.
Vorsichtig öffnete sie die Tür und spähte hinaus auf den Flur. Niemand war zu sehen. Sie trat auf den Flur hinaus und schloss die Tür hinter sich leise.
Viola schlich zu ihrem Telefon, hob den Hörer ab und wählte. Eine freundliche Frauenstimme meldete sich: „Polizeirevier Lousiana, was kann ich für Sie tun?“ Viola hob zum Sprechen an, als sich von hinten plötzlich eine Hand auf ihren Mund legte. Sie versuchte zu schreien, aber die Hand erstickte jeden Laut.
Eine Männerstimme an ihrem Ohr flüsterte: „Na,na, wer wird denn hier gleich die Polizei rufen? Sehr unklug.“
Die Stimme jagte ihr einen Schauder über den Rücken. Sie war weich und volltönend, aber sie konnte die Härte darin hören. Unnachgiebig, wie Stahl. Die Hand immer noch auf ihrem Mund, packte der Unbekannte das Telefonkabel in der Wand, und riss es heraus. Die Verbindung war augenblicklich beendet und die inzwischen besorgt klingende Stimme der Polizistin erstarb.
„Ich werde jetzt die Hand von deinem Mund nehmen. Wage es zu schreien und dein Leben endet hier.“ Langsam nahm er die Hand von ihrem Mund. Viola war bei seinen Worten erstarrt. Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte sie keinen Ton hervorgebracht. Der Mann stand nach wie vor hinter ihr. Viola wollte nun wenigstens sehen, mit wem sie es zu tun hatte, und drehte sich um. Ihre Augen weiteten sich als sie ihr Gegenüber betrachtete.
Er war mindestens 1,85m groß, sein Körper war durchtrainiert, seine Haut war jedoch seltsam blass. Seine schmalen Hüften steckten in verwaschen Jeans, dazu trug er ein schwarzes T-shirt, dass seine Blässe betonte und unter dem sie Muskeln spielen sah. Ihr Blick wanderte nach oben und sie keuchte, als sie sein Gesicht sah. Seine Züge waren sowohl fein, als auch markant. Seine hohen Wangenknochen wurden durch seine darauf fallenden schwarzen Haare betont, die vorne etwas länger waren und ihm ins Gesicht fielen, hinten aber kurz gehalten waren. Sein Mund mit dem kleinen Kniff in der Oberlippe wirkte verletzlich, aber sie sah den harten Zug um seine Lippen. Seine Augen waren von einem durchdringenden Goldton, sie schimmerten geheimnisvoll und Viola wurde mehr und mehr von ihnen in den Bann gezogen. Ihr fiel nicht einmal auf, dass sie ihn anstarrte, bis er lachte.
„Starrst du immer alle Leute so an?“ Viola zuckte zusammen und errötete . Natürlich nicht, aber er war so...Sie schüttelte den Kopf. Dafür gab es kein Wort. „Nun, meine Kleine, willst du mir nicht sagen wie du heißt?“ Du dringst in meine Wohnung ein, ohne auch nur aufs Namensschild zu sehen?, dachte Viola kurz. Dann aber fing sie sich wieder und antwortete: „Mein Name ist Viola More. Aber was geht Sie das an, mal abgesehen davon, dass ich Ihretwegen vermutlich wegen Mordes verhaftet werde. Ihnen habe ich doch diesen wunderbaren Herrn in meinen Schrank zu verdanken?“
Er lächelte. „Volltreffer, Kleines. Aber das mit dem Verhaften stimmt nicht ganz. Ich kann nicht zulassen dass du verhaftet wirst.“ Sie starrte ihn verwirrt an. Wollte er sie schützen? Er fuhr fort. „Ich kann nicht zulassen, dass du ihnen von mir erzählst.“ Da lag also der Hase im Pfeffer! War ja klar gewesen, dachte sie, dass er nicht zur Polizei marschiert um sich zu stellen. Sonst hätte er ja nicht das Telefonkabel aus der Wand reißen brauchen, was sie ihm übel nahm, das Ding war sauteuer gewesen.
„So? Dann würd ich mal vorschlagen, dass Sie mich jetzt mal um die Ecke bringen. Ich hab so das Gefühl, dass ich sonst das Bedürfnis verspüren werde, zur nächsten Polizeistation zu fahren“, entgegnete sie sarkastisch.
Er lachte wieder. Der Kerl machte sie rasend! Wie konnte er in so einer Situation nur so ausgelassen sein? „Keine Angst, Kleines, ich habe nicht vor dich umzubringen. Wenn ich das vorgehabt hätte, hätte ich es längst getan.“ Viola schluckte. Wie...ungemein beruhigend. „Wenn Sie mich nicht umbringen wollen, was haben Sie dann mit mir vor?“ Wäre mal nett das zu erfahren...andererseits vielleicht auch nicht.
„Ich nehme dich natürlich mit.“ Viola war völlig perplex. Das konnte er jetzt nicht ernst meinen! „Wie bitte?“ „Ich nehme dich mit“, wiederholte er geduldig. Diesmal drangen seine Worte zu ihr durch und sie explodierte. Es war ihr im Moment scheißegal dass er ein Mörder war, sie sah rot. „Jetzt hör mir mal zu, du Lackaffe!“ Er zog bei dem Ausruck eine Augenbraue hoch.
„Ich führe ein anständiges Leben, habe einen Job, eine Wohnung und es geht mir gut. Alles okay. Und dann kommst du! Brichst hier einfach und ermordest jemanden in meiner Wohnung, schlimm genug! Aber dann hast du noch nicht mal genug Anstand um die verdammte Leiche wegzuschaffen! Als ob das so schwer wäre für jemanden wie dich! Aber nein, der feine Herr ist sich dafür zu schade und lässt die Leiche einfach mal im Schrank liegen! Womit vermutlich meine Kleider versaut worden sind! Das ist deine Einstellung? Soll sich doch die Bewohnerin der Wohnung drum kümmern, die macht sowas ja öfter und nein, sie wird sicher keine Probleme mit den Behörden kriegen!“
Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber sie funkelte ihn so zornig an, dass er ihn wieder schloss. „Ich bin noch nicht fertig! Als wäre das alles nicht genug, erzählst du mir auch noch, dass du mich mitnimmst! Sag mal hast du nicht alle Tassen im Schrank? Ich habe hier ein Leben, verdammt nochmal! Eine Familie! Und vorallem einen Job! Was glaubst du, ist los, wenn ich da nicht auftauche, heh? Sie würden mich feuern! Da draußen gibt es genug Mädchen, die nicht im Begriff sind entführt zu werden, denen werden Sie dann den Job geben! Also, nimm deine beschissene Leiche und beweg deinen Hintern hier raus!“ Schwer atmend stand sie da, die Hände in die Hüfte gestemmt, ihre ganze Haltung strahlte Trotz und Zorn aus.